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Aufsatz zum Themenschwerpunkt

Erfahrungen von HerkunftssprecherInnen bei Studienaufenthalten im Herkunftsland der Eltern – eine Studie im russisch-finnischen Kontext

Abstract

Zur Unterstützung der russischen Herkunftssprache gibt es in Finnland zweisprachige Kindergärten und Schulen, Unterricht in der Familiensprache (finanziert durch Gemeinden), Zirkel, Reisen nach Russland u.a.m. Dennoch haben zweisprachig russisch-finnische Studierende Probleme im Vokabular, in der Kommunikationspragmatik und in der Akzeptanz eines unterschiedlichen Wertesystems. Im vorliegenden Beitrag werden die Russischreiseeindrücke von bilingualen russisch-finnischen Studierenden von ihrem universitären Studienpraktikum analysiert. Darüber hinaus werden Unterrichtsmethoden für die bilingualen StudentInnen zum Ausbau ihrer russischen Sprache an der Universität Helsinki und an der Staatlichen Universität Twer vorgestellt und Perspektiven des Lernens in der russischsprachigen Umgebung diskutiert. 

Experiences of heritage speakers during study visits in the parents’ country of origin: A study in the Russian-Finnish context

In Finland, there are various ways to support Russian as heritage language: bilingual kindergartens and schools, classes in the family language (funded by municipalities), circles, trips to Russia etc. However, bilingual students who speak both Russian and Finnish struggle with vocabulary, communication pragmatics, and with accepting a different set of values. This article examines the bilingual Finnish-Russian students’ travel impressions of Russia from their study abroad. The University of Helsinki and the State University of Tver also present their teaching strategies for bilingual students to learn Russian, and perspectives on learning in a Russian-speaking environment are discussed. 

Для поддержки русского как унаследованного языка в Финляндии существуют билингвальные детские сады и школы, занятия на родном языке (финансируемые муниципалитетами), кружки, поездки в Россию и т.д. Тем не менее, у русско-финских билингвов есть проблемы со словарным запасом, с прагматикой общения и с принятием иной системы ценностей. В настоящей статье анализируются впечатления от поездок в Россию финско-русских студентов-билингвов на языковую практику. Кроме того, представлены методы обучения студентов-билингвов русскому языку в Хельсинкском университете и Тверском государственном университете и обсуждаются перспективы обучения в русскоязычной среде. 

Keywords: russisch-finnische Zweisprachigkeit, Sprachenlernen im Ausland, Herkunftssprache, Drittkulturkinder, Russian-Finnish bilingualism, studying language abroad, heritage language, Third Culture Kids

How to Cite:

Ekman, Julia; Gromova, Ludmila & Protassova, Ekaterina (2022):
Erfahrungen von HerkunftssprecherInnen bei Studienaufenthalten im Herkunftsland der Eltern – eine Studie im russisch-finnischen Kontext.
Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 27: 2, 165–185.
https://doi.org/10.48694/zif.3528

1 Einführung

Langfristige und umfassende Kommunikation mit MuttersprachlerInnen in einer natürlichen Umgebung ermöglicht es, die während des Universitätsstudiums gesammelten Kenntnisse und Fähigkeiten in die Praxis umzusetzen. Verschiedene Studien zeigen, dass Studierende dort ihre Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz erheblich verbessern und sich anschließend über die Erfahrungen freuen (vgl. DuFon/Churchill 2006; Freed 1995; Kinginger 2009; Shiri 2015). Sie entwickeln dabei teilweise eine neue Persönlichkeit (vgl. Benson/Barkhuizen/Bodycott/Brown 2013; Pellegrino Aveni 2005). Noch in den 1970er Jahren begann Dan Davidson Studien zum studentischen Austausch in der Sprache Russisch (vgl. z.B. Davidson 2007, 2010, 2015). Davidson und Shaw (2019) bestätigten, dass es unabhängig vom sprachlichen Niveau einen signifikanten Anstieg der Sprachkenntnisse und Fähigkeiten gibt, doch das Ausmaß hängt vom Ausgangsniveau ab.

Die stärksten Prädiktoren für einen erfolgreichen Auslandsstudienaufenthalt sind vorherige Sprachkenntnisse, ein gutes Hörvermögen, die Anzahl der bisher gelernten Sprachen, eine adäquate Vorbereitung und der Umgang mit sozialen Medien, während weitere Indikatoren die Persönlichkeit, interkulturelle Sensibilität, das Geschlecht und Alter umfassen (vgl. Baker-Smemoe/Dewey/Bown/Martinsen 2014; Luo/Jamieson-Drake 2015). Man kann auch direkte und indirekte interkulturelle Kontakte, motiviertes Verhalten und sprachliche Einstellungen als die wichtigsten Faktoren für das Wohlergehen ausländischer Studierender während des Studiums in Russland betrachten. Die Lernenden sind nicht nur hoch motiviert, eine Sprache zu lernen, sondern zeigen auch Überzeugungen ihrer eigenen Fähigkeit, ein höheres Sprachniveau für ihre professionelle Entwicklung erwerben zu können. Sokolova und Bystrova (2021) zufolge tragen Kontaktmöglichkeiten dazu bei, die Angst bei Praktikanten zu reduzieren und einen Kulturschock zu vermeiden. Negative Erfahrungen könnten beseitigt werden, wenn die Studierenden vor der Einreise nach Russland einige Besonderheiten der interkulturellen Kommunikation beachten würden.

Davidson und Lekic (2013) berichten in ihrer Studie u.a. von einem neunmonatigen Aufenthalt in St. Petersburg mit Unterbringung in einer Familie und Studium an der Universität. Während des Sprachpraktikums wurde ein anderthalbfacher Kompetenzzuwachs bei Studierenden mit Russisch als Fremdsprache und ein doppelter Kompetenzzuwachs bei denjenigen erreicht, die Russisch zuvor als Familiensprache erworben hatten. Interessant war, dass russische HerkunftssprecherInnen ihre sprachlichen Leistungen etwas kritischer beurteilten als Studierende, die Russisch als Fremdsprache erlernen. Die Autoren (ebd.) machen darauf aufmerksam, dass HerkunftssprecherInnen des Russischen, die ihre Familiensprache im Ausland lernen oder neu erlernen, wenig erforscht wurden, u.a. weil wenige Eltern bzw. Vertreter der zweiten Generation versuchen, längere Zeit in Russland zu verbringen. Aus unserer Sicht passiert das eher in den Familien, die aus ideologischen Gründen oder als Vertriebene auswanderten, aber es ist weniger relevant, wenn es sich um binationale Familien handelt, sowie um diejenigen, die ein Studien- oder Arbeitsvisum besitzen.

Wenn eine Person als PraktikantIn mit den gleichen ethnischen Wurzeln wie die empfangende Seite kommt (sie werden z.B. durch den Nachnamen identifiziert), wird ihm/ihr oft mit Misstrauen begegnet. Die russischen Gastgeber können sich nicht vorstellen, dass die HerkunftssprecherInnen ihre eigene Sprache und Kultur nicht erlernt haben oder dass die Familie aus dem Heimatland emigriert ist. Außerdem erweisen sich die in der Familie der Studierenden vermittelten Stereotypen in der Realität als falsch (vgl. Kinginger 2013). Die Skala der Sprachfähigkeiten variiert, und doch kann man die HerkunftssprecherInnen eher als Muttersprachler denn als Fremdsprachenlernende bezeichnen, mit denen sie oft zusammenlernen (vgl. Kagan/Minkov/Protassova/Schwartz 2021; Wiese et al. 2022). Die Vermittlungsmethode für solche Lernende sollte sich dennoch unterscheiden, denn sie weisen Wissenslücken auf allen Sprachebenen und einen spürbaren Einfluss der Sprache der Umgebung auf (vgl. Bauckus/Kresin 2018; Brehmer/Mehlhorn 2018; Carreira/Kagan 2018; Kagan/Carreira/Hitchens 2017; Mehlhorn/Bremer 2018). Dazu werden spezielle Techniken, Hilfsmittel und Programme entwickelt (vgl. Guelfreikh/Golubeva 2019, 2021).

Als Drittkulturkinder werden gewöhnlich Personen bezeichnet, die in der Kindheit und Jugend in verschiedenen Ländern lebten und in verschiedenen Sprachen kommunizierten. Solche Menschen haben oft eine globale und mehrdimensionale Weltsicht, aber fühlen sich gleichzeitig keiner bestimmten Kultur zugehörig. Sie sind sehr sensibel gegenüber Minderheiten und Kulturunterschieden, passen sich an neue Lebensbedingungen leicht an, reagieren schnell auf sich verändernde Situationen, haben Schwierigkeiten mit ihrer Identität und dem Heranwachsen im Erwachsenenalter, mit der Annahme von politischen Differenzen und sozialen Problemen. Außerdem zeigen sich Lücken in landeskundlichen Kompetenzen, Sprachdefizite auf allen Ebenen, Schwierigkeiten mit dem Ausdruck von Emotionen und mit der Pflege langfristiger enger Beziehungen (vgl. Bell-Villada/Sichel/Eidse/Orr 2011; Benjamin/Dervin 2015; de Waal/Born 2021; Lee 2020; Miller/Wiggins/Feather 2020; Moore/Barker 2012; Pollock/Van Reken/Pollock 2017; ). Oft finden die Third Culture Kids ihr Zuhause im Internet (vgl. Hannaford 2016). Kadam/Rao/Kareem Abdul/ Jabeen (2020) haben gezeigt, dass für solche Kinder kulturelle Wissensaneignung auch durch Aufenthalte im Herkunftsland der Eltern möglich ist.

Unser Ziel ist zu untersuchen, wie bilingual finnisch-russische Studierende den Aufenthalt in Russland ausnutzen im Vergleich zu denen, die Russisch als Fremdsprache erlernen. Wir betrachten die Meinungen der Studierenden, die in Form von Internet-Fragebögen, in der Kommunikation mit Fokusgruppen sowie in Aufsätzen zum Thema elizitiert wurden. Weitere Daten stammen aus Veröffentlichungen der Studierenden auf Facebook, Reportagen in der Studentenzeitschrift mit Bildern und eigenen Texten sowie Radiointerviews. Die Vor- und Nachteile eines Auslandspraktikums werden identifiziert und analysiert.

2 Zweisprachige Studierende an der Universität Helsinki1

In Finnland gibt es etwa 85.000 Menschen, die entweder Nachkommen der russischsprachigen Bevölkerung Finnlands sind, die sich hier seit Mitte des 18. Jahrhunderts in mehreren Wellen niedergelassen hat, oder Ingermanlandfinnen, die seit 1990 repatriierten, oder Ehegatten von Finnen oder auch Personen, die im Zusammenhang mit Arbeit oder Studium kamen. Es besteht die Möglichkeit, Russisch in Kindergärten, mehreren Sprachschulen, Vereinen sowie als Familiensprache (finnisch kotikieli –‚Sprache von zu Hause‘ oder auch oma äidinkieli – ‚die eigene Muttersprache‘) im Umfang von zwei Stunden pro Woche im Alter von 6 bis 18 Jahren zu lernen (Letzteres wird von den Gemeinden finanziert). In russischsprachigen und gemischten Familien herrscht eine eigene Sprachpolitik (vgl. Viimaranta/Protassova/Mustajoki 2017, 2018; Viimaranta/ Protassova/Bursa 2019). Nicht jeder fährt nach Russland, obwohl es nahe liegt und die Reise preiswert wäre. Manche Familien nutzen diese Möglichkeit jedoch intensiv, dann ist für die Kinder Russland immer ein kulturelles Fest mit Besuchen in Theatern, Museen, Treffen mit Verwandten und einem Verwöhnprogramm.

An der Universität Helsinki gibt es spezielle ‚muttersprachliche‘ Kursangebote für Studierende, die in einem russischsprachigen Land aufgewachsen sind. An den fremdsprachlichen Kursen nehmen auch Studierende teil, die sich Russisch als Herkunftssprache in der Kindheit angeeignet haben, für die Finnisch jedoch die dominante Sprache darstellt. Für sie wird ein spezielles Programm zur russischen Sprachpraxis zusammengestellt. Viele Kurse werden für finnische und russischsprachige Studierende gemeinsam angeboten, aber zum Sprachpraktikum fahren nur diejenigen nach Russland, die das wollen und die Russisch als Fremdsprache studieren. Normalerweise verfügen die HerkunftssprecherInnen über bessere mündliche als schriftliche Kompetenzen; ihr Vokabular ist geringer als das russischer MuttersprachlerInnen. HerkunftssprecherInnen fällt es schwer, Vorlesungen auf Russisch zu folgen; sie machen Fehler, die man von kleinen Kindern kennt. Unter den bilingual aufgewachsenen Studierenden finden sich solche, die beide Sprachen fast perfekt beherrschen, und diejenigen, die gerade erst anfangen, ihre allerersten Texte auf Russisch zu verfassen. Gemeinsam mit den anderen lernen sie Vokabeln, Grammatik, Literatur, Geschichte und Kultur kennen. Oft machen sie Entdeckungen wie etwa, dass sie das mehrmals gehört hätten und erst jetzt verstehen, was das gewesen sei und woher es gekommen ist. Das teilen sie nachher den anderen mit. Die zweisprachigen Studierenden erweitern u.a. ihren Wortschatz, erhalten Einsicht in Sprachkonstruktionen, bereichern ihre Rede mit Ausdrücken unterschiedlicher Stile, machen sprachvergleichende phonetische, lexikalische, semantische und grammatische Übungen. Sie halten Vorträge, führen nach dem Prinzip ‚Lernen durch Lehren‘ natur- und geisteswissenschaftliche Unterrichtsstunden für die ganze Gruppe durch (zu Themen, die die KommilitonInnen im Unterricht versäumt haben), spielen Sprachlernspiele, kommentieren aktuelle Ereignisse in Finnland, Russland und der Welt auf Russisch, referieren wissenschaftliche Artikel und schreiben Aufsätze. All dies zielt darauf ab, das sog. Küchenrussisch durch höhere Sprachregister zu erweitern und Lakunen zu füllen. Manche Übungen werden auch online durchgeführt (vgl. Loginova 2021; Nikunlassi/Loginova/Ufimtsev/Protassova 2021).

Es gibt auch Kurse in Landeskunde und Literatur, die ein Sprachpraktikum in Russland teilweise ersetzen können: In diesem Fall kann man die obligatorischen zehn Wochen (normalerweise in Twer) auf drei reduzieren (dann erhalten die Studierenden mehr Freiheit, wo und was sie studieren oder wohin sie reisen). Viele zweisprachig aufgewachsene Studierende wissen wenig über Russland (vgl. Nenonen 2021): Informationen darüber werden ihnen von ihren Eltern oder anderen Verwandten übermittelt, oft sind sie bruchstückhaft, unsystematisch und bereits etwas veraltet. Die meisten HerkunftssprecherInnen schauen kein russisches Fernsehen, verstehen nicht, wann, warum und in welcher Form russische Feiertage stattfinden, kennen nicht den Ursprung geflügelter Wörter und üblicher Ausdrücke, sind mit den politischen Strukturen und aktuellen gesellschaftlichen Diskussionsthemen nicht vertraut. Sie haben eine zwiespältige Stellung: „Wenn Russland beschimpft wird, stehe ich auf seiner Seite, wenn Finnland beschimpft wird, verteidige ich es, und es fällt mir immer schwer zu bestimmen, auf wessen Seite ich sein soll“, äußerte sich ein Student. Ein anderer spürte den Mangel an Sprachbewusstsein: „Ich schäme mich irgendwie, in Russland Russisch zu sprechen, ich denke, ich spreche eine altertümliche Sprache“. Viele beklagen sich: „Ich habe keine Verbindung mit der Kultur, ich habe das Gefühl, dass ich außerhalb der Gesellschaft bin, in Finnland bin ich sogar wegen des Familiennamens nicht ganz Finne, und in Russland sagen sie mir, dass ich nicht weiß, was ich wissen muss“.

Wenn die bilingualen Studierenden fühlen, dass sie wissen und verstehen, erfahren sie Selbstwirksamkeit. Angst vor Missverständnissen entsteht bei Unsicherheiten. Dementsprechend sind ihre möglichen Rollen in Bezug auf die Kultur ZuschauerInnen, KritikerInnen oder TeilnehmerInnen. Inwieweit die herkunftssprachlichen Studierenden zwischen zwei Kulturen balancieren bzw. gleich kritisch gegenüber beiden sind, hängt davon ab, in welcher Familie sie aufgewachsen sind, welche Sprache sie häufiger sprechen und an welcher sie mehr interessiert sind, ob sie genügend Literatur über Russland lesen, welchem Lerntyp sie angehören, wie sich ihr Wertesystem gestaltet und wie sie zu ihren Familienwurzeln stehen.

Vor dem Sprachpraktikum, nach dem ersten Studienjahr stellen die Studierenden mit Russisch als Herkunftssprache positive Veränderungen fest. In den Fokusgruppen berichten sie davon, dass sie darauf stolz sind, wie viel Neues sie gelernt haben: Eine unerwartete Welt hat sich ihnen eröffnet, sie konnten ihre Herkunftssprache in verschiedenen Bereichen verbessern und verstehen nun, wozu man Russisch außerhalb des familiären Kontexts verwenden kann. Sie finden, dass das Studienprogramm sie gemäß ihren Bedürfnissen fördert. So mischen sie jetzt nicht mehr so viel wie früher zwischen ihren Sprachen, und es wird endlich einfacher, eine Sprache ‚pur‘ zu sprechen. Viele Hemmungen und Hindernisse sind aufgehoben, ihr Selbstbewusstsein ist gewachsen. Die Studierenden, die nach Russland fahren, fühlen sich in der russischen Sprache bereits sicherer, sie sind bereit, in die russischsprachige Umgebung einzutauchen.

3 Ausbildung von bilingualen Studierenden an der Staatlichen Universität Twer

Seit 2009 bildet die Staatliche Universität Twer Studierende von finnischen Universitäten aus. Eines der Merkmale dieser Lernergruppen ist ihre Heterogenität, da für einige Studierende Russisch eine Fremdsprache und für andere ihre Mutter- oder Herkunftssprache darstellt. Bilinguale Studierende können neben Finnisch und Russisch auch Englisch, Schwedisch und Estnisch als weitere Familiensprache oder Sprache der Umgebung haben. Es gibt bestimmte Unterschiede in den Sprachkenntnissen und in der Art des Bilingualismus, meistens dominiert die finnische Sprache, jedoch ist auch eine ziemlich große Gruppe von balancierten Zweisprachigen vorhanden, die in beiden Sprachen sehr kompetent sind, vor allem solche, die im Schulalter nach Finnland gezogen sind und zuvor russische oder estnische Schulen besucht haben, wo ihre akademische Akkulturation stattfand und ihre sprachliche und kulturelle Identität entwickelt wurde. Da sich Studierende mit Russisch als Fremdsprache in den heterogenen Gruppen benachteiligt fühlten, während die HerkunftssprecherInnen schneller lernen, werden separate bilinguale Gruppen mit einem komplexeren Programm in allen Fächern organisiert.

3.1 Unterricht in bilingualen Gruppen

Die im Herbst 2017 zusätzlich eingeführten Kurse „Phraseologie der russischen Sprache“ sowie „Russisches Verb“, die auch theoretische Module enthielten, erfreuten sich bei den Studierenden großer Beliebtheit. In einer starken bilingualen Gruppe lernten die Studierenden den schriftlichen wissenschaftlichen Stil kennen, beschäftigten sich in einem philologischen Modul mit kritischen Artikeln über Literatur und lasen Fragmente von Bielinskis Artikel über Puschkin. Im Übersetzungskurs wurden den Studierenden authentische publizistische Pressetexte und Broschüren angeboten. Sie analysierten die Übersetzungen von Werbetexten in russischer Sprache, die im Internet veröffentlicht wurden, und korrigierten sie.

Alle ausländischen Studierenden treffen sich mit den russischsprachigen StudentInnen, besuchen den Unterricht des zweiten Studienjahres der historischen und pädagogischen Fakultät und diskutieren verschiedene Aspekte des russischen Bildungssystems. Die zweisprachigen Studierenden fühlen sich durch ihre mündlichen Fähigkeiten schneller imstande, bereitwillig und aktiv in die russische linguokulturelle Umgebung eintauchen. Sie kommunizieren mit russischen MuttersprachlerInnen, den russischsprachigen Studierenden, wenn sie in gemischten Kleingruppen ein Thema besprechen, einander näher kennenlernen und nach Wunsch Kontakte intensivieren.

3.2 Kommunikation in den Lehrveranstaltungen

Die DozentInnen an der russischen Universität und die Studierenden aus Finnland haben unterschiedliche Vorstellungen von einer gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Studierenden. Für die Studierenden aus Finnland mag es anfangs autoritär aussehen, wenn sie die Lehrkraft mit Sie, dem Vor- und Vatersnamen ansprechen sollen, denn in Finnland duzt man Lehrende und nennt sie beim Vornamen, während diese Anredeform in Russland eine kommunikative Verhaltensnorm darstellt und Respekt gegenüber Älteren ausdrückt. Diese Aspekte werden mit den Lernenden besprochen. Selbstverständlich fallen den HerkunftssprecherInnen solche Anredeformen leichter, wenn sie bereits vorher in ihrer familiären Sozialisation eine Rolle gespielt haben.

Die Lehrenden achten von Anfang an auf die Analyse kultureller Unterschiede und versuchen, interkulturelle Kompetenzen bei den Studierenden auszubilden, auch wenn sich manche Stereotypen sehr hartnäckig halten. Die gemeinsame Arbeit hängt vom gegenseitigen Vertrauen ab. Die Meinung der Eltern ist oft wichtiger als die Meinung einer russischen Lehrkraft. Wenn die Studierenden ein negatives Russlandbild mitbringen, befürchten sie, dass während ihres Aufenthalts etwas Schlimmes passieren könnte. Ein Student war von den ersten Tagen an sehr besorgt. Zum Glück teilte er dem Lehrer seine Angst mit, dass er hier in die Armee aufgenommen werden könnte, da er die doppelte Staatsbürgerschaft habe. Diese Frage wurde im Internationalen Zentrum der Universität besprochen, und der betreffende Student erhielt eine offizielle Information über die Unmöglichkeit eines solchen Präzedenzfalls. Daraufhin beruhigte sich der Student, studierte erfolgreich, war aktiv in der Kommunikation und verbesserte sein russisches Sprachniveau erheblich.

3.3 Kulturelle Interessen der StudentInnen

Bei der Organisation und dem Aufbau des Studienprogramms ist die Berücksichtigung der Interessen und Einbeziehung der Studierenden sehr wichtig, d.h. die Einhaltung der Prinzipien der Personalisierung, Individualisierung und Kooperation. Beide Seiten handeln dabei flexibel. In den ersten mündlichen Unterrichtsstunden wird den Studierenden angeboten zu entscheiden, was sie am liebsten erfahren möchten. Verschiedenste Themen werden diskutiert, darunter «Тайна перевала Дятлова» (Das Geheimnis des Dyatlov-Passes); «Что значит маникюр для россиянок и финок» (Was bedeutet Maniküre für die Russinnen und Finninnen) (die Studentin war an Nageldesign interessiert und erwarb später die notwendigen Materialien für ein Start-up des eigenen Geschäfts in Finnland), „Das Dorfleben im modernen Russland“ (die Großmutter der Studentin lebt in Russland, während eines Besuchs hat sie das echte Dorfleben kennengelernt).

Nach einer gemeinsamen Diskussion wurde in einer Vereinbarung zwischen den ProfessorInnen und Studierenden vorgeschlagen:

  • Feldunterricht mit individuellen Aufgaben auf der Straße: Как дойти до…? Где находится (Wie ist … zu erreichen? Wo befindet sich …?), auf dem Markt: Что сколько стоит? Давайте поторгуемся? (Was kostet was? Wollen wir verhandeln?), während der Tour: Узнайте, где находится памятник Салтыкову-Щедрину, сфотографируйте его, найдите информацию о нём в интернете, покажите фото и расскажите в группе. (Finden Sie heraus, wo sich das Saltykow-Shchedrin Denkmal befindet, fotografieren Sie es, finden Sie Informationen über ihn im Internet, zeigen Sie das Foto und berichten Sie darüber in der Gruppe);

  • gemeinsame Klassen mit russischsprachigen Studierenden an anderen Fakultäten;

  • Sehenswürdigkeiten in der Stadt, z.B. Gorki-Regionalbibliothek, Stadtduma, St. Katharina-Nonnenkloster, Kinos, Puppentheater und Dramatisches Theater, Museen, Ausstellungen;

  • Sehenswürdigkeiten in der Region, z.B. Karelisches Nationalmuseum in Lichoslawl; Puschkin-Museen in Bernovo und in Torzhok; die Stadt Stariza.

3.4 Selbstbewusstsein und Adaption an die russische Kultur

Zweisprachige Studierende entwickeln ihre kulturelle Identität auf unterschiedliche Weise. Diejenigen, die sich mit der russischen Kultur identifizieren, haben eine viel höhere Motivation für das Erlernen der Sprache und das Aneignen der Kultur, was sich vor allem im Interesse und in aktiven gezielten Tätigkeiten manifestiert. HerkunftssprecherInnen haben weniger landesspezifische Stereotypen wie ‚Wodka‘, ‚Bären auf den Straßen‘, ‚alle haben Mützen auf‘. Sie stürzen sich buchstäblich in den Strudel des russischen Daseins, versuchen, die hiesigen KommilitonInnen besser kennen zu lernen, so viel wie möglich über die Lebensweise zu erfahren, Partys zu besuchen, zusammen Sport zu treiben, sich beim Tanzen zu engagieren und sogar an Wettbewerben teilzunehmen. Russische Studierende laden die AusländerInnen zu den sogenannten Kvartirniki ein, bei denen es ein obligatorisches kulturelles Programm gibt, aber die Umgebung und der Kommunikationsstil frei und informell bleiben.

Nachdem eine Studierendengruppe im Kino den Film „Gogol. Der Wij“ gesehen hatte, wurde anschließend diskutiert, wodurch sich die Kinos und das Verhalten der ZuschauerInnen in Russland und Finnland unterscheiden. Das Leben und Werk von Gogol sowie die mystischen Motive der ukrainischen Folklore, die die Persönlichkeitsbildung und Kreativität des Schriftstellers beeinflussten, wurden intensiv studiert. Für die bilingualen Studierenden ist es schwierig, den Kommunikationsstil der Russen anzunehmen, daher bevorzugen sie zunächst Lehrveranstaltungen, bei denen keine persönliche Kommunikation notwendig ist. Hier können russische Studierende als TutorInnen bei der Verständigung helfen; allerdings werden solche Angebote nicht immer wahrgenommen (vgl. Gromowa 2018).

3.5 Die HerkunftssprecherInnen im Unterricht

Die herkunftssprachlichen Studierenden stellen eine äußerst heterogene Lerngruppe dar. In einem Fall handelt es sich um einen Studenten, der in Estland aufgewachsen ist und weder Russisch noch Finnisch genügend zu beherrschen schien, was sich u.a. an seiner Übersetzungskompetenz zeigte. Über alltägliche Themen konnte er gut auf Russisch sprechen, er kommunizierte mit den Russen in der Sporthalle, in Cafés und Clubs. Aufgrund seines sehr fehlerhaften schriftlichen Russisch erhielt er individuelle Nachhilfe. Durch die Arbeit mit Grammatiktabellen erreichte er gewisse Fortschritte. Doch Stilunterschiede in der Verwendung des Lexikons und die Wahl passender Synonyme waren für ihn fast unmöglich und er verfügte nur über geringe Kompetenzen im soziokulturellen Bereich. Bei der Überprüfung der Übersetzungen in der Gruppe wurde eine verbale möglichst positive Bewertung gegeben und der Student wurde individuell beraten. Die Empfehlung, individuelle Vokabelhefte zu führen, in denen er neue Wörter in Kombination mit anderen Wörtern im Kontext eintragen konnte, brachte auch hier gewünschte Ergebnisse.

Es gab auch sehr kommunikative Studierende, die durch die Sprachumgebung motiviert wurden, sich die Sprache schneller anzueignen. Sie gewannen Sicherheit und die Überzeugung, dass man sie adäquat versteht, und konnten somit Kommunikationsbarrieren überwinden. Hierbei waren auch Reisen zu interessanten Orten in Russland hilfreich. Diese Studierenden interessieren sich jedoch weniger für den Unterricht, so dass sie ihr Potenzial nicht bis zum Ende realisieren konnten und für Referate, Übersetzungen und literarische Essays nur durchschnittliche Ergebnisse erzielten.

Eher ‚häusliche‘ Lerntypen zogen es dagegen vor, sich auf den Unterricht vorzubereiten und aktiv mitzuarbeiten, hatten jedoch Hemmungen in der freien Kommunikation. Möglicherweise stellten ihre Stereotypen über Russland als ein gefährliches Land oder eindringliche Warnungen der Eltern dabei eine Hürde dar. Eine kleine Anzahl bildeten talentierte Studierende, die sowohl Russisch als auch Finnisch gut konnten und sich aktiv an dem russischen kulturellen Leben beteiligten.

Ein Student, der sich in Bezug auf seine Art mit wenig Mimik und Gesten zu kommunizieren zunächst wie ein ‚echter Finne‘ verhielt (Kommunikationsart, Mimik, Mangel an Gesten), begann sich plötzlich schnell zu ändern und verwandelte sich in einen emotionalen Russen. Er fühlte sich in der russischen Sprache in seinem Element und begann schnell furchtlos zu kommunizieren und besonders in der Pragmatik Fortschritte zu machen.

Die Selbstwahrnehmung der bilingualen Studierenden in der russischsprachlichen Umgebung hängt vom Grad der Beherrschung der russischen Kultur und Sprache in ihrem Land ab: Wie, wo und mit wem sie auf Russisch kommunizieren, wem sie verbale Autorität zuschreiben, welche Stereotypen über Russland dominieren, welche Beziehungen zu den russischsprachigen Verwandten bestehen, ob sie mit authentischen russischen Video- und Audio-Serien vertraut sind ist, inwieweit sie die Besonderheiten russischer Verhaltensweisen wahrnehmen, ob sie Varianten der sozialen Kommunikation identifizieren und woher sie ihr Hintergrundwissen beziehen.

4 Meinungen der Studierenden zum Sprachpraktikum in Russland

Einige StudentInnen begannen sofort über ihre Erfahrungen zu bloggen, besonders während sie reisten. Andere gaben nach ihrer Rückkehr schriftliche oder mündliche Interviews. Ihre Texte enthalten oft Notizen über persönliche Erlebnisse, die Lebensbedingungen, Anlaufschwierigkeiten und Lösungsversuche. Wie Russland ist, können die Lernenden anhand von Büchern wie Iljuha/Tsamutali/Vihavainen (2009), Vihavainen (2012), Mustajoki (2016), Bykov/Derkach/Kuorsalo (2020) erfahren, wo es um die Unterschiede zu Finnland geht. Aus der Immersion in die andere Kultur im Land der zu erlernenden Sprache sollten hauptsächlich positive Emotionen der ausländischen Studierenden resultieren; tatsächlich erleben viele von ihnen jedoch einen Kulturschock. Meistens liegt das an den Verhaltensnormen in den Bildungseinrichtungen, an Gewohnheiten, Werten und generell dem unterschiedlichen Hochschulsystem. Die Intensität des Kulturschocks hängt u.a. davon ab, wie gut die Studierenden Russisch können, sich kultureller Parallelen bewusst sind, ob sie schon einmal in Russland waren, früher mit Russen kommuniziert haben und inwieweit sie sich an neue Bedingungen anpassen können.

Die Ängste der bilingualen Studierenden vor der Reise sind mit mehreren Faktoren verbunden, insbesondere:

  • mit unzureichender Sprachkompetenz: Sie werden von russischen MuttersprachlerInnen nicht verstanden und fühlen sich aufgrund ihrer Sprache stigmatisiert;

  • mit der Bildungseinrichtung: Wie der Unterricht durchgeführt wird, wie die DozentInnen mit den Studierenden kommunizieren, wie schriftliche und mündliche Aufgaben bewertet werden, wie die Lernatmosphäre ist, ob das Aussehen der russischen Studierenden und Lehrkräfte sich von denen in Finnland unterscheidet, inwiefern die Studienorganisation und die Kommunikation im Hochschulkontext (u.a. mit Sekretärinnen, Tutoren) funktioniert;

  • mit der Unterkunft: Besonderheiten des Alltagslebens im Studentenwohnheim (Zimmer, Duschen, das Vorhandensein von Warmwasser, die Einrichtung von Toiletten und Hygiene, Regelmäßigkeit und Qualität der Reinigung, Kommunikation mit dem Personal), im privaten Bereich (die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, zu kochen, Unabhängigkeit, etc.), Zugang zum Internet;

  • mit der städtischen Kultur: Interaktion mit VerkäuferInnen, Fremden auf der Straße, Service im Laden, Restaurant, Straßenverkehr, eventuelle Aggression oder Belästigung gegenüber AusländerInnen oder Menschen mit nicht traditionellen sexuellen Orientierungen, anderer Hautfarbe;

  • mit der Finanzierung: Ob die Mittel für Unterkunft, Verpflegung, Reisen und Kulturprogramm ausreichen.

Wir haben im Herbst 2021 eine Online-Befragung unter Russistikstudierenden an den Universitäten Helsinki, Joensuu, Jyväskylä, Tampere und Turku (n = 23) sowie mündliche Gruppendiskussionen mit Studierenden (n = 25) durchgeführt, um ihre Meinungen zu Studienreisen nach Russland herauszufinden. Von den Befragten hat etwa eine Hälfte die russische Sprache in der Familie gelernt und die andere Hälfte lernte sie als Fremdsprache. Etwa 70 % der Befragten wurden in Finnland geboren, etwa 13 % zogen im Vorschulalter hierher, die restlichen zu gleichen Anteilen im Alter von 7–14 Jahren bzw. älter. Die bilingualen Studierenden haben nicht nur persönliche Kontaktpersonen in Russland, mit denen sie regelmäßig kommunizieren; die meisten rezipieren zudem regelmäßig russischsprachige Quellen (Radio- und Fernsehprogramme, Blogs).

Fast alle Befragten stimmen zu, dass der Kommunikationsstil in den russischen Bildungseinrichtungen viel autoritärer sei als in Finnland, insbesondere für die Universitäten sind hierarchische Beziehungen zwischen DozentInnen und Studierenden charakteristisch. Der Meinung eines Studierenden zufolge ist das in Russland schon aus der Mode, und die Verhaltensweisen unterscheiden sich auch von Hochschule zu Hochschule. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Lehrer auf dem Schreibtisch sitzt, um den StudentInnen näher zu sein“, bemerkt S1. „Die innere Kultur der Universität und die eigene Einstellung des Dozenten machen die Hierarchie an einigen Institutionen sichtbarer“, fügt S2 hinzu. Aus den Veröffentlichungen in der Presse könne man entnehmen, dass in den Hochschulen eine Atmosphäre der Stille und Angst herrsche und die Hochschulverwaltung sich riesige Gehälter genehmige und die Rechte der StudentInnen verletze (S3). Schließlich erfahren wir von einer/m TeilnehmerIn, dass die Beziehung zwischen DozentInnen und Studierenden ähnlich wie in Finnland wahrgenommen wurde, frei und freundlich.

Drei Viertel der Befragten glauben, dass das russische Bildungssystem grundlegende Bildung gibt, wobei das Programm fast nur obligatorische Fächer anbietet, während man in Finnland die zu studierenden Kurse freier wählen kann. Wenn man an einer finnischen Schule einen sog. langen Kurs (mit 10–12 jeweils 5-wöchigen Einheiten) wählt, lerne man tatsächlich mehr als in Russland, während man mit einem sog. kurzen Kurs (bestehend aus 1–3 Einheiten) weniger als in Russland lerne. Unterschiede im Bildungssystem, so die Meinung der Studierenden, zeigen sich auf der Universitätsebene, wo in Russland alle Studierenden meistens nach dem gleichen vorgegebenen Schema studieren. So dauert das Bachelor-Programm vier Jahre, während man in Finnland diesbezüglich flexibler ist. An medizinischen oder juristischen Fakultäten sind die Programme jedoch auch in Finnland strikter geplant.

In Finnland ist es auch notwendig, eine bestimmte Anzahl von obligatorischen Kursen zu absolvieren, es hängt weitgehend vom Fach ab, natürlich an der Fakultät für Geisteswissenschaften oder der Fakultät für Politikwissenschaften ist die Auswahl der Fächer breiter als bei der Ingenieurausbildung (S4).

In Russland kann es schwierig sein, etwas zu finden, was die Studierenden wirklich interessiert, doch an der Fakultät für Freie Künste und Wissenschaften in Sankt-Petersburg könne man Kurse selbstständig auswählen.

Etwa 40 % der Befragten stimmen zu, dass in den russischen Bildungseinrichtungen die Kleiderordnung für DozentInnen und Studierende strenger ist als in Finnland. Einige StudentInnen bemerken keine Unterschiede zwischen den Ländern in der Art sich zu kleiden, andere sind der Ansicht, dass sich diesbezüglich gerade viel ändere, oder dass hauptsächlich die Lehrenden an Schulen einem bestimmten Dresscode folgen. Eine Befragte betont, dass sie in Russland nie in einem Trainingsanzug zur Schule oder Universität gehen würde, was in Finnland üblich sei. In Russland würde man erwarten, dass sich Frauen weiblicher kleiden.

Ungefähr 26 % der befragten Studierenden sind davon überzeugt, dass es in russischen Bildungseinrichtungen nicht erlaubt sei, über sexuelle, religiöse Minderheiten, verschiedene Rassen sowie über Migranten zu sprechen. In den Kommentaren gehen die Meinungen auseinander: Einige glauben, dass dies streng verboten sei, andere hoffen, dass es zumindest als ernstes Problem diskutiert wird. Einige Studierende betonen, dass man solche Themen auch in Finnland vermeidet. In einem ausführlichen Kommentar heißt es:

Alles kann in Russland diskutiert werden; Minderheiten sind ein ungewöhnliches Thema für Gespräche; andererseits werden in Europa Diskussionen über Minderheiten manchmal zwangsweise eingeleitet. Es gibt Ungerechtigkeitsprobleme: Man zeigt sich zunächst wohlwollend, aber wenn eine bestimmte Grenze überschritten wird, sind Ressentiments überall sichtbar […] Oder, anders formuliert: Wenn die ganze Debatte auf solche Themen reduziert werde, besteht die Gefahr, echten Rassismus zu verpassen, der viel ernster ist und sich in echter Unterdrückung, Gewalt oder Verbrechen manifestiert (S5).

Nach der Erfahrung einer Person wird viel über religiöse Minderheiten und MigrantInnen gesprochen, aber kaum über aktuelle Politik und wenn, dann weniger locker als in Finnland.

Zu der Frage, welche Stereotypen über Russland sie gehört hätten, nannten die Studierenden u.a. die folgenden: In Russland werden Gedichte auswendig gelernt, Lernende werden an die Tafel gerufen und vor der Gruppe gedemütigt, wenn sie die Antwort nicht kennen. An den russischen Bildungseinrichtungen gebe es politische Propaganda. In Finnland betrachtet man Fehler als notwendig im Lernprozess, daraus resultiert keine Erniedrigung und Beleidigung. Die Russen würden – wie die Finnen auch – viel Alkohol trinken, seien ‚biegsam‘ (d.h. nicht immer ehrlich) in ihrem Verhalten, emotionaler, hätten Vorurteile gegenüber sexuellen Minderheiten und seien unpünktlich. In Russland könne man Zeugnisse kaufen. Während man in Europa Stereotypen wegen ihrer Irrationalität vermeide, (so sind die Schweden bspw. eigentlich gar keine ‚Snobs‘, die Esten sind nicht langsam und nicht alle Deutschen sind systematisch), würde man in Russland stärker an Stereotypen glauben.

Vor der Reise nach Russland waren die meisten Studierenden besorgt wegen der häuslichen Bedingungen (Unterkunft, fremde Menschen, Unannehmlichkeiten). An zweiter Stelle wurden Befürchtungen wegen unzureichender Sprachkenntnisse (ich werde nicht verstehen / ich werde nicht verstanden) genannt, auf dem dritten Platz Schwierigkeiten mit der Organisation (ich werde nicht wissen, wohin ich mich wenden kann / ich kann nicht fragen) und Schwierigkeiten mit dem Studium (andere Anforderungen, ich werde keine Zeit haben) (in jedem Fall etwa ein Drittel der Befragten). Am wenigsten sorgten sich die Studierenden wegen der Finanzen (nicht genug Geld für Essen und Reisen haben). Darüber hinaus wurden erwähnt:

  • Unsicherheit auf der Straße, insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit, die Nichteinhaltung der Verkehrs- und Covid-Regeln,

  • politische Verfolgung, Staatspropaganda, Kriminalität, Unfälle, Armut, Umweltprobleme,

  • die Situation an der russischen Grenze beunruhigt immer.

Schwierigkeiten gab es häufig mit der Organisation der Unterkunft: Oft war bis zum letzten Moment unklar, wo man wohnen wird. In solchen Fällen konnten die in Russland vor Ort lebenden Finnen helfen. Es dauerte lange, bis die Studierenden lernten, auf Russisch zu kommunizieren, und die Sprachbarriere verursachte Stress und Müdigkeit. Mehrere Befragte äußerten hingegen, sie hätten während ihres Russlandaufenthalts nie vor irgendetwas Angst gehabt. Eine Studentin berichtete, dass sie in Russland nie zugegeben habe, zu einer sexuellen Minderheit zu gehören und dass sie Feministin sei; überhaupt habe sie viele ihr wichtige Dinge nicht thematisiert.

Etwa die Hälfte der Befragten verbinden die erworbenen Erfahrungen hauptsächlich mit der städtischen Kultur, an zweiter Stelle mit der Sprache, an dritter mit dem Studium selbst. Es gab auch viele positive Kommentare. So wurde berichtet, dass das Essen lecker sei, dass man endlich unbegrenzt Buchweizen, Blini mit Fleisch und Doktorskaja-Wurst essen konnte, außerdem gebe es überall Kirschsaft (für eine in Finnland geborene zweisprachige Studentin S6 stellten diese russischen Speisen ein seltenes Geschmackserlebnis dar).

Die Leute haben uns sehr gut behandelt. Es gab keine großen Probleme. Die Russen sind auch geselliger als die Finnen, und es war viel einfacher, sich kennenzulernen. Ausländer, insbesondere aus westlichen Ländern, werden mit Neugier und Interesse empfangen (S7),

sie helfen bereitwillig, laden nach Hause zum Abendessen ein. Für die Studierenden mit einer anderen Sprache als Russisch war es sehr erfreulich, dass die DozentInnen in jeder Situation unterstützt und geholfen haben, das Niveau jedes einzelnen berücksichtigt und hilfreiche Tipps zur Freizeitgestaltung gegeben haben. Es gibt viele Erinnerungen an verschiedene Menschen und Orte, schöne Tage und Ausflüge. Es gibt noch viele gute Freunde. (S8)

Sowohl bei den Fremdsprachenlernenden als auch bei den HerkunftssprecherInnen haben sich die Kenntnisse der russischen Sprache verbessert, es wurde viel leichter, auf Russisch zu kommunizieren, die Studierenden erlangten mehr Selbstvertrauen und überwanden viele Barrieren in der Kommunikation. Die TeilnehmerInnen konstatieren, dass sie die russische Kultur, besonders die Literatur und das Kino sehr schätzen, dass sie sich für die Geschichte Russlands und der UdSSR interessieren. In Russland sei es leicht, die Kultur kennenzulernen, Theater- und Konzertkarten sowie das Essen im Restaurant seien billig. Es gab viele Führungen zu Sehenswürdigkeiten, man konnte sowohl nach Moskau als auch nach Sankt-Petersburg fahren (Twer liegt zwischen den beiden Städten). Insgesamt sind die Studierenden mit der erhaltenen Ausbildung zufrieden und würden gerne noch ein weiteres Mal nach Russland gehen.

Es gab jedoch auch einige negative Eindrücke:

  • „Einige Leute wollten uns finanziell ausnutzen“ (S8).

  • „Die Bürokratie ist kompliziert und zeitaufwendig“ (S9).

  • „Am meisten enttäuschte mich, dass wir keine Möglichkeit hatten, zu echten Vorlesungen für russische StudentInnen zu gehen“ (S10).

Obwohl die freundschaftlichen Beziehungen innerhalb der Gruppe enger wurden, war es für einige Studierende auch anstrengend, ständig mit denselben Menschen Russisch zu sprechen:

  • „Zehn Wochen mit der eigenen Gruppe war zu viel“ (S11).

  • „In der Tat erforderte die Universität nicht viel Lernen von den ausländischen StudentInnen. Auf der anderen Seite gab es viel Freizeit, um die Stadt und die Menschen kennenzulernen“ (S12).

Einige Studierende waren enttäuscht von den Vorlesungen, beklagten sich über betrunkene Menschen, den Mangel an warmem Wasser, eine etwas unfaire Behandlung vonseiten der DozentInnen in einigen Situationen, Konflikte, die schlechte städtische Infrastruktur, bis hin zu Korruption (jemand deutete an, dass man einen Wohnheimplatz erhalten könne, wenn man Bestechungsgeld gibt). Die zweisprachigen Studierenden fühlten sich durch die negative Einstellung von Russen gegenüber Menschen, die ins Ausland gegangen waren, stigmatisiert.

Schließlich ging es bei der letzten Frage darum, die neuen Erfahrungen in Sprache und Kultur zu reflektieren. Die Studierenden erwähnten, dass sie gelernt haben, mit verschiedenen Menschen zu kommunizieren, auch gesprochenes Russisch und Jugendslang zu verstehen. Sie nannten Wörter wie емнип (если мне не изменяет память) – ‚wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt‘, щас ‚jetzt‘, dass man das stark umgangssprachliche кушаю ‚ich esse‘ in offiziellen Situationen nicht sagen solle, und sie lernten neue sprachliche Höflichkeitsformen kennen. Von nun an verstanden sie besser, wie die russischen Menschen leben, denken, arbeiten und sich verhalten – anders als in Finnland. Zudem änderte sich die Einstellung einiger Studierender zu ihren persönlichen Grenzen. Eine Person bemerkte, dass 90 % ihres Wissens über die russische Kultur aus dem Sprachpraktikum käme, diese Dinge hätte sie in Finnland nie lernen können. Dazu gehörten u.a. verschiedene Gerichte, Musik, Sprüche, Bräuche … die Liste ist lang (S13). Einige Studierende betonten, dass sie sich von Vorurteilen und Stereotypen trennen wollen. Ein Befragter meinte, dass es für die Russen sehr wichtig sei, dass Ausländer Russisch lernen und zumindest ein wenig über das Land wissen. Einige zweisprachige Studierende äußerten, dass ihr sprachlicher Zuwachs zwar vergleichsweise gering war, sie jedoch, was die russische Kultur betrifft, viel Neues gelernt hätten (S14).

5 Diskussion und Schlussfolgerungen

Es ist offensichtlich, dass in der Familie und im Hochschulkontext unterschiedliche Prioritäten und Arten der Kommunikation vorherrschen. Wenn Studierende das Land besuchen, in dem auch andere Menschen ihre Familiensprache auf der Straße und im alltäglichen Gespräch verwenden, ist das eine Art positiver Schock, der zu verschiedenen Fragen führt: Bin ich so wie diese Menschen? Spreche ich gut genug? Gehöre ich hierhin oder irgendwo anders? Versteht man mich wirklich?

In dieser ungewöhnlichen Klanglandschaft (soundscape) der Sprache, die den Bilingualen von Kindheit an nahe war, kann Vieles überraschen und verwundern. Einige Studierende freuten sich darüber, vieles wieder zu erkennen: Ich verstehe alles. Ein anderer fragt sich ab und zu: Hat man hier etwas auf Russisch gesagt? Wer hat das gesagt? Wo bin ich? Oh, ich bin in Russland (aus der Diskussion). Der dritte hört etwas auf Finnisch, Schwedisch oder Englisch, obwohl Russisch gesprochen wird, oder findet es seltsam, dass die ihm sonst vertrauten Sprachen kaum zu hören sind.

HerkunftssprecherInnen überschätzen oft den Grad ihrer sprachlichen Kompetenzen: Sie sind sicher, die Sprache gut zu beherrschen, und überzeugt davon, dass es nicht nötig sei, genauso viel in das Russischlernen zu investieren wie die Fremdsprachenlernenden. Die LektorInnen berichteten davon, dass es einigen Studierenden so scheine, als wären Informationen der Lehrkraft zur russischen Kultur und Landeskunde falsch oder ungenau, da sie von ihrer Mutter diesbezüglich andere Informationen erhalten haben und dass es schwierig sei, sie von anderen Sichtweisen zu überzeugen.

Die Zweisprachigen, die sich unwohl fühlen, in die Umgebung ihrer Erstsprache einzutauchen, nennen Befürchtungen in Bezug auf ein zu schnelles Sprachtempo von MuttersprachlerInnen; das Nichtverstehen von wenig frequentem, akademischem bzw. bildungssprachlichem Wortschatz sowie von Wörtern, die erst kürzlich im Russischen erschienen sind; Unsicherheiten pragmatischer Art, etwa in der großen Anzahl und Vielfalt von Kommunikationssituationen, beim Verstehen von Witz und Ironie sowie bei der Unterscheidung stilistischer Nuancen im Russischen. Aufgrund der fehlenden Vertrautheit mit Kulturspezifika können sie Hinweise und Anspielungen auf bestimmte Ereignisse und Menschen, die jede/r MuttersprachlerIn verstehen würde, nicht adäquat dechiffrieren. Sie sind meist nicht in der Lage, Menschen aufgrund ihrer Aussprache und Intonation oder des verwendeten Sprachregisters einzuordnen, z.B. aus welcher Gegend jemand kommt, ob er/sie Literatursprache oder Dialekt spricht, ob es sich um einen mehr oder weniger gebildeten Menschen handelt, oder ob eine bestimmte Äußerung eher als Drohung oder Lob zu verstehen ist. Obwohl Bilinguale im Alltag normalerweise mit wenigen russischen Kontaktpersonen kommunizieren (in erster Linie mit ihren Eltern), sollten sie versuchen, über den begrenzten familiären Kontext hinaus vielfältige Kontakte zur russischen Sprache zu pflegen, um ihre kulturellen und bildungssprachlichen Kompetenzen auszubauen. Dies würde sowohl HerkunftssprecherInnen als auch Studierenden mit Russisch als Fremdsprache bei ihrer Identitätsbildung in der anderssprachigen Umgebung unterstützen und sie in ihrer Selbstwirksamkeit bei der Kommunikation auf Russisch bestärken.

In Russland tauchen die Studierenden in einen anderen sprachlichen und kulturellen Raum ein, der sich deutlich von ihrer gewohnten finnischen sprachlichen Umgebung unterscheidet, und ziehen daraus sehr unterschiedliche Schlussfolgerungen. Der Russischunterricht für bilingual aufgewachsene Studierende an Hochschulen sollte daher nicht nur ihre Herkunftssprache weiterentwickeln, sondern auch diese kulturellen Aspekte berücksichtigen und die Lernenden auf Kommunikationssituationen mit MuttersprachlerInnen vorbereiten.

Notes

  1. Die Aussagen der Studierenden wurden im Laufe von 20 Jahren gesammelt und werden hier zusammenfassend dargestellt. [^]

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Kurzbio

Julia Ekman ist Universitätslehrerin an der Sprachabteilung der Universität Helsinki. Sie interessiert sich besonders für Sprachtheorie, Lehrmethoden des Russischen als Fremdsprache, interkulturelle Kommunikation und Didaktik der mündlichen und schriftlichen Übersetzung. Sie hat u.a. Übersetzungen von bilingualen finnisch-russischen Kindern und Studierenden erforscht.

Anschrift:

Department of Languages

P.O. Box 24

00014 University of Helsinki, Finland

julia.ekman@helsinki.fi

Ludmila Gromova, Dr., Doz., ist Leiterin des Lehrstuhls für Russisch als Fremdsprache an der staatlichen Universität Twer. Zu ihrem Untersuchungsgebiet gehören Fragen der Probleme der Interaktion zwischen Sprache und Kultur im Unterricht, finno-ugrische und slawische sprachliche und kulturelle Kontakte in der Region Twer; Theorie und Praxis der Übersetzung in Bezug auf berufliche und pädagogische Aktivitäten; Probleme des zweisprachigen Unterrichts; Probleme der Anpassung ausländischer Studenten an ein neues russisches sprachliches und kulturelles Umfeld.

State University of Tver

Zheljabova 33

170100 Tver, Russia

grludmila@yandex.ru

Ekaterina Protassova, Dr. hab., Doz., ist Universitätslektorin an der Abteilung Sprachen der Universität Helsinki. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Zweisprachigkeit von Kindern und Erwachsenen, die Rolle von Sprache und Kultur bei der Integration von Einwanderern sowie unterschiedliche Aspekte des bilingualen Unterrichts. Sie ist an verschiedenen Projekten zur Sprachpädagogik im internationalen Kontext beteiligt.

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