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Stellungnahmen

Formen deutscher und finnischer zivilgesellschaftlicher Gegenredeinitiativen in sozialen Medien

Abstract

Als fünfte Gewalt eröffnen soziale Medien neue zivilgesellschaftliche Partizipationsmöglichkeiten, denen ein großes Demokratisierungspotenzial zugesprochen wird. Andererseits bergen sie auch Risiken für demokratische Gesellschaften, wie die Verbreitung von Hassreden und Desinformationen gezeigt haben. Da sich soziale Medien rasant weiterentwickeln, hinken Gesetzgebung und der Ausbau von Strafverfolgungsressourcen unweigerlich hinterher. Darüber hinaus sind nicht alle Hassreden und demokratiegefährdenden Diskurse strafbar und widersprechen auch nicht immer den Gemeinschaftsstandards der Plattformen. Gegenreden der Zivilgesellschaft können den Ton in den Kommentarspalten sozialer Medien verbessern und dazu beitragen, die Leser über wissenschaftlich anerkannte Fakten aufzuklären. In dieser kontrastiven Studie wurde untersucht, ob es kulturgebundene Unterschiede in der Einstellung zu Gegenrede gibt. Neben semiethnografischen teilnehmenden Beobachtungen von zwei deutschen und zwei finnischen Gegenredeinitiativen wurden über tausend ihrer Beiträge für eine systematische Analyse ihrer Kommunikationsstrategien gesammelt. Kulturgebundene Unterschiede in der Einstellung zu Gegenrede sind unter anderem an unterschiedlichen Motiven für die Gründung der Initiativen (systematisch geplant vs. spontan), am Management (hierarchisch oder heterarchisch) und an gesellschaftlicher Wertschätzung (gewährte oder fehlende Auszeichnungen und Medienpräsenz) festzumachen. Gegenrede wurde als reaktive oder proaktive Antwort der Zivilgesellschaft auf die Verschiebung des Sagbarkeitsfeldes in Richtung einer Verrohung von Sprache und Normalisierung demokratiegefährdender Diskurse definiert. Mit vorliegender Studie konnte gezeigt werden, dass Gegenredeinitiativen aktions- oder diskussionsorientiert sein können. In jedem Fall bieten sie Peer Support und Möglichkeiten gemeinsamen Lernens. Humor dient als Ventil, und humorvolle Gegenrede zieht Follower und Mitglieder in beiden Ländern an.

Forms of German and Finnish civil society counterspeech initiatives on social media
As the fifth estate, social media creates new opportunities for participation in civil society which are considered to have great potential for democratisation. On the other hand, they also pose risks to democratic societies, as the spread of hate speech and disinformation has shown. As social media rapidly develops, legislation and the expansion of law enforcement resources inevitably lag behind. Moreover, not all hate speech and democracy-threatening discourses are punishable nor do they always contradict the community standards of the platforms. Counterspeech from civil society can improve the tone in the comment sections of social media and help educate readers about scientifically recognised facts. In this contrastive study, I examined whether there are cultural-bound differences in attitudes towards counterspeech. In addition to semi-ethnographic participatory observations from two German and two Finnish counterspeech initiatives, over a thousand of their postings were collected for a systematic analysis of their communicative strategies. Culture-bound differences in attitudes towards counterspeech can be assumed, among other things, due to different motives for the founding of the initiatives (systematically planned vs. spontaneous), their management (hierarchical or heterarchical), and their social esteem (granted or missing awards and media presence). Counterspeech was defined as a reactive or proactive response from civil society to the normalisation of brutalised language and discourses that threaten democracy. This study also demonstrates that counterspeech initiatives can be action-oriented or discussion-oriented. In any case, they offer peer support and collaborative learning opportunities. Humour serves as a valve, and humorous counterspeech initiatives attract followers and members in both countries.

Keywords: zivilgesellschaftliche Gegenredeinitiativen, kulturgebundene Einstellungen, aktions- und diskussionsorientierte Gegenredeinitiativen, civil society counterspeech initiatives, culture-bound attitudes, action and discussion-oriented counterspeech initiatives

How to Cite:

Ylönen, Sabine (2023): Formen deutscher und finnischer zivilgesellschaftlicher Gegenredeinitiativen in sozialen Medien. Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 28: 2, 289–311. https://doi.org/10.48694/zif.3819.

1 Einleitung

Soziale Medien werden auch als fünfte Gewalt bezeichnet (vgl. Bunz 2012; Sormanen/​Dutton 2015). Durch sie wurde das traditionelle Machtgefüge ergänzt, das massenmediale Diskursmonopol des Journalismus verändert (Burkhardt 2015: 122). Sie haben einen großen Einfluss auf die private und öffentliche Meinungsbildung (Saresma 2017: 219) und eröffnen neue zivilgesellschaftliche Partizipationsmöglichkeiten, denen großes Demokratisierungspotential zugeschrieben wird (Leopoldina/​acatech/​Union der deutschen Akademien der Wissenschaften 2021: 35). Sie erlauben schnelle und weitreichende Vernetzungen, Informationsverbreitung in Echtzeit und das Erreichen einer breiten Öffentlichkeit. Über soziale Plattformen können Mitglieder der Zivilgesellschaft Missstände, Korruption oder Machtmissbrauch anprangern, sich organisieren und aktivistisch tätig werden. Auch Politiker sind nicht mehr auf die Berichterstattung traditioneller journalistischer Medien angewiesen, sondern können ihre Wähler*innen auf direktem Wege über soziale Medien erreichen.

Neben ihrem Demokratisierungspotential bergen soziale Medien aber auch Gefahren für demokratische Gesellschaften, wie die Verbreitung von Hass und Hetze, Falschmeldungen, Verschwörungsmythen, Extremismus und gezielten Desinformationen gezeigt hat (vgl. Dumbrava 2021; Kneuer 2017; Knuutila/​Kosonen/​Saresma/​Haara/​Pöyhtäri 2019; Landsberg 2021; Schwarz/​Holnburger 2018: 35). Durch die Verschiebung des Sagbarkeitsfeldes (vgl. Arendt/​Kiesendahl 2019; Marx 2019) tragen sie u.a. zu einer schamlosen Normalisierung von Hassrede und demokratiegefährdenden Diskursen bei (vgl. Wodak 2018). Die Enttabuisierung und das Salonfähig-Machen früher tabuisierter Inhalte und Sprache werden in Deutschland beispielsweise von der sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres aufgegriffen (Ylönen 2023: 36).

Im vorliegenden Beitrag sollen exemplarisch die Arbeitsweisen von je zwei deutschen und finnischen zivilgesellschaftlichen Gegenredeinitiativen, die sich Hassrede und Extremismus entgegenstellen und in den sozialen Medien (und darüber hinaus) relativ hohe gesellschaftliche Resonanz erzielten, untersucht werden. Ein Ziel dieser Studie ist es, zur Definition von Gegenrede beizutragen. Zudem soll untersucht werden, inwiefern kulturgebundene Einstellungen zu zivilgesellschaftlicher Gegenrede festgestellt werden können.

2 Reaktionen auf Hassrede und Extremismus in sozialen Medien

Da Hassrede und Extremismus in sozialen Medien zunehmend als Problem und Gefahr für demokratische Gesellschaften gesehen werden, gibt es Diskussionen darüber, wie darauf reagiert werden sollte und welche Rolle verschiedene Akteure (wie Gesetzgebung, Plattformbetreiber und Zivilgesellschaft) dabei spielen sollten.

2.1 Gesetzgebung

Grob gesagt ist Hassrede ein „politischer Begriff mit mehr oder weniger starken Bezügen zu juristischen Tatbeständen“, wie Stefanowitsch (2015: 11) es formuliert. Einen straf- oder zivilrechtlich verfolgbaren Tatbestand von Hassrede gibt es nicht und Hassredner berufen sich häufig auf ihr Recht auf freie Meinungsäußerung. Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist in demokratischen Gesellschaften verfassungsrechtlich geregelt; in Deutschland durch Artikel 5 des Grundgesetzes und in Finnland durch Paragraph 12 des Grundgesetzes (Suomen perustuslaki). Meinungsfreiheit gehört, wie Presse- und Informationsfreiheit, zu den Kommunikationsfreiheiten und hört erst bei strafrechtlich (z.B. im Falle von Beleidigungsdelikten und Tatbeständen der Volksverhetzung) und zivilrechtlich (z.B. bei der Verletzung von Persönlichkeitsrechten) verfolgbaren Äußerungen auf (Lauber-Rönsberg 2017: 100–101). Das Recht auf freie Meinungsäußerung schließt somit nicht aus, Verantwortung für die getätigten Äußerungen übernehmen zu müssen und in der Folge straf- oder zivilrechtlich belangt zu werden. Die rechtspopulistische Partei der Wahren Finnen/Basisfinnen (Perussuomalaiset), in deren Reihen Parlamentarier sitzen, die wegen Volksverhetzung (kiihottaminen kansanryhmää vastaan) verurteilt wurden, bemüht sich seit Jahren darum, den Strafbestand dahingehend zu ändern, keine Meinungsäußerungen, sondern nur eindeutig kriminelle Bedrohungen strafrechtlich zu verfolgen1.

Politische Debatten drehen sich häufig darum, inwiefern die Freiheit, Meinungen im Netz unzensiert und ungeahndet auch anonym verbreiten zu dürfen, eingeschränkt und die bestehenden Gesetze ergänzt werden sollten. In Deutschland wurde 2017 das Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken (Netzwerkdurchsetzungsgesetz – NetzDG) verabschiedet, mit dem „Hasskriminalität, strafbare Falschnachrichten und andere strafbare Inhalte auf den Plattformen sozialer Netzwerke wirksamer“ bekämpft werden sollen (Bundesministerium der Justiz 2022). Guhl/Baldauf (2018: 65) werten die Verabschiedung des NetzDG als durchaus positives Zeichen, merken aber an, dass dadurch die „Diskussion um das Thema Hassrede sehr stark auf juristische Fragen reduziert und die Verantwortung für deren Durchsetzung den sozialen Medien zugewiesen“ werde. In Finnland gibt es bislang kein vergleichbares Gesetz, aber auch hier sieht man sich zunehmend mit Hassrede konfrontiert. In dem 2019 vom finnischen Innenministerium veröffentlichten Bericht „Worte sind Taten. Intensivierung von Maßnahmen gegen Hassrede und Cyber-Mobbing“ wurde u.a. empfohlen, das „Zur-Zielscheibe-Machen“ (maalittaminen) strafrechtlich zu verfolgen, Internetplattformen mit juristischen Mitteln zum Kampf gegen Hassrede zu verpflichten und Gegenredekampagnen in Zusammenarbeit von Beamten mit Internetplattformen zu verstärken (Arbeitsgruppe unter Leitung von Mäkinen 2019: 66–67).

Da sich die sozialen Medien rasant entwickeln und es sich bei Hassrede um ein globales Phänomen handelt, hinken nationale und internationale Gesetzgebung sowie der Ausbau von Ressourcen für die Strafverfolgung zwangsweise hinterher. Außerdem bleibt eine Grauzone, nämlich welche im Rahmen der Meinungsfreiheit getätigten Aussagen (die die Stimmungslage in der Gesellschaft beeinflussen) überhaupt als strafbar verfolgt werden können. Aus der US-amerikanischen Rechtsprechung ist die Counterspeech-Doktrin bekannt, die Richter Louis Brandeis 1927 im Fall Whitney gegen Kalifornien formulierte, der zufolge Bildung dazu beitrage, das Böse abzuwenden („to avert the evel“), weshalb mehr Rede („more speech“) das (verfassungsrechtlich) anzuwendende Mittel sei (Richards/​Calvert 2000: 553).2

2.2 Plattformbetreiber (Facebook)

Der Meta-Konzern verspricht in seinen Facebook-Gemeinschaftsstandards, Hassrede nicht zuzulassen (vgl. Meta o. J. a). Nach einer ausführlichen Auflistung von untersagten Inhalten (z.B. entmenschlichende Vergleiche, wie Juden und Ratten, oder körperliche Einschränkungen im Bereich der Hygiene, wie dreckig, schmutzig, stinkend) wird betont, dass Kritik an der Einwanderungspolitik zugelassen wird. Kritik an der Einwanderungspolitik wird hier allerdings offenbar dehnbar ausgelegt, denn tatsächlich wird angezeigte Hassrede nur selten entfernt. Falschmeldungen werden von Facebook generell nicht gelöscht, sondern nur in ihrer Verbreitung eingeschränkt, mit der Begründung, dass zwischen ihnen und Satire oder Meinungen nur ein „schmaler Grat“ bestehe (Meta o. J. b). Gelöscht werden demzufolge nur strafbare Inhalte, nicht aber herabwürdigende Kommentare, die nicht rechtswidrig sind, die aber nichtsdestoweniger den gesellschaftlichen Diskurs im Sinne der fünften Gewalt beeinflussen.

2.3 Zivilgesellschaftliche Gegenredeinitiativen

In Kap. 2.1. wurde bereits die US-amerikanische „Counterspeech-Doktrin“ aus dem Jahre 1927 angesprochen, die auf Bildung statt Strafe setzt. Auch Quent (2018: 48) fordert, „Aufklärung, Solidarität und der Stärkung der Narrative marginalisierter Gruppen Priorität vor repressiven Maßnahmen einzuräumen“ und plädiert für Gegenredekampagnen der Zivilgesellschaft:

Die Bekämpfung von Hassrede und Extremismus im Internet kann nicht nur dem Gesetzgeber und den sozialen Netzwerken überlassen werden. Vor allem bei der Prävalenz von Inhalten, die zwar problematisch, aber weder illegal sind noch gegen die Gemeinschaftsstandards der großen Plattformen verstoßen, ist entschiedener Widerspruch aus der Zivilgesellschaft gefragt. (Quent 2018: 48)

Gegenrede (finn. vastapuhe, engl. counterspeech) der Zivilgesellschaft tritt Hassrede, Falschnachrichten, Verschwörungsmythen, dem Leugnen wissenschaftlich anerkannter Tatsachen und extremistischer Propaganda entgegen. Sie kann als Antwort der Zivilgesellschaft auf die Verschiebung des Sagbarkeitsfeldes in Richtung einer Verrohung von Sprache und Normalisierung demokratiegefährdender Diskurse definiert werden (Ylönen 2023: 40). Gegenrede kann dabei sowohl reaktiv (als zeitlich nachgeordnetes Benennen und Widerspruch gegen ein diskriminierendes und/oder demokratieverachtendes Antezedens) als auch proaktiv (als Fürsprache für Mitglieder diskriminierter Gruppen und Verbreitung humanistischer Werte und wissensbasierter Narrative) sein (vgl. a. Quent 2018: 51; Ylönen 2023: 37; Zollner 2022: 37).

Um den öffentlichen Diskurs im Sinne der fünften Gewalt beeinflussen zu können und einen positiven Einfluss auf humanistische, wissensbasierte und demokratische Meinungsbildung zu haben, muss Gegenrede in sozialen Medien auch quantitativ sichtbar sein. Aber wie steht es um die Bereitschaft, sich in Diskussionen einzumischen, die von Hassrede und Desinformationen erfüllt sind? Gilt nicht vielmehr das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“?

Im Finnischen genießt der Begriff der ‚Vernunftmenschen‘ (finn. tolkun ihmiset) hohes Ansehen. Er steht für Vernunft und Besonnenheit, Verhältnismäßigkeit, Angemessenheit, Fairness und Gerechtigkeit (vgl. Kurunmäki 2016), für Menschen, die Aufregung vermeiden, ruhig und gelassen reagieren, sich nicht in anderer Leute Angelegenheiten einmischen, den goldenen Mittelweg gehen. Der Begriff wurde berühmt nach den Postings des finnischen Präsidenten Sauli Niinistö auf Facebook und Twitter im Januar 20163, in denen er den Artikel von Jyri Paretskoi aus der Iisalmen Sanomat, einer Regionalzeitung, lobte und betonte, dessen Meinung zu teilen. In diesem Artikel wurden Menschen mit angeblich extremen Einstellungen zur Migration (finn. ääripäät, dt. ‚Extreme‘) den sogenannten ‚Vernunftmenschen‘ gegenübergestellt.4 Diese Lesart der zwei extremen Pole, ‚Rassisten‘ auf der einen und ‚Gutmenschen‘ (finn. suvakit, also die, die Gegenrede üben) auf der anderen Seite und der Begriff der ‚Vernunftmenschen‘, die den goldenen Mittelweg gehen, wurde übernommen in der vom finnischen Innenministerium in Auftrag gegebenen Studie von Puustinen/​Raisio/​Kokki/​Luhta (2017) zur Stimmungslage in der finnischen Bevölkerung gegenüber Asylbewerber*innen und Asylpolitik. Dieser Studie zufolge machen ‚Vernunftmenschen‘, die weder diskriminierend handeln noch Diskriminierung widersprechen, die große Mehrheit der finnischen Bevölkerung aus. Der Begriff ‚Vernunftmenschen‘ und die Normalisierung der Bezeichnung ‚Gutmenschen‘ (in der Bedeutung ‚extremer Gegenpol zu Rassisten‘), die die Polarisierung der Gesellschaft angeblich befördern, weil sie sich einmischen, wurden im Anschluss daran auch scharf kritisiert (vgl. Heikkinen 2017; Kuukkanen 2018; Timonen 2020).

In Deutschland gibt die Landesanstalt für Medien NRW (LfM) seit 2016 einmal jährlich Forsa-Studien in Auftrag, in denen Einstellungen zu Hassrede erhoben werden. In der Hate Speech Forsa-Studie 2022 (LfM 2022: 14) wurde festgestellt, dass nur ein Viertel der Befragten Gegenrede für wirkungsvoll hält. Zum Vergleich versprachen sich 79 % dies von strafrechtlichen Maßnahmen und 68 % von Meldungen bei den Plattformbetreibern. Anzumerken ist, dass das Verfassen respektvoller und sachlich argumentierender Gegenredekommentare nicht so leicht ist wie das Schreiben spontaner hasserfüllter Botschaften, unbelegter Gerüchte oder Falschmeldungen (Bojarska 2018: 15), was Zollner (2022: 36) als möglichen Grund für die (in den Forsa-Umfragen festgestellte) geringere Beliebtheit von Gegenrede ansieht (neben fehlendem Interesse, mangelnden Zeitressourcen oder der Angst, selbst zur Zielscheibe von Hassrede zu werden).

Trotz Vernunftmenschenmentalität und Bedenken gegenüber der Wirksamkeit von Gegenrede gibt es in finnischen und deutschen sozialen Medien seit langem zahlreiche Gegenredeinitiativen, von denen einige beträchtliche Mitgliederzahlen vorweisen können. Je zwei dieser Initiativen auf Facebook mit hoher gesellschaftlicher Resonanz wurden für die vorliegende Studie ausgewählt. Die übergeordnete Forschungsfrage für diese Untersuchung lautet: Gibt es kulturgebundene Unterschiede in den Einstellungen zu Gegenrede? Antworten auf diese Frage werden über folgende untergeordnete Fragen zu finden versucht: Was motivierte zur Gründung der Gegenredeinitiativen? Wie war ihr Management organisiert? Welche Ziele und kommunikativen Strategien verfolgten sie? Welche mediale Aufmerksamkeit erzielten sie und worauf basierte diese?

3 Material und Methoden

Vorliegende kontrastive Studie basiert auf semi-ethnografischen teilnehmenden Beobachtungen (vgl. Baxter 2018: 367) deutscher und finnischer Gegenredeinitiativen auf Facebook über einen längeren Zeitraum. Während dieser Beobachtungen fielen mir Unterschiede in ihren Arbeitsweisen auf, die mein Interesse weckten und aufgrund derer ich mich 2020 dazu entschloss, die Postings zweier deutscher und zweier finnischer Gegenredeinitiativen systematisch zu untersuchen. Ausgewählt wurden Initiativen mit hoher gesellschaftlicher Resonanz gemessen an der Zahl der Mitglieder oder Follower und der Kontinuität ihrer Postings sowie der Sichtbarkeit in den Medien: #ichbinhier, Silakkaliike (Heringsbewegung), Hooligans gegen Satzbau und Terrorismin- ja sukkienvastainen kansanliikeryhmä (Volksbewegung gegen Terrorismus und Socken). Die Postings der #ichbinhier-Initiave wurden bereits im Sommer 2020 dokumentiert für eine kontrastive Studie, in der ihre Aktivitäten mit der finnischen Schwesterninitiative #olentäällä verglichen wurden (Ylönen 2023). Die der anderen drei Initiativen wurden Ende des Jahres 2020 gesammelt5. Insgesamt wurden 1265 Facebook-Postings untersucht (s. Tab. 1). Anstelle der finnischen Schwesterninitiative der deutschen #ichbinhier-Gruppe wurde diesmal eine andere finnische Gegenredeinitiative, die Silakkaliike, gewählt, weil sie eine wesentlich höhere gesellschaftliche Resonanz erzielen konnte als die #olentäällä-Gruppe (die nur rund 2000 Mitglieder hat und so gut wie keine Erwähnung in den Medien erzielte). Die beiden anderen Initiativen, die Hooligans gegen Satzbau und Terrorismin- ja sukkienvastainen kansanliikeryhmä, benutzen Humor als Strategie für Gegenrede.

Tab. 1: Materialgrundlage für vorliegende Studie

#ichbinhier Silakkaliike Hooligans gegen Satzbau Terrorismin- ja sukkien-vastainen kansanliike-ryhmä
Mitglieder/Follower 1.8.2021 43 427 28 670 183 412 9 533
Daten-sammlung 1.6.–31.8.2020 15.11.–31.12.2020 1.11.–31.12.2020 1.11.–31.12.2020
Zahl der Postings 498 438 192 137

Alle vier Initiativen können im Sinne der o.g. Definition von Gegenrede als Antwort der Zivilgesellschaft auf die Verschiebung des Sagbarkeitsfeldes in Richtung einer Verrohung von Sprache und Normalisierung demokratiegefährdender Diskurse bezeichnet werden.

In vorliegender Studie beschränke ich mich, wie gesagt, auf die Frage, ob es kulturgebundene Unterschiede in den Einstellungen zu zivilgesellschaftlicher Gegenrede gibt. Zu diesem Zweck werden die Arbeitsweisen je zweier deutscher und finnischer zivilgesellschaftlicher Gegenredeinitiativen kontrastiv untersucht. Die Ergebnisse sollen zur weiteren Definition von Gegenrede beitragen. Linguistische Analysen von Gegenrede sind Folgestudien vorbehalten.

Für die kontrastive Analyse der Arbeitsweisen wurden die Entstehungsgeschichten (Kap. 4.1), das Management (Kap. 4.2), die Ziele und kommunikativen Strategien (Kap. 4.3) und die von ihnen erzielte mediale Aufmerksamkeit (Kap. 4.4) untersucht. Unter Management verstehe ich hier die Interaktionsformen (die von Facebook bereitgestellten Formate Gruppen und Seiten) und die Organisation der Postings (hierarchisch oder heterarchisch). Die Ziele wurden mit den Worten der Initiativen wiedergegeben und die kommunikativen Strategien aufgrund einer quantitativen Analyse aller gesammelten Postings (s. Tab. 1) als aktionsorientiert, diskussionsorientiert und humorvoll-bloßstellend kategorisiert. Für die erzielte mediale Aufmerksamkeit wurden initiativen-interne und ‑externe Ursachen postuliert.

4 Ergebnisse

Im Folgenden vergleiche ich zum einen die seriös (#ichbinhier und silakkaliike) und zum anderen die humorvoll agierenden Gegenredeinitiativen (Hooligans gegen Satzbau und Terrorismin- ja sukkienvastainen kansanliikeryhmä) miteinander.

4.1 Gründungsmotive

Für die Gründung der Gegenredeinitiativen gibt es im Wesentlichen zwei auslösende Momente: zum einen den allmählich gewachsenen Wunsch, strategisch gegen die Verschiebung des Sagbarkeitsfeldes und schamlose Normalisierung von Hassrede sowie gegen demokratiegefährdende Diskurse vorzugehen, zum anderen spontane Reaktionen auf von rechtsextremen Akteuren ausgelöste Triggerereignisse. Auffallend ist, dass die beiden deutschen Gegenredeinitiativen eher strategisch, die beiden finnischen dagegen spontan als Reaktionen auf Triggerereignisse gegründet wurden.

#ichbinhier wurde am 18.12.2016 von Hannes Ley gegründet, dessen Wunsch gewachsen war, etwas zu tun gegen die zunehmend aggressive Stimmung in der Gesellschaft und gegen Hassrede in den Kommentarspalten sozialer Medien. Anstoß und Idee für die Gründung der Gruppe waren ein Shitstorm auf seinen Bekannten und das Treffen mit einem Freund aus Schweden, der ihm von der schwedischen Gruppe #jagärhär erzählte, nach deren Vorbild er die deutsche Gruppe dann gründete (vgl. Ley 2018: 7-14). Inzwischen ist sie Teil des Netzwerks #iamhere international und avancierte schnell zur größten überparteilichen Initiative für Gegenrede in Deutschland. Im August 2017 wurde der gemeinnützige Verein ichbinhier e. V. gegründet, um die Aktionsgruppe in administrativen, organisatorischen und PR-Angelegenheiten zu unterstützen (ausführlicher zu dieser Gruppe in Ylönen 2023). Die #ichbinhier-Initiative hatte seit Januar 2020 auch einen Ableger auf Twitter mit 13.572 Followern (Stand 24.5.2023).

Die Heringsbewegung (Silakkaliike) wurde am 25.12.2019 von Johannes Koski ins Leben gerufen (vgl. Koski 2019). Der Name lehnt sich an den der italienischen Sardinenbewegung an6. Auslöser für ihre Gründung war die Jagd auf zwei kleine Waisenjungen, die am Abend des 21.12.2019 aus dem syrischen al-Hol-Lager unter strengen Sicherheitsvorkehrungen nach Finnland überführt wurden. Die Waisenkinder wurden von zahlreichen rassistisch Motivierten in Autos und zu Fuß verfolgt, die ihre Jagd live über YouTube streamten. Diese Streams wurden von hunderten von Zuschauer*innen verfolgt und mit Hasskommentaren und die Verfolger*innen aufstachelnden Aufrufen versehen. Es blieb nicht bei dieser Verfolgungsjagd, sondern kurz darauf gelang es dem Stadtverordneten der Stadt Oulu, Junes Lokka, ein vermutlich von Kurden aufgenommenes Video, in dem die Kinder klar zu erkennen waren, auszugraben und zu veröffentlichen. Auch die Namen der Kinder und des für die Überführung verantwortlichen Beamten wurden in diesem Zusammenhang veröffentlicht (vgl. Timonen 2019). Über so viel Bosheit – und das zur besinnlichen Weihnachtszeit – waren viele Finn*innen schockiert. Zu ihnen gehörte Johannes Koski, der mit Gründung der Heringsbewegung eine überparteiliche Bewegung für unteilbare Menschenrechte und die Rechte von Kindern schuf. Schon im Februar 2020 wurde der Verein Silakkaliike ry gegründet, um Mittel zur Organisation von Demonstrationen einwerben zu können und den Namen der Bewegung zu schützen. Dieser Verein hatte nur zehn Mitglieder, fünf stellvertretende Mitglieder und die Vorsitzende (Katriina Valli)7. Neben der hier untersuchten öffentlichen Gruppe hat die Heringsbewegung noch zwei öffentliche und acht private örtliche Facebook-Gruppen8, eine Facebook-Seite9 sowie ein Instagramm- und ein Twitter-Konto und ist mit insgesamt rund 30.000 Gruppenmitgliedern und rund 37.000 Follower*innen die größte Gegenredeinitiative in Finnland.

Die Hooligans Gegen Satzbau (HoGeSatzbau) wurden im Oktober 2014 von einer Erziehungswissenschaftlerin und einem Kommunikationsdesigner (die anonym unter den Pseudonymen Kiki Klugscheißer und Grafikhool agierten) als Reaktion auf den zunehmenden Rechtsruck in der Gesellschaft gegründet. Namengebend für die Gegenredeinitiative waren die Straßenschlachten rechtsextremer Hooligans mit der Polizei in Köln: HoGeSatzbau10 ist eine Anspielung auf die islamophobe Bewegung Hooligans gegen Salafisten (HoGeSa), ein Netzwerk von Hooligan-Gruppierungen aus ganz Deutschland. Neben Facebook waren sie auch auf Twitter und Instagramm aktiv und gehörten mit insgesamt rund 250.000 Followern zu den populärsten Gegenredeinitiativen im deutschsprachigen Raum.

Die Volksbewegung gegen Terrorismus und Socken wurde am 22.8.2017 von Jussi Kaarlonen gegründet, ausgelöst durch den Versuch eines Rechtsextremisten, der als Reaktion auf eine Messerattacke in Turku eine Facebookgruppe „gegen Terrorismus und Gutmenschen“ gründen wollte. Dieser Rechtsextremist machte einen Tippfehler, schrieb Socken (sukkien) anstelle von Gutmenschen (suvakkien) und konnte das nicht selbst korrigieren. Sein Post Hab nen Tippfehler gemacht und kann es nicht in gegen Gutmenschen ändern” (tuli kirjoitusvirhe enkä saa muutettua suvakkien vastainen) verbreitete sich viral und führte bald zur Gründung dieser Parodiegruppe gegen Terrorismus und Socken, die in wenigen Tagen über 10.000 Mitglieder zählte. Und in dieser Gruppe wurden Socken mit aller Inbrunst bekämpft, wobei rassistische Sprache gegen Asylbewerber*innen, Migrant*innen und Gutmenschen imitiert wurde, was die Absurdität und Lächerlichkeit rassistischer Sprache deutlich offenlegte.

4.2 Management

Eine zusammenfassende Übersicht zum Management der vier Gegenredeinitiativen bietet Tabelle 2.

Tab. 2: Management der Gegenredeinitiativen

#ichbinhier Heringsbewegung Hooligans gegen Satzbau Volksbew. gegen Terrorismus und Socken
Interaktions-form Private Gruppe Öffentliche Gruppe Gesellschafts- und Kultur-Website Öffentliche Gruppe, ab 3.9.2020 Private Gruppe
Organisation der Postings hierarchisch kontrolliert von Admins und Mods heterarchisch von Gruppenmitgliedern hierarchisch kontrolliert von Seitenbetreiber*innen heterarchisch von Gruppenmitgliedern

Die Initiativen nutzten unterschiedliche Interaktionsformen von Facebook: offene Gruppen (Volksbewegung gegen Terrorismus und Socken bis Anfang September 2020 und Heringsbewegung), private Gruppen (#ichbinhier und Volksbewegung gegen Terrorismus und Socken ab 3.9.2020) sowie eine öffentliche Gesellschafts- und Kultur-Website (HoGeSatzbau). Der Unterschied zwischen Gruppen und Seiten besteht darin, dass Gruppen Personen mit ähnlichen Interessen Möglichkeiten bieten, sich zu vernetzen (sich auszutauschen und zu verabreden), während Seiten eher Künstler*innen, Personen des öffentlichen Lebens, Unternehmen oder gemeinnützigen Organisationen dazu dienen, mit ihren Fans oder Kund*innen in Verbindung zu treten11. Der Unterschied zwischen offenen und privaten Gruppen besteht darin, dass in offenen Gruppen jeder die Mitglieder und ihre Beiträge sehen kann, während in privaten Gruppen nur Mitglieder andere Gruppenmitglieder und deren Beiträge sehen können.

#ichbinhier ist eine private Gruppe, deren Beiträge nur akzeptierten Mitgliedern zugänglich sind. Die Organisation der Postings war hierarchisch, d.h. nur Administrator*innen und Moderator*innen konnten Beiträge posten und die Gruppenmitglieder erhielten die Möglichkeit der Kommentierung, wobei es für verschiedene Postings unterschiedliche Regeln des Kommentierens gab, die z.B. die Art der Inhalte (in Aktionen nur Links zu eigenen Gegenredekommentaren, im sogenannten Lagerfeuer12 Vorschläge für Mitgliederaktionen und Links zu eigenen Kommentaren) oder auch zeitliche und thematische Vorgaben (Diskussionen nur abends für zwei Stunden zu einem bestimmten Thema) betrafen (vgl. Ylönen 2023). Die Gruppe hat vier Administrator*innen und 14 Moderator*innen (Stand 1.6.2023) und pausiert seit dem 10.5.2022, um neue Konzepte zu entwickeln.

Die Heringsbewegung ist eine öffentliche Gruppe, bei der die Organisation der Postings heterarchisch ist, d.h. sie bietet allen Mitgliedern die Möglichkeit, Beiträge zu posten. Der Urheber der Gruppe, Johannes Koski, gab am 21.7.2021 auf Twitter bekannt, dass er sich wegen unerträglicher Belästigung und Bedrohung und zum Schutz seiner Familie aus den sozialen Medien zurückzog. Inzwischen ist er wieder einer von fünf Administrator*innen der Gruppe, die außerdem sieben Moderator*innen hat (Stand: 1.6.2023).

Bei HoGeSatzbau handelte es sich um eine öffentlich zugängliche Gesellschafts- und Kultur-Website auf Facebook mit Postings der Seitenbetreiber*innen und der Möglichkeit, mit diesen Postings zu interagieren (d.h. die Beiträge zu liken, zu kommentieren und zu teilen). Um sich und ihre Kinder vor Angriffen der rechten Szene zu schützen, agierten Kiki Klugscheißer und Grafikhool anonym und trugen bei öffentlichen Auftritten Masken. Die Organisation der Postings war hierarchisch: Nur die Seitenbetreiber*innen konnten Beiträge posten, diese öffentlichen Beiträge wurden allerdings lebhaft kommentiert. Die Seitenbetreiber*innen outeten sich am 12.8.2022 als Frauke und Matze und setzten ihre Arbeit ab 4.9.2022 unter neuem Namen (Aktivistmuss) fort13.

Die Volksbewegung gegen Terrorismus und Socken war zunächst als öffentliche Gruppe konzipiert, die wegen zunehmender Bedrohungen und Attacken auf aktive Mitglieder allerdings Anfang September 2020 in eine private Gruppe umgewandelt wurde (private Mitteilung von Kimmo Toivonen, Administrator der Gruppe, am 13.5.2021). Die Organisation der Gruppe ist heterarchisch, d.h. alle Gruppenmitglieder können Beiträge posten, ohne dass diese von einer der fünf Administrator*innen (Stand: 1.6.2023) freigegeben werden müssen.

4.3 Ziele und kommunikative Strategien

Eine Übersicht über die von den Gegenredeinitiativen formulierten Ziele und ihre kommunikativen Strategien bietet Tabelle 3. Der seriöse bzw. humoristische Charakter der Initiativen wird in der Formulierung ihrer Ziele deutlich: „Verbesserung der Diskussionskultur …“ und „Einsatz für unteilbare Menschenrechte …“ sind zweifellos seriös gemeinte Aussagen, während sowohl die Namen der beiden anderen Initiativen als auch die Formulierungen ihrer Ziele auf ihren humorvollen Charakter deuten. Zwar kann „Kommentieren und Illustrieren des politischen und sozialen Weltgeschehens“ als seriös formuliertes Ziel der Hooligans gegen Satzbau aufgefasst werden, der Zusatz „Korrektur der sogenannten Rechts-Schreibung“ deutet jedoch auf satirische Absichten hin. Das erklärte Ziel der Volksbewegung gegen Terrorismus und Socken war die „Ablehnung von Terrorismus und Socken“, was schon der Name der Initiative ausdrückt.

Tab. 3: Ziele und kommunikative Strategien der untersuchten zivilgesellschaftlichen Gegenredeinitiativen

#ichbinhier Heringsbewegung Hooligans gegen Satzbau Volksbew. gegen Terrorismus und Socken
Ziele Verbesserung der Diskussionskultur und Entgegentreten von Hassrede, überparteilich Einsatz für unteilbare Menschenrechte, Natur, Wissenschaft, Gleichberechtigung, überparteilich Kommentieren und Illustrieren des politischen und sozialen Weltgeschehens und Korrektur der sog. Rechts-Schreibung Ablehnung von Terrorismus und Socken
Kommunikative Strategien Aktionsorientiert mit umfänglich beschränkten Diskussionen Diskussionsorientiert mit vereinzelten Aktionen Diskussionsorientiert, humorvoll-bloßstellend, erzieherisch Diskussionsorientiert, humorvoll-bloßstellend, parodistisch

Mit der Gründung der überparteilichen #ichbinhier Gruppe sollte die Diskussionskultur auf Facebook verbessert und Mut gemacht werden, sich gemeinsam gegen Hass und Hetze und für Anstand, sozialen Frieden und Demokratie einzusetzen (s. Fußnote 14). Es handelt sich um eine Aktionsgruppe, deren Mitglieder dazu ermuntert wurden, an Aktionen teilzunehmen, d.h. Kommentare zu schreiben, Kommentare anderer Gruppenmitglieder zu liken und strafrechtlich relevante Postings zu melden. 1–8 Aktionen wurden im Untersuchungszeitraum täglich von den Moderator*innen gepostet (s. Beispiel 1).

  • (1) Guten Abend und willkommen zur ersten Aktion heute. Einmal mehr geht es vor allem darum, klar Haltung gegen Rassismus zu zeigen. Lasst euch dabei nicht in eine Rechtfertigung der Gruppe #ichbinhier drängen. Das ist nur gewollte Ablenkung!

    Da es in letzter Zeit doch sehr emotional zu ging, hier der Hinweis: Wir wollen eine anständige Diskussionskultur fördern, aber niemanden belehren oder gar beleidigen! Bitte diskutiert sachlich und lasst euch nicht provozieren. (…)

  • Wie immer gilt: Denkt bitte an die Grundsätze für das Kommentieren in den Aktionen: Respektvoll, sachlich, empathisch und ohne den Diskussionsgegner herabzuwürdigen. Dafür steht #ichbinhier. (…) [meine Hervorhebungen, SY].

Die Aktionsaufrufe wurden eingeleitet mit einer Nennung des Themas (hier: „Haltung gegen Rassismus zu zeigen“), gefolgt von sich von Aktion zu Aktion wiederholenden Anleitungen zur Beteiligung an Gegenrede (sich nicht rechtfertigen oder provozieren lassen, respektvoll, sachlich und empathisch kommentieren). Die quantitative Analyse der 498 Postings ergab, dass im dreimonatigen Untersuchungszeitraum über 70 % Aktionen und 24 % Diskussionen gepostet wurden (s. Abb. 1). Zu den über 70 % der Aktionsaufrufe der #ichbinhier-Gruppe wurden nur die von den Administrator*innen und Moderator*innen geposteten Aktionen und Lagerfeuer (als selbstständige Postings) gezählt, nicht aber die in den Kommentarspalten der Lagerfeuer gemachten zahlreichen Aktionsvorschläge der Mitglieder. Diese Gruppe hatte eine gut ausgearbeitete Strategie mit 11 Teams, die für die Organisation der Aktivitäten verantwortlich zeichneten (vgl. Ylönen 2023).

Als Ziele der Heringsbewegung wurden formuliert, sich für unteilbare Menschenrechte, Natur, Wissenschaft, Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung, Faschismus, Rassismus, Leugnung des Klimawandels sowie gegen eine nach diskriminierender Polarisierung strebende Politik und Atmosphäre einzusetzen14. Die Facebookgruppe wird von 4 Teams geführt (zuständig für Kommunikation, Moderation, Umwelt- und Klimafragen sowie den Lesezirkel)15. Ursprünglich war es das Ziel, sogenannte Fishmobs16 zu organisieren (nach dem Beispiel der italienischen Sardinenbewegung), aber die Coronapandemie machte diese Pläne zunichte. Bisher fand nur eine Fishmob-Demonstration am 1. Februar 2020 in Helsinki statt. Seitdem gab es vorwiegend Diskussionen in der hier untersuchten Facebook-Gruppe, im Untersuchungszeitraum 83 % (s. Abb. 1). Sie dienten vor allem dazu, gemeinsam Argumente für Diskussionen außerhalb dieser Gruppen zu erörtern (s. Beispiel 2). Für diese Art des Agierens gab es lobende Worte, wie in Beispiel 3.

  • (2) Hitlerin jälkiä seuraava äärioikeisto vetoaa usein siihen, että Saksan natsit olisivat olleet sosialisteja. Tällainen vastakirjoitus kyseiselle väitteelle tuli vastaan eräässä toisessa ryhmässä. Se on liian pitkä ja älyllinen vaikuttaakseen suoraan fasisteihin, mutta siitä voinee ottaa osasia argumentointiin. (…) Link

    Die auf Hitlers Spuren wandelnden Rechtsextremisten berufen sich häufig darauf, dass die deutschen Nazis Sozialisten waren. Bin in einer anderen Gruppe auf folgende Gegenrede zu dieser Behauptung gestoßen. Sie ist zu lang und zu intellektuell, um Faschisten direkt zu beeindrucken, aber man kann sicher Teile davon für die Argumentation benutzen. (…). Link [alle Übersetzungen durch die Autorin]

  • (3) On pakko kehua silakkaliikettä. Pelkästään se, että täältä saa tärkeää tietoa on hyvä asia. (…) Näitten linkkien takana on yleensä hyvin olennaista tietoa tiivistetysti.

    Ich muss die Heringsbewegung loben. Allein, dass man hier wichtige Informationen bekommt, ist ne gute Sache. (…) Hinter diesen Links ist meist das Wesentliche zusammengefasst.

Über 80 % der Postings der Heringsbewegung waren Diskussionen und ihre nur knappen 12 % Aktionsaufrufe nur zum Teil Aufforderungen zu Gegenrede in den Kommentarspalten größerer Medien (s. Abb. 1). Zu Aktionsaufrufen der Heringsbewegung wurden auch Beiträge gezählt, in denen Petitionen, Online-Podiumsdiskussionen, Spendenaufrufe etc. beworben wurden. In die Kategorie „andere Postings“ fielen in der deutschen Gruppe z.B. Willkommensgrüße und in der finnischen Weihnachtsgrüße.

Abb. 1: Deutsche und finnische Gegenredeinitiativen: Verhältnis von Aktionen und Diskussionen

Im Folgenden werden die Ziele und kommunikativen Strategien der beiden humoristisch agierenden Gegenredeinitiativen kurz besprochen. Eine ausführlichere Analyse zu den von ihnen genutzten Formen von Humor bleibt einer Folgestudie vorbehalten. HoGeSatzbau gaben an, das politische und soziale Weltgeschehen mit den Mitteln von Satire und Humor kommentieren und illustrieren und die sogenannte ‚Rechts-Schreibung’ korrigieren zu wollen. Rechts-Schreibung definierten die Seitenbetreiber*innen wie folgt (s. Beispiel 4):

  • (4) *Rechts-Schreibung (die):

    Die sogenannte Rechts-Schreibung ist eine zunehmend um sich greifende Form der verbalen Verrohung – besonders in sozialen Netzwerken. Sie ist geprägt von menschenverachtendem Inhalt, teils maßlosem Nationalstolz, Gewaltakzeptanz und Beleidigungen. Nicht selten gehen diese Merkmale mit einer Missachtung aller gängigen Grammatikregeln einher. Rechts-Schreibung findet sich in Teilen in allen politisch extremen Lagern, bevorzugt jedoch im rechten Spektrum wieder. Sie ist ein übergreifendes Gesellschaftsphänomen und zunehmendes Problem. (Facebook-Posting vom 22.12.201717)

Ziele waren also, verbaler Verrohung und menschenverachtenden Inhalten zu begegnen. Warum sie dafür Satire und Humor als geeignete Mittel wählten, begründeten sie in der Gruppenbeschreibung der FB-Seite wie folgt (s. Beispiel 5):

  • (5) Wir sind der Meinung, dass Satire und Humor gute Möglichkeiten (von vielen) sind, dem Thema (Alltags-)Rassismus zu begegnen, da sie Mut machen und Angst nehmen, denn Angst haben bereits zu viele Menschen. Wir machen uns nicht lustig, wir machen uns Sorgen! Seid uns dankbar - wir helfen euch, so richtig deutsch zu werden, genau wie ihr es von MigrantInnen auch verlangt. (Über HoGeSatzbau auf der FB-Seite)

So prangerten sie beispielsweise Hassrede an, indem sie sie zitierten und korrigierten und Tipps zur Rechtschreibung gaben (s. Beispiel 6).

  • (6) Und das ist sie wieder: die chronische seit-seid-Schwäche der Vaterlandverehrer. Hier nun noch mal zum Mitschreiben: „SeiT“ verwenden wir im Zusammenhang mit der ZeiT. Nicht aber, wenn es eine Form des Verbes „sein“ sein soll.

Ihre Postings wurden in lebhaften Diskussionen kommentiert. Der Charakter der Gegenrede der HoGeSatzbau kann als diskussionsorientiert und humorvoll-bloßstellend charakterisiert werden, wobei es sich oft um erzieherischen Humor handelte (s. Beispiel 6). Nur die Hälfte der Postings waren humorvolle Reaktionen auf ein diskriminierendes und/oder demokratieverachtendes Antezedens, während die andere Hälfte teils als proaktive Fürsprache für Mitglieder diskriminierter Gruppen und Verbreitung humanistischer Werte und wissensbasierter Narrative charakterisiert werden kann (z.B. Interviews mit einer Vertreterin des Zentrums für Politische Schönheit oder Anerkennung für die Omas gegen Rechts, die den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage 2020 erhalten hatten) und zu einem großen Teil als Werbung (Anzeigen für Produkte in ihrem Online-Shop, speziell für die neue Single Keine Angst).

Die Volksbewegung gegen Terrorismus und Socken formulierte als Ziele, Terrorismus und Socken abzulehnen. Hierfür wurden rechtsextreme Diskurse parodiert, wobei häufig Wortspiele verwendet und absichtliche Fehler gemacht wurden, dazu in Großbuchstaben geschrieben, wie in den „Gruppenverdrehungen“ (Ryhmän väännöt, anstelle von Gruppenregeln/Ryhmän säännöt) empfohlen (s. Beispiel 7).

  • (7) RYHMÄN VÄÄNNÖT

    Tämä on parodia-, satiiri- ja mustan huumorin ryhmä (en tarkoita kylläkään ihonväriä). Keskitymme siis vastustamaan terrorismia ja sukkia. […] LISÄKSI OLISI HYVÄ KIRJOITTAA ISOILLA KIRJAIMILLA JOTTA PÖHKÖMPIKIN YMMÄRTÄÄ ASIAN TÄRKEYDEN, yLLÄPITO EI KANNUSTA MINKÄÄN LAJIN ASIALLISUUTEEN. Päinvastoin.

    GRUPPENVERDREHUNGEN

    Das ist eine Gruppe für Parodie, Satire und schwarzen Humor (und damit meine ich natürlich nicht die Hautfarbe). Wir konzentrieren uns also darauf, Terrorismus und Socken abzulehnen. […] AUSSERDEM WÄRE ES GUT IN GROSSBUCHSTABEN ZU SCHREIBEN, DAMIT AUCH DER DÜMMSTE DIE WICHTIGKEIT DER SACHE VERSTEHT. dIE aDMINISTRATION SPORNT NICHT ZU SACHLICHKEIT IRGENDEINER ART AN. Im Gegenteil.

Die Postings der Gruppenmitglieder waren zu 90 % Parodien auf rechtsextreme Narrative und nur ca. 10 % andere Postings, die keinen Bezug zum Widerstand gegen „Socken“ hatten. Mit der Umwandlung in eine geschlossene Gruppe am 3. September 2020 ging die originale Idee, den Hassposter*innen den Spiegel vorzuhalten und ihr Verhalten öffentlich lächerlich zu machen, zu einem gewissen Grad verloren.

4.4 Mediale Aufmerksamkeit

Alle vier Initiativen erzielten zumindest gewisse mediale Aufmerksamkeit. Diese beschränkte sich bei den finnischen Initiativen auf die unmittelbare Zeit nach ihrer Gründung, bei den beiden deutschen Initiativen war sie dauerhafter (s. Tab. 4). Die größte mediale Aufmerksamkeit erzielte die #ichbinhier-Initiative, die zahlreiche Auszeichnungen erhielt18. Ihr Gründer, Hannes Ley, wurde am 22. Mai 2018 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet19. Die HoGeSatzbau erhielten 2016 den Smart Hero Award, einen u.a. von Facebook gestifteten Preis für Engagement für ein soziales Miteinander im Web (Schulendorf 2020). Die mediale Aufmerksamkeit war offensichtlich umso größer und dauerhafter, je mehr die Initiativen in PR investierten (beide deutsche Gruppen hatten Online-Shops, #ichbinhier einen Verein, der die Gruppe unterstützte). PR erhielt #ichbinhier auch über Prominente, die sie zuvor unterstützt hatten, als diese Opfer von Shitstorms in sozialen Medien geworden waren und sich im Gegenzug bei der Initiative dafür bedankten (z.B. die Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali).

Tab. 4: Mediale Aufmerksamkeit

#ichbinhier Heringsbewegung Hooligans gegen Satzbau Volksbew. gegen Terrorismus und Socken
Mediale Aufmerksamkeit und Preise Große dauerhafte Präsenz in allen Medien, auch in Finnland, zahlreiche Preise Breite Aufmerksamkeit in den Medien kurz nach Gründung um die Jahreswende 2019/2020 Gewisse dauerhafte Medienpräsenz, Smart Hero Award 2016 Breite Aufmerksamkeit in den Medien kurz nach Gründung im August 2017
Gründe für mediale Aufmerksamkeit Initiativen-interne Gründe: gezielte PR durch Verein, Online-Shop, Unterstützung prominenter Personen Initiativen-externe Gründe: breite Empörung über Jagd auf Kinder Initiativen-interne Gründe: Fishmob Initiativen-externe Gründe: Humor als Ventil für Empörung über Straßenschlachten Initiativen-interne Gründe: gezielte PR durch Online-Shop Initiativen-externe Gründe: Humor als Ventil für Empörung über Rassismus und Rechtsextremismus

Die Medienpräsenz der finnischen Initiativen basierte eher auf externen Gründen, nämlich der breiten zivilgesellschaftlichen Empörung über rechtsextremistische Handlungen und Diskurse, die sich Bahn brach in großer gesellschaftlicher Resonanz (über zehntausend Mitglieder in wenigen Tagen und medialer Berichterstattung). Die Heringsbewegung erzielte mit ihrer Fishmob-Demonstration am 2. Februar 2020 noch einmal große mediale Aufmerksamkeit, auch weil es eine rechtextremistische Gegendemonstration gab, in der z.B. Mitglieder der rechtsextremen Gruppe Soldiers of Odin Fische brieten und „Heringe in den Ofen“ skandierten20.

Ein Grund für große mediale Aufmerksamkeit von Gegenredeinitiativen ist offensichtlich der Einsatz von Humor, besonders Satire (HoGeSatzbau) und Parodie (Volksbewegung gegen Terrorismus und Socken), die als Ventile für aufgestaute Empörung über rechtsextreme Taten und Worte fungieren.

5 Zusammenfassende Schlussfolgerungen

Im vorliegenden Beitrag wurden zwei deutsche und zwei finnische zivilgesellschaftliche Gegenredeinitiativen mit hoher gesellschaftlicher Resonanz (gemessen an der Zahl der Mitglieder/Follower, der Kontinuität ihrer Postings und ihrer Sichtbarkeit in den Medien) untersucht. Die übergeordnete Frage der Studie lautete, ob es kulturgebundene Unterschiede in den Einstellungen zu Gegenrede gibt. Aufgrund vorliegender Studie kann festgestellt werden, dass die Einstellung zu Gegenrede tatsächlich in Deutschland und Finnland in gewisser Weise unterschiedlich zu sein scheint, was an der Sozialisation in einer einerseits diskussionsfreudigeren und andererseits eher zurückhaltenden Gesellschaft begründet sein mag. Aber auch Lehren aus der Geschichte mögen sich in beiden Ländern unterscheiden: In Deutschland sind die Gefahren des Schweigens für das Erstarken des Hitlerfaschismus bei vielen noch präsenter als in Finnland und „Nie wieder“ oder „Wehret den Anfängen“ geflügelte Worte. Dies drückt sich auch in gesellschaftspolitischer Anerkennung für Gegenrede aus. So erhielten z.B. nur die beiden deutschen Gegenredeinitiativen Auszeichnungen und Preise, nicht aber die finnischen. Während z.B. Hannes Ley für die Gründung der #ichbinhier-Gegenredeinitiative vom deutschen Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, lobte der finnische Präsident die Vernunftmenschen, die sich nicht einmischen in angeblich polarisierende Diskussionen zwischen Rassisten und Gutmenschen. Zur Gründung der hier untersuchten Gegenredeinitiativen in Finnland bedurfte es erst externer aktueller und emotional aufrüttelnder Triggerereignisse, die eine Welle moralischer Empörung über rechtsextreme Worte und Taten in einer Weise auslösten, dass die Schwelle vom Schweigen und Sich-Nicht-Einmischen spontan überschritten wurde21. Die beiden deutschen Initiativen wurden dagegen aus dem allmählich gewachsenem Bedürfnis heraus, etwas gegen Hassrede und den zunehmenden Rechtsruck in der Gesellschaft tun zu wollen, strategisch geplant gegründet, wenngleich für HoGeSatzbau die Straßenschlachten rechtsextremer Hooligans mit der Polizei in Köln namengebend waren. Die #ichbinhier-Initiative wurde systematisch nach dem Vorbild der schwedischen #jagärhär-Initiative geplant.

Die deutschen und finnischen Gegenredeinitiativen unterscheiden sich auch in der Art ihres Managements: Während erstere hierarchisch geführt wurden und in PR investierten, pflegen die finnischen Gruppen (nach wie vor) heterarchische Posting-Gepflogenheiten ohne auffällige PR-Maßnahmen. PR kann auch als eine Ursache für dauerhaftere mediale Aufmerksamkeit der beiden deutschen Initiativen angesehen werden, während die beiden finnischen Gruppen eher zufällig und nur kurz nach ihrer Gründung Medienpräsenz erhielten.

Gegenrede wurde hier definiert als reaktive oder proaktive Antwort der Zivilgesellschaft auf die Verschiebung des Sagbarkeitsfeldes in Richtung einer Verrohung von Sprache und Normalisierung demokratiegefährdender Diskurse (s.o. Kap. 2.3). Im Ergebnis vorliegender Studie kann ergänzt werden, dass Gegenredeinitiativen aktionsorientiert und diskussionsorientiert sein können. Während Aktionsgruppen den Ton in Kommentarspalten und öffentlichen Diskursen zu beeinflussen suchen, können die Mitglieder und Follower von Diskussionsgruppen und Sites Argumente für Diskussionen außerhalb dieser Initiativen kennenlernen. In jedem Fall bieten zivilgesellschaftliche Gegenredeinitiativen Peer Support und Möglichkeiten gemeinsamen Lernens, u.a. über Informationsaustausch. Humor dient als Ventil, die Absurdität und moralische Verwerflichkeit rassistischer und extremistischer Diskurse anzuprangern. Humorvoll-bloßstellende Gegenredeinitiativen ziehen Follower und Mitglieder in beiden Ländern an.

Notes

  1. So auch im „Kriminalpolitischen Programm“ der Wahren Finnen/Basisfinnen von 2022: https://www.perussuomalaiset.fi/wp-content/uploads/2022/10/KriminaaliOhjelmaIsoVerkko.pdf. [^]
  2. “If there be time to expose through discussion the falsehood and fallacies, to avert the evil by the processes of education, the remedy to be applied is more speech, not enforced silence.” Whitney, 274 U.S. at 377, https://supreme.justia.com/cases/federal/us/274/357/. [^]
  3. Facebook: https://bit.ly/3BJwjf5, Twitter: https://twitter.com/niinisto/status/693429740628283392. [^]
  4. https://www.iisalmensanomat.fi/paakirjoitus-mielipide/2920053. [^]
  5. Für die Hilfe bei der systematischen Dokumentation dieser drei Initiativen danke ich Roosa-Maria Vesanen. [^]
  6. vgl. https://www.dw.com/de/sardinen-bewegung-antipopulismus-mit-zukunft/a-51719685. [^]
  7. vgl. https://silakkaliike.fi/tiedotteet.html. [^]
  8. vgl. https://www.facebook.com/groups/Silakkaliike/permalink/625596778203436. [^]
  9. Zum Unterschied von Gruppen und Seiten auf Facebook s.u. Kap. 4.2. [^]
  10. Bei ihrer Gründung benutzten sie dasselbe Kürzel. [^]
  11. vgl. https://www.facebook.com/help/337881706729661?helpref=faq_content. [^]
  12. Das Lagerfeuer wurde früh morgens um 6 Uhr „angezündet“, „brannte“ den ganzen Tag über und wurde spät abends von den „Feuerhüterinnen“ (den Moderatorinnen aus dem Team Lagerfeuer) „gelöscht“ (Ylönen 2023: 57). [^]
  13. vgl. https://www.facebook.com/Aktivistmuss/posts/pfbid031n3fixyunNBgfF8REUySUcfHcRFWpbRYK​VVfsKGUwoNzCvtXNALAxXPVxAwQWagyl. [^]
  14. vgl. https://silakkaliike.fi/. [^]
  15. vgl. https://www.facebook.com/groups/Silakkaliike/permalink/795665751196537/. [^]
  16. Fishmob ist ein analog zu Flashmob (bei dem sich eine Menschenmenge zu einer scheinbar spontanen Aktion an ungewöhnlichem Ort trifft) gebildetes Wort. [^]
  17. vgl. https://www.facebook.com/Aktivistmuss/photos/a.829270697093914/1648557218498587/. [^]
  18. vgl. https://www.ichbinhier.eu/ich-bin-hier. [^]
  19. vgl. https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Berichte/DE/Frank-Walter-Steinmeier/2018/05/​180522-Verdienstorden-GG.html. [^]
  20. vgl. https://www.facebook.com/groups/Silakkaliike/permalink/636169017146212/. [^]
  21. Angemerkt werden muss, dass es sowohl in Finnland als auch in Deutschland inzwischen zahlreiche Initiativen gibt, die in unterschiedlichen Formen Gegenrede betreiben, aber längst nicht so sichtbar sind, wie die hier untersuchten. [^]

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Kurzbio

Sabine Ylönen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (Erikoistutkija/Senior researcher) am Zentrum für angewandte Sprachforschung der Universität Jyväskylä/Finnland. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen von Sprachlehre und -lernen in mehrsprachigen und multimodalen Lernumgebungen, Fachkommunikation, Text-, Gesprächs- und Diskursanalyse, Sprachenpolitik, deutsch-deutscher Kommunikation nach der Wende und Gegenrede in sozialen Medien.

Anschrift:

PD Dr. Sabine Ylönen

Zentrum für angewandte Sprachforschung

Psf. 35

40014 Universität Jyväskylä

Finnland

sabine.ylonen@jyu.fi

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  • Sabine Ylönen

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