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Rezension: Augst, Gerhard & Kilsbach, Sebastian (2022): Auf Deutsch gesagt. Eine Wortschatzkunde für Deutsch als Fremdsprache. Hildesheim: Georg Olms Verlag.

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Rezension: Augst, Gerhard & Kilsbach, Sebastian (2022): Auf Deutsch gesagt. Eine Wortschatzkunde für Deutsch als Fremdsprache. Hildesheim: Georg Olms Verlag (2023): Rezensiert von Oksana Martyniv. Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 28: 1, 501–505. https://doi.org/10.48694/zif.3569.

Das Erlernen des Wortschatzes im Fremdsprachenunterricht, mit dem sich Deutschlernende während ihres Lernprozesses ständig auseinandersetzen, gewann im Laufe der Zeit an Bedeutung. Sich einen umfangreichen Wortschatz anzueignen, um erfolgreich kommunizieren zu können und Sprache in unterschiedlichen Kontexten zu rezipieren, gehört zu den wichtigsten Aufgaben des DaF-Lernenden/der DaF-Lernenden (vgl. Kötter 2022). Beim Erwerb des fremdsprachigen Wortschatzes sind verschiedene Lernstrategien unentbehrlich und notwendig, damit der/die DaF-Lernende aus der Vielzahl möglicher Strategien für ihn/sie passende auswählt und bessere Ergebnisse beim Fremdsprachenlernen erzielen kann. Das Lernen des deutschen Wortschatzes kann unbewusst wie bei Muttersprachlern/Muttersprachlerinnen oder systematisch erfolgen (vgl. Strank 2010; Winkel 2006). Mit dem Erwerb des Wortschatzes nach lexikalischen Strukturen nähern sich die Lernenden dem Muttersprachler/der Muttersprachlerin. Das Lernen von zweisprachigen Vokabelgleichungen (Muttersprache – Deutsch) ist immer problematisch, weil es oft ohne situative Einbettung im Kontext geschieht (vgl. Rampillon 1989: 34). Die Grundlage für die möglichst effektive Gestaltung des Lernvorgangs bildet eine sinnvolle Begrenzung der Menge von Wörtern und Wendungen, die zur besseren Einprägung nach bestimmten semantischen und sprachlichen Aspekten angeordnet werden können. Dafür können Wortfelder, Wortfamilien und Kollokationsfelder als Lernstrategie zur Wortschatzerweiterung und Vertiefung der Kenntnisse eingesetzt werden (vgl. Augst 2009: 1; Kilsbach 2018: 234).

Das Buch von Gerhard Augst und Sebastian Kilsbach adressiert sowohl DaF-Lernende, als auch DaF-Lehrende und bietet eine Einsicht in die Struktur des Wortschatzes und seine Vernetzung, die helfen kann, Wörter und Wendungen besser zu verstehen und anzuwenden. Das Buch stellt auch ein strukturiertes Material für die Erforschung und Vermittlung in DaF bereit. Der in der Wortschatzkunde vorausgewählte Grundwortschatz macht es möglich, die vermittelten Felder und Wortarten anhand nachvollziehbarer Beispiele anwendungsnah zu erklären und einen Einblick in bestimmte Formen des Wortschatzes zu bekommen. Besonderes Gewicht wird in diesem Buch auf die erklärenden Texte und Beispielsätze gelegt. Einerseits gibt es beim Anführen der Beispielsätze bewusst keine Fixierung auf den Basiswortschatz, andererseits werden die Beispiele möglichst einfach formuliert. So können die DaF-Lernenden die neuen Wörter aus den Beispielsätzen nach ihren Bedürfnissen auswählen und sich merken.

In der Wortschatzkunde werden sieben lexikalische Netze und dazu das Hauptkapitel „Muttersprache-DaF“ vorgeführt. Diese lexikalischen Strukturen sind im Buch mit den Buchstaben A–H abgezählt. Jedes Hauptkapitel beginnt mit einem Überblicksartikel, dann folgen einzelne Artikel (über alle Hauptartikel sind 88 einzelne Artikel). Sie sind in sich selbständig gestaltet, so dass Lehrende oder Lernende nach Interesse und Bedarf einzeln zugreifen können. Jedes Hauptkapitel wird durch die Lernhinweise abgeschlossen. In dem Buch wird besonderer Wert auf die Wörter gelegt, die mit anderen Wörtern am besten zusammenhängend gelernt werden können. Im Mittelpunkt dieser Lernstrategie stehen innerhalb jeden Inhaltsfeldes die Verknüpfungen zwischen den Wörtern, damit sie sich beim Verstehen und Sich Äußern gegenseitig hervorrufen.

Zu einem der ersten und bedeutsamsten Netze, auf welches die Autoren einen besonderen Schwerpunkt gesetzt haben, gehört die Ordnung des Wortschatzes nach Inhaltsfeldern. Der inhaltliche Zusammenhang der Wörter beim Erlernen der Fremdsprache fördert deren Speicherung. Das erste Kapitel umfasst 24 inhaltliche Felder, die verschiedenen Themen gewidmet sind. Bei der Auswahl der Inhaltsfelder haben die Autoren zielbewusst auf solche Beispiele geachtet, welchen ausländische Studierende in einem deutschsprachigen Land begegnen. Besondere Bedeutung kommen den Lernhinweisen am Ende des ersten Hautkapitels zu. In den Lernhinweisen wird den Lernenden vorgeschlagen, eine Mind Map zum Inhaltsfeld zu gestalten, durch welche die Lernenden inhaltliche Verknüpfung der Wörter bildlich darstellen und auch immer wieder mit neuen Wörtern ergänzen können. Diese Gestaltung ermöglicht den Lernenden die Wörter und Wendungen zu lernen, welche für sie relevant sind. Dadurch ist die angebotene Wortschatzkunde nicht nur für universitäre Praxis, sondern auch für individuelles Lernen geeignet. Hervorzuheben ist, dass die DaF-Lernenden und DaF-Lehrenden die Lernhinweise und auch Beispielartikel jederzeit nach ihren Bedürfnissen auswählen und verändern können.

Da die Sprache als eine Form von Handeln aufgefasst wird, stehen inhaltliche Felder im Zusammenhang mit funktionalen Feldern. Mit sprachlichen Mitteln können viele Funktionen in Sprache umgesetzt werden. Das inhaltliche Feld mit den funktionalen Verknüpfungen bilden das dominante Netz, in das alle innersprachlichen Netze integriert sind. Der Zusammenhang der inhaltlichen und funktionalen Felder widerspiegelt die Einheit von Inhalt und Form der Spracheinheiten.

Im zweiten Kapitel dieser Wortschatzkunde werden in 15 Artikeln die Handlungsfelder betrachtet. Es geht darum, dass an den Handlungen Handelnde beteiligt sind, Handlungen und Vorgänge in verschieden Räumen verlaufen können oder auf bestimmte Räume gerichtet sind. Als wichtige grammatische Mittel zur Angabe räumlichen Beziehungen dienen Adjektive, Adverbien und Wortgruppen aus einem Substantiv und Präposition. Die Handlungen finden auch in der Zeit statt, sie werden durch Zahlwörter mit Substantiven, durch Zeitadverbien oder adverbiale Ausdrücke, durch Substantive mit Temporalbedeutung oder durch Konjunktionen (Temporalsätze) ausgedrückt. Bei der Handlung kommen auch Instrumente oder Geräte zum Einsatz. In diesem Kapitel geht es auch darum, dass der Sprecher Handlungen, Ereignisse, Vorgänge ändern und kommentieren kann. Mit Funktionsverbgefügen betont man den Prozess oder das Faktum, durch einen Vergleich oder durch Interjektionen kann man sich an den Angesprochenen richten und seine Gefühle oder seinen Willen ausdrücken. Alle diesen Felder werden in Tabellenform durch Beispiele im Handbuch veranschaulicht. Sie geben den DaF-Lernenden eine Erklärung, wie Funktionswörter einzelne Wörter im Text verbinden können oder Zusammenhänge im Raum und Zeit in der logischen Ordnung herstellen.

Das dritte Kapitel macht die DaF-Lernende mit Phraseologismen (festen Wendungen) bekannt. Die Phraseologismen sind für die Kommunikation und den Erwerb der Fremdsprache wichtig, weil sie als untrennbare Einheiten im Gedächtnis gespeichert und reproduziert werden. Die Autoren machen auch über wichtigste Arten der festen Wortverbindungen eine kurze Übersicht in Tabellenform. Von großer Bedeutung für die DaF-Lernenden ist der Artikel Sprichwörter im dritten Kapitel. Die Semantik der Sprichwörter entsteht durch die Verallgemeinerung der menschlichen Erfahrung. Sprichwörter gehören zur Folklore des Volkes, haben eine lehrhafte Tendenz und ermöglichen den Lernenden einen Einblick in die fremde Kultur, Sitten und Bräuche und Mythologie.

Im Buch von Gerhard Augst und Sebastian Kilsbach wird besonderer Wert auf die Wortbildungsarten und Wortbildungsprodukte gelegt, die im vierten Kapitel in elf Artikeln analysiert werden. Eine tragende Säule dieses Kapitels sind die Lernhinweise, die den DaF-Lernenden sehr ausführlich die Methoden der Aneignung von neuen komplexen Wörtern anbieten. Die Lernhinweise geben den Lernenden einen Leitfaden an die Hand, damit sie sich anhand guter Beispiele in der Größe des Gesamtwortschatzes zurechtfinden können. Das gilt auch für das fünfte Kapitel Wortfamilie, denn der gesamte Wortschatz lässt sich nach Wortfamilien ordnen. Es lohnt sich für die DaF-Lernenden eine Wortfamilie mit einem Kernwort zu ermitteln und die Strukturen grafisch darzustellen. Dieses Verfahren als Lernstrategie hilft andere Wörter mit diesem Kernwort schneller zu verstehen und zu speichern, aber auch den Wortschatz gezielt auszubauen.

Im sechsten Kapitel Polysemie behandelt das Buch die natürliche ökonomische Tendenz der Sprache, welche die Speicherkapazität des Gehirns entlastet, wenn mit einer gegebenen Form unterschiedliche Bedeutungen ausgedrückt werden können.

Wörter, deren unterschiedliche Bedeutungen aus dem Kontext erschlossen werden können, stellen für die DaF-Lernenden keine Schwierigkeit dar. Falls die Bedeutung des Wortes bekannt ist aber das Wort im Zusammenhang des Gesprächs keinen Sinn ergibt, kann es in metaphorischer, metonymischer oder abstrakter Bedeutung gebraucht werden. Das Phänomen des Metaphernfeldes wird in dieser Wortschatzkunde als Lernstrategie betrachtet, da viele Wörter eines Inhaltsfeldes in ein anderes Inhaltsfeld wechseln und damit die Bereicherung des Wortschatzes fördern. Homonyme werden im Kapitel in 3 Gruppen eingeteilt: vollständige, unvollständige und grammatische. Beim Lernen der Homonyme wird empfohlen, diese Wörter an einen Kontext oder an ein Inhaltsfeld zu binden, weil der Kontext zumeist das einzige Kriterium der Bedeutungsunterscheidung ist.

Im siebten Kapitel haben die Autoren der Wortschatzkunde Synonymie, Antonymie und Stilebenen zum Vorschein gebracht. Es wird den DaF-Lernenden geraten, auch Gegensatzpaare zu lernen, weil sie eng miteinander vernetzt sind. Bei stilistisch markierten Sprachformen empfiehlt sich immer das neutrale Wort der Standartsprache.

Im Kapitel Muttersprache und Deutsch als Fremdsprache werden kulturelle und soziale Unterschiede beider Sprachen zum Vorschein gebracht. Viele Wörter des Basiswortschatzes weisen leichte Unterschiede auf. Je distanzierter die Sprachen und Kulturen voneinander sind, desto schwerer kann der Erwerb der Sprache fallen. In Tabellenform wird die Sprachenverwandschaft: Muttersprache  DAF demonstriert und zwar die Ähnlichkeit und Differenzen, welche auf den Lernprozess positiv oder negativ einwirken. Der letzte Artikel des Buches gibt den DaF-Lernenden einen Hinweis auf den Aufbau und die Funktion von Wörterbüchern, die für ein individuelles Lernen auf allen Niveaustufen sehr wichtig sind und Lernenden als Hilfsmittel dienen können.

Zum Schluss wurden im Buch scherzhafte Zusammensetzungen, Ableitungen, flotte Sprüche, Zungenbrecher veranschaulicht, die in den langwierigen Lernprozess Unterhaltung und Abwechslung bringen können.

Das Buch von Gerhard Augst und Sebastian Kilsbach bietet DaF-Lehrenden und DaF-Lernenden eine systematisch geordnete Wortschatzkunde, die den Einblick in die Struktur des Wortschatzes gibt, was Wörter und Wortverbindungen besser zu verstehen und anzuwenden hilft. Das Buch ist nützlich sowohl für das individuelle Lernen, weil der einzelne DaF-Lernende am besten weiß, in welchen Bereichen er seinen Wortschatz erweitern muss, als auch für das Lernen im Klassenverband. Im Ganzen gesehen, ist das angebotene Buch für alle geeignet, die ihren Wortschatz aus privaten oder beruflichen Gründen ausbauen möchten.

Literatur

Augst, Gerhard (2009): Wortfamilienwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen: Niemeyer.

Kilsbach, Sebastian (2018): Wortschatzerweiterung in autonomen Erwerbskontexten: Zum systematischen Ausbau des individuellen Erweiterungswortschatzes Fortgeschrittener im Land der Zielsprache. Gießen: Gießener Elektronische Bibliothek. http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2018/13821/ (18.07.22).

Kötter, Markus (2022): Wortschatzarbeit im Fremdsprachenunterricht. Grundlagen und Praxis in Primarstufe und Sekundarstufe I. Seelze: Klett Kallmeyer.

Rampillon, Ute (1989): Lerntechniken im Fremdsprachenunterricht. Handbuch. München: Hueber.

Strank, Wiebke (2010): Da fehlen mir die Worte: systematischer Wortschatzerwerb für fortgestrittene Lerner in Deutsch als Fremdsprache. Leipzig: Schubert.

Winkel, Sandra; Petermann, Franz & Petermann, Ulrike (2006): Lernpsychologie. Paderborn: UTB Bascis, Ferdinand Schöningh Verlag.

Oksana Martyniv, Taras-Schewtschenko-Universität Kyjiw

o.martyniv@knu.ua

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  • Oksana Martyniv (Taras-Schewtschenko-Universität Kyjiw)

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