1 Einleitung
1.1 Wachstum des DaF-Bereichs in Kamerun
In Kamerun verzeichnet das Fach Deutsch als Fremdsprache (DaF) ein signifikantes Wachstum: Laut Datenerhebung des Auswärtigen Amts (2020: 9) ist die Anzahl der Deutschlernenden zwischen 2015 und 2020 um nahezu 50 % gestiegen. Dieses wachsende Interesse an der deutschen Sprache wird unter anderem durch globale Migrationsdynamiken und den Ausbau bilateraler Bildungskooperationen gefördert. Einen besonderen Impuls setzt hierbei das seit 2020 geltende deutsche Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das die gezielte Anwerbung qualifizierter, deutschsprachiger Fachkräfte aus ausgewählten Drittstaaten wie Kamerun erleichtert (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2019: 25). Im Zuge dieser Entwicklung erhöht sich die Nachfrage nach qualitativ hochwertiger DaF-Ausbildung. Neben der quantitativen Expansion entsteht damit ein verstärkter Bedarf an einer modernen, technologiebasierten Bildungsinfrastruktur, die eine effiziente, skalierbare und qualitativ hochwertige Lehrerausbildung ermöglicht. Der kamerunische Hochschulsektor, in dem die Ausbildung künftiger DaF-Lehrkräfte verankert ist, steht vor der Herausforderung, diesen Bedarf auch unter ressourcenlimitierten Bedingungen zu decken. Digitale Bildungsmedien und Online-Medien gelten dabei als zukunftsweisende Option, um Bildungszugang und Ausbildungsqualität auch jenseits urbaner Zentren auszuweiten.
1.2 Rolle der OM in der DaF-Lehrerausbildung
Online-Medien (OM) umfassen ein breites Spektrum digitaler Werkzeuge – darunter interaktive Lernplattformen, multimediale Lehrmaterialien, virtuelle Klassenzimmer und kollaborative Kommunikationstools (vgl. Buckingham 2007; Schweiger 2013: 255). Diese Technologien eröffnen besonders in ressourcenlimitierten Kontexten wie Kamerun neue Möglichkeiten zur Erweiterung und Verbesserung der Lehrerausbildung. Während traditionelle Bildungsstrukturen häufig physisch gebunden und auf zentrale städtische Einrichtungen fokussiert sind, ermöglichen OM eine räumlich und zeitlich flexible Bildungsorganisation, die über bestehende infrastrukturelle Grenzen hinausweist. Insbesondere in der DaF-Lehrerausbildung, die auf interaktive, sprachlich und kulturell differenzierte Vermittlungsformate angewiesen ist, können OM maßgeblich zur Individualisierung und Skalierbarkeit von Bildungsprozessen beitragen (vgl. Fischer/Mandl/Todorova 2002: 753). In Regionen mit begrenztem Zugang zu physischer Infrastruktur bieten OM zudem einen Weg, die didaktische Qualität des Unterrichts zu steigern, ohne dass dies mit proportionalen Investitionen in Bauten oder personelle Ressourcen einhergehen muss. Die Digitalisierung stellt somit ein zentrales Mittel dar, um die bildungspolitische Herausforderung der Breitenwirksamkeit bei gleichzeitiger Qualitätssicherung (vgl. UNESCO 2021: 34) auch in Kamerun adressieren zu können. Gleichzeitig verweist sie auf die Notwendigkeit, digitale Inhalte und Technologien kulturell, sprachlich und sozial an die Lebensrealität der Lehrkräfte und Lernenden anzupassen – ein Aspekt, dem sich diese Studie schwerpunktmäßig widmet.
1.3 Digitalisierung im Bildungssektor Kameruns: Literaturüberblick
Die Digitalisierung des Bildungssektors in Kamerun ist durch vielfältige Herausforderungen geprägt, die sowohl technische als auch kulturelle Dimensionen betreffen. Hofstede/Hofstede/Minkov (2010) betonen in ihrem kulturvergleichenden Ansatz, dass digitale Transformationsprozesse in Ländern des Globalen Südens nur im Einklang mit lokalen Normen und Werten erfolgreich sein können. Diese kulturelle Einbettung ist auch für die Bildungsdigitalisierung in Kamerun zentral, wo sozioökonomische Ungleichheiten und technische Defizite die Umsetzung digitaler Bildungsangebote erschweren.
Einen systematischen Überblick über die Entwicklung von E-Learning an kamerunischen Universitäten liefert Hartmann (2025: 292–315). Basierend auf Studien zwischen 2018 und 2022 identifiziert er zentrale Hindernisse: instabile Internetverbindungen, hohe Datenkosten, begrenzte Verfügbarkeit technischer Geräte und eine insgesamt mangelhafte digitale Infrastruktur. Diese Defizite wirken sich unmittelbar auf die Qualität der DaF-Lehrerausbildung aus und limitieren deren digitale Transformation.
Nanga-Me-Abengmoni (2019: 106) weist in seiner Dissertation auf die Chancen und Grenzen von M-Learning in Kamerun hin, wobei infrastrukturelle Mängel und fehlende didaktische Konzepte die Umsetzung einschränken. In einer späteren Untersuchung beschreibt Nanga-Me-Abengmoni (2022), dass die pandemiebedingte Umstellung auf digitalen DaF-Unterricht ohne ausreichende Vorbereitung und Ausstattung erfolgte. Die daraus resultierenden Online-Formate waren innovativ, jedoch in ihrer Nachhaltigkeit und Reichweite begrenzt. Diese Einschätzung wird durch Nanga-Me-Abengmoni (ebd.) gestützt, der fortbestehende strukturelle Defizite und eine kulturelle Fremdheit zentral bereitgestellter Inhalte thematisiert. Einen konkreten Fall solcher zentralisierter Programme analysiert Nanga-Me-Abengmoni (2023) am Beispiel des Dhoch3-Programms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (vgl. Deutscher Akademischer Austauschdienst 2023). Dabei kritisiert er, dass sowohl infrastrukturelle Gegebenheiten als auch kulturelle Besonderheiten in der Umsetzung nur unzureichend berücksichtigt werden, was die Effektivität des Programms im kamerunischen Kontext einschränkt. Diese Kritik wird auch von Fathy/Buchholz (2023: 14–22) bestätigt, die auf Herausforderungen bei der internationalen Implementierung von Dhoch3 eingehen und kulturelle Anpassungen als notwendige Bedingung für den Erfolg des Programms benennen.
Ähnliche Herausforderungen bestehen beim Online-Angebot Deutsch Online und dem Fortbildungsprogramm DLL – Deutsch Lehren Lernen des Goethe-Instituts (Goethe-Institut o.J.). Obwohl diese Programme didaktisch ausgereift sind, berichten Nutzer*innen aus Kamerun von eingeschränkter Zugänglichkeit, technischer Überforderung und mangelnder Relevanz der Inhalte für die lokale Lehrpraxis (vgl. Nanga-Me-Abengmoni 2022). Auch Tsamo (2023) verweist auf den limitierten Einsatz digitaler Medien – speziell von Online-Wörterbüchern – im DaF-Unterricht Kameruns. Technische Defizite und fehlende Schulung verhindern deren umfassende Nutzung, was den Bedarf an lokalen, angepassten Lösungen unterstreicht.
Die empirische Studie von eLearning Africa/EdTech Hub (2020: 15) untermauert diese Befunde mit quantitativen Daten: Während der COVID-19-Pandemie verfügten über 80 % der Studierenden in Kamerun über keinen stabilen Internetzugang, was digitalen Unterricht erheblich erschwerte. Fischer/Mandl/Todorova (2002) argumentieren ergänzend, dass digitale Inhalte stets kulturell kontextualisiert werden müssen, um Lernwirksamkeit und Akzeptanz sicherzustellen. Auch die aktuellen Daten des UNESCO Institute for Statistics (2023) zeigen, dass Kamerun mit wachsenden Studierendenzahlen und steigender Nachfrage nach Fremdsprachenausbildung konfrontiert ist. Dies erfordert skalierbare, digital gestützte Bildungsformate. Während bisherige Studien wichtige Einzelfacetten beleuchten, fehlt bislang eine umfassende Analyse, die strukturelle, technologische und kulturelle Rahmenbedingungen systematisch zusammenführt und daraus fundierte theoretische Impulse für nachhaltige Digitalisierungsstrategien im Bildungsbereich ableitet.
1.4 Zielsetzung der Studie
Diese Studie verfolgt das Ziel, eine systematische Bestandsaufnahme der Nutzung und Integration von OM in die DaF-Lehrerausbildung in Kamerun im Jahr 2023 zu erstellen. Im Zentrum steht die Analyse des Zusammenspiels technologischer und kultureller Bedingungen sowie deren theoretische Relevanz für nachhaltige Bildungsstrategien. Ausgangspunkt ist ein erweiterter Kulturbegriff, der Kultur, Infrastruktur, Ausbildung und Technologie als dynamisch verflochtene Faktoren versteht.
Im Unterschied zu praxisorientierten Arbeiten, die vorrangig Empfehlungen geben, zielt dieser Artikel auf eine theoretisch fundierte Analyse der komplexen Wechselwirkungen zwischen Kultur und Technologie. Ziel ist es aufzuzeigen, welche Faktoren bei der Entwicklung lokaler Digitalstrategien berücksichtigt werden müssen, um die Ziele der UN-Nachhaltigkeitsagenda – insbesondere SDG 4 (hochwertige Bildung) und SDG 17 (internationale Partnerschaften) – wirksam zu unterstützen (vgl. United Nations Department of Economic and Social Affairs 2023: 20–22; 46–48). Hierzu wird im weiteren Verlauf das CITRA-Modell entwickelt, das eine systematische Analyse technologischer, kultureller und didaktischer Wechselwirkungen ermöglicht und konkrete Orientierungsgrößen für eine nachhaltige OM-Integration in ressourcenlimitierten Bildungssystemen bietet.
1.5 Relevanz für die internationale DaF-Forschungsgemeinschaft
Für die internationale DaF-Forschungsgemeinschaft bietet diese Untersuchung fundierte Einblicke in das komplexe Ineinandergreifen von Kultur, Infrastruktur und Technologie im kamerunischen Kontext. Sie betont die Notwendigkeit kulturell adaptierter Bildungsstrategien, die lokale Rahmenbedingungen ernst nehmen und zugleich globale Anschlussfähigkeit ermöglichen (vgl. UNESCO 2021:129). Der in dieser Arbeit entwickelte erweiterte Kulturbegriff sowie das darauf aufbauende CITRA-Modell liefern einen innovativen theoretischen Ansatz, der für Forschung und Bildungsplanung über Kamerun hinaus in vergleichbaren Kontexten nutzbar gemacht werden kann. Die konzipierten theoretischen Erweiterungen des Technology Acceptance Models (TAM) von Davis (1989) und des TPACK-Modells nach Mishra und Koehler (2006) sowie die empirisch fundierten Analysen bieten eine differenzierte Grundlage für Forschungsvorhaben, die sich mit der Integration digitaler Medien in ressourcenlimitierten, kulturell diversen Bildungssystemen befassen.
Die Arbeit leistet so nicht nur einen Beitrag zur Weiterentwicklung digitaldidaktischer Theorierahmen, sondern sendet auch Impulse für die Entwicklung lokal adaptierter Digitalstrategien, insbesondere im Kontext globaler Bildungskooperationen und internationaler Entwicklungsziele.
1.6 Strukturübersicht
Der Artikel ordnet die DaF-Lehrerausbildung in Kamerun zunächst bildungspolitisch und institutionell ein und analysiert anschließend die Rolle digitaler Medien im Lichte bestehender Herausforderungen. Daran anschließend werden die theoretischen Bezugsrahmen – insbesondere das TAM und das TPACK-Modell – vorgestellt und um einen erweiterten Kulturbegriff ergänzt. Es folgt eine Beschreibung des methodischen Vorgehens, das auf qualitativen Interviews mit Lehrkräften aller relevanten universitären Standorte basiert. Die darauf aufbauende Ergebnisdarstellung gibt Einblick in infrastrukturelle Unterschiede, digitale Kompetenzniveaus und die kulturelle Passung zentraler OM-Angebote. Im anschließenden Diskussionsteil werden diese Befunde mit den theoretischen Modellen in Beziehung gesetzt und um kontextspezifische Erweiterungen ergänzt. Eine Visualisierung zeigt zentrale Synergien für eine nachhaltige Nutzung von OM. Abschließend fasst das Fazit die Erkenntnisse zusammen, benennt Forschungsperspektiven und positioniert die Studie im Rahmen der globalen Bildungsagenda.
2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Bedeutung der Digitalisierung in der Sprachlehrerausbildung
Die Digitalisierung in der Sprachlehrerausbildung – insbesondere in ressourcenlimitierten Regionen wie Kamerun – wird in der Forschung vielfach thematisiert und zeigt, wie digitale Medien den Zugang zu Bildung erweitern und innovative Lehrmethoden ermöglichen (vgl. Nanga-Me-Abengmoni 2019). Für DaF-Lehrkräfte, die in einem globalisierten Umfeld agieren, eröffnen digitale Technologien die Möglichkeit, interaktive und flexible Lernumgebungen zu gestalten, die auf spezifische Lernbedürfnisse reagieren.
Diese Studie versteht Digitalisierung als Instrument, das Bildungsprozesse skalierbar und adaptiv macht und Lehrkräfte dabei unterstützt, Sprachkompetenzen gezielt zu fördern. Die praktische Nutzung digitaler Medien bildet dabei einen wesentlichen Bestandteil der digitalen Kompetenzentwicklung (vgl. Kultusministerkonferenz 2016: 9). Ziel ist es, aufzuzeigen, wie digitale Werkzeuge in Ausbildung und Unterricht eingesetzt werden können, um Lehrmethoden zeitgemäß weiterzuentwickeln.
2.2 Technology Acceptance Model (TAM)
Das Technology Acceptance Model (TAM) von Davis (1989) hat im Bildungsbereich eine zentrale Bedeutung, da es erklärt, wie Nutzer*innen die Einführung und Nutzung neuer Technologien akzeptieren. Die Akzeptanz digitaler Medien hängt dabei maßgeblich von institutioneller Unterstützung und infrastrukturellen Bedingungen ab, wie Ortner (2020: 97) in ihrer Untersuchung an der Rhodes University in Südafrika herausarbeitet. Sie zeigt, dass digitale Medien an Hochschulen mit stabiler technischer Infrastruktur als zugänglicher, praktikabler und nachhaltiger wahrgenommen werden. Dies verweist auf einen erheblichen Handlungsbedarf im kamerunischen Kontext.
Als zentrale Einflussfaktoren gelten insbesondere der wahrgenommene Nutzen und die Benutzerfreundlichkeit digitaler Werkzeuge (vgl. Venkatesh/Bala 2008). Für DaF-Lehrkräfte in Kamerun bietet das TAM eine analytische Grundlage zur Einschätzung der Akzeptanz und Nutzung digitaler Medien. Es verdeutlicht, welche strukturellen und technischen Voraussetzungen für eine nachhaltige Integration im Bildungssystem erforderlich sind. In dieser Studie wird das TAM verwendet, um die empirischen Ergebnisse systematisch auszuwerten und zu analysieren, wie Lehrkräfte digitale Medien wahrnehmen und annehmen.
Die folgende Abbildung stellt das TAM dar, in dessen Struktur diese Zusammenhänge analysiert werden:
Abb. 1: Schema des Technologie-Akzeptanz-Modells (vgl. Davis 1989)
2.3 TPACK-Modell: Technological Pedagogical Content Knowledge
Ein weiteres relevantes Modell ist das TPACK-Modell (Technological Pedagogical Content Knowledge) nach Mishra und Koehler (2006). Es beschreibt, wie technologisches, pädagogisches und fachliches Wissen effektiv kombiniert werden können, um digitale Medien lernzielorientiert und kulturell angepasst im Unterricht einzusetzen. Im kamerunischen DaF-Kontext dient das TPACK-Modell als theoretische Grundlage, um zu analysieren, welche spezifischen Kompetenzen Lehrkräfte für die Nutzung digitaler Medien benötigen und wie kulturelle Besonderheiten der Lernenden dabei berücksichtigt werden können. Im Ergebnisteil dieser Studie wird das TPACK-Modell genutzt, um gezielt zu untersuchen, inwieweit diese Kompetenzen bei kamerunischen DaF-Lehrkräften vorhanden sind und welche Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung auftreten.
2.4 Medienkompetenzmodell nach Baacke
Das Medienkompetenzmodell von Baacke (1997: 98) bietet eine ergänzende Perspektive auf die Entwicklung digitaler Kompetenzen. Es unterscheidet vier zentrale Dimensionen: Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediendesign. Diese Struktur ermöglicht es, die für den Einsatz digitaler Medien erforderlichen Kompetenzen systematisch zu erfassen. Sie zeigt auf, wie Lehrkräfte im kamerunischen Kontext dazu befähigt werden können, Medieninhalte kritisch zu bewerten und deren Einsatz pädagogisch sinnvoll zu gestalten. Besonders Medienkritik und Medienkunde gewinnen im kamerunischen Bildungsumfeld an Bedeutung, da Lehrkräfte die kulturelle Relevanz und Anwendbarkeit digitaler Inhalte hinterfragen müssen, bevor sie diese im Unterricht einsetzen. Diese kritische Auseinandersetzung trägt dazu bei, digitale Materialien an die sprachlichen und kulturellen Bedingungen vor Ort anzupassen und ihre didaktische Wirksamkeit zu erhöhen (vgl. Baacke 1997).
2.5 Digitale Kompetenzentwicklung und generationelle Unterschiede
Die Entwicklung digitaler Kompetenzen bei Lehrkräften geht weit über das bloße Bedienen von Technologien hinaus, wie Rösler (2010: 1199) darstellt. Sie setzt ein vertieftes Verständnis darüber voraus, wie digitale Medien didaktisch und methodisch sinnvoll in den Unterricht integriert werden können. Für die DaF-Lehrerausbildung in Kamerun ist dabei insbesondere die praktische Anwendung digitaler Werkzeuge zentral, da sie es Lehrkräften ermöglicht, interaktive und ansprechende Lerninhalte zu gestalten. Dabei spielen generationelle Unterschiede eine bedeutende Rolle. Jüngere Lehrkräfte, die mit digitalen Technologien aufgewachsen sind, zeigen eine höhere Akzeptanz und größere Flexibilität im Umgang mit digitalen Medien. Ältere Lehrkräfte hingegen benötigen häufig zusätzliche Unterstützung, um ihre digitalen Kompetenzen weiterzuentwickeln und auf den aktuellen Stand zu bringen (vgl. Initiative D21 2019). Diese Diskrepanz macht gezielte Schulungsmaßnahmen erforderlich, um sicherzustellen, dass alle Lehrkräfte – unabhängig vom Alter – über die notwendigen digitalen Fähigkeiten verfügen.
Im empirischen Teil dieser Studie werden diese generationellen Unterschiede als analytische Kategorie herangezogen. Ziel ist es, zu untersuchen, inwiefern sie die Akzeptanz und Nutzung digitaler Medien beeinflussen und welche spezifischen Herausforderungen sich daraus für die Kompetenzentwicklung von DaF-Lehrkräften in Kamerun ergeben.
2.6 Kulturelle Anpassung digitaler Inhalte
Compaoré (2018, 2021: 49) betont, dass mediendidaktische Konzepte wie kollaborative E-Learning-Ansätze gezielt kulturelle Deutungsmuster berücksichtigen sollten, um im subsaharischen Raum wirksam zu sein. Solche kulturspezifischen Ansätze sind im kamerunischen DaF-Unterricht besonders relevant, da sie die kulturelle Identität sowie das lokale Wissen der Studierenden einbeziehen und damit die Anschlussfähigkeit und Relevanz digitaler Inhalte erhöhen.
Auch Nanga-Me-Abengmoni (2022) hebt hervor, dass digitale Bildungsmedien nur dann effektiv sind, wenn sie an die kulturellen und bildungsspezifischen Gegebenheiten des jeweiligen Kontextes angepasst werden. Diese Anpassung setzt voraus, dass Lehrkräfte neben technologischen und didaktischen auch interkulturelle Kompetenzen entwickeln. Eine solche Sensibilität befähigt sie, digitale Materialien so zu gestalten, dass sie die Lebenswelt und kulturellen Besonderheiten der Lernenden widerspiegeln. Ein Beispiel ist die Ergänzung von Lerninhalten zur deutschen Kultur durch Kontexte, die für kamerunische Lernende verständlich und bedeutsam sind. Diese Form kultureller Bezugnahme unterstützt die Identifikation mit dem Material und fördert sowohl das inhaltliche Verständnis als auch die Motivation im Lernprozess (vgl. ebd.).
Ein erweiterter Kulturbegriff zeigt darüber hinaus, dass die Anpassung digitaler Bildungsmedien an lokale Kontexte nicht isoliert von infrastrukturellen, ausbildungsbezogenen und technologischen Rahmenbedingungen gedacht werden kann. In Kamerun bedeutet dies, dass digitale Medien nicht nur kulturelle Normen widerspiegeln, sondern auch auf Herausforderungen wie unzuverlässige Infrastruktur oder ungleiche digitale Kompetenzen reagieren müssen. Flexible Lösungen wie offline-fähige Lernmodule, datenarme Plattformen oder gemeinschaftlich nutzbare Geräte schaffen hier Synergien zwischen kultureller Relevanz und technologischer Realisierbarkeit. Gleichzeitig sind Fortbildungsmaßnahmen erforderlich, die technische und kulturelle Sensibilität miteinander verbinden, um Lehrkräfte zur didaktischen Anpassung an die Lebensrealität ihrer Lernenden zu befähigen.
Diese ganzheitliche Perspektive macht deutlich, dass erfolgreiche digitale Bildungsstrategien auf einer ausgewogenen Verbindung von technologischer Entwicklung, kultureller Sensibilität und pragmatischer Umsetzbarkeit beruhen.
Das folgende Diagramm veranschaulicht, wie die vier zentralen Dimensionen – Kultur, Infrastruktur, Ausbildung und Technologie – zusammenwirken und gemeinsam die Grundlage für den erweiterten Kulturbegriff bilden. Es zeigt, welche Synergien für die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Bildungsstrategien im kamerunischen Kontext notwendig sind.
3 Methodik
3.1 Forschungsdesign
Diese Studie folgt einem qualitativ-explorativen Forschungsansatz, da sich dieser besonders dafür eignet, die komplexen sozialen und kulturellen Dynamiken in Bildungskontexten wie Kamerun zu erfassen (vgl. Sofaer 1999; Moser/Korstjens 2017). Der explorative Charakter des Forschungsdesigns zielt darauf, neue Einsichten in die Herausforderungen, Praktiken und Potenziale der Nutzung von OM in der kamerunischen DaF-Lehrerausbildung zu gewinnen.
3.2 Durchführung der Interviews und regionale Verteilung
Die Datenerhebung erfolgte durch Interviews an den fünf Universitäten Kameruns, an denen im Jahr 2023 Germanistik unterrichtet wurde: Douala, Dschang, Yaoundé I/École normale supérieure de Yaoundé, Maroua und Bertoua. Diese Hochschulen repräsentieren die geografische und institutionelle Vielfalt des Landes und ermöglichen eine differenzierte Analyse der ressourcenbezogenen Voraussetzungen und Zugänge zu OM im Bildungsbereich. Universitäten in urbanen Zentren wie Douala und Yaoundé geben Aufschluss über die Integration digitaler Medien an vergleichsweise gut ausgestatteten Einrichtungen. Die Standorte Maroua und Bertoua spiegeln hingegen die Herausforderungen wider, die mit unzureichender technischer Infrastruktur und eingeschränkter Internetanbindung an peripheren Hochschulen verbunden sind.
Die folgende Karte zeigt die Lage der genannten Universitäten im kamerunischen Kontext:
3.3 Datenerhebung
3.3.1 Semi-strukturierte Interviews
Als Methode der Datenerhebung wurden semi-strukturierte, problemzentrierte Interviews eingesetzt (vgl. Witzel/Reiter 2022). Diese ermöglichten vertiefte Einblicke in die subjektiven Perspektiven und Erfahrungen von DaF-Lehrkräften hinsichtlich der Nutzung und Wahrnehmung von OM im Unterricht.
Der Interviewleitfaden (siehe Anhang) wurde auf Grundlage der Forschungsfragen entwickelt und umfasste thematische Bereiche wie die Wahrnehmung und Nutzung von OM, konkrete Herausforderungen bei der digitalen Umsetzung sowie kulturelle Anpassungen in der Lehre. Die Interviews wurden zwischen März und Mai 2023 mit insgesamt 13 DaF-Lehrkräften geführt, die an den zuvor genannten Universitäten tätig sind. Die Auswahl ermöglicht eine differenzierte Erhebung sowohl theoretischer als auch praktischer Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien im Lehrkontext.
3.3.2 Auswahlkriterien
Die Auswahl der Interviewpartner*innen erfolgte anhand definierter Kriterien, um ein vielfältiges und möglichst repräsentatives Spektrum der DaF-Lehrkräfte in Kamerun abzubilden. Dabei wurden folgende Merkmale berücksichtigt:
Berufsrolle: Die Stichprobe umfasst sowohl Lehrkräfte in der universitären Lehrkräftebildung als auch aktive DaF-Lehrkräfte. Dadurch werden Perspektiven aus der Ausbildungspraxis und dem konkreten Unterrichtsgeschehen gleichermaßen berücksichtigt.
Akademische Qualifikation: Eingeschlossen wurden Lehrkräfte mit unterschiedlichen akademischen Abschlüssen, etwa in laufender Promotion oder mit abgeschlossenen Masterstudiengängen. Dies ermöglicht eine Analyse verschiedener Ausbildungshintergründe und didaktischer Ansätze.
Berufserfahrung: Die Teilnehmenden verfügten über eine Berufserfahrung zwischen zwei und 32 Jahren. Diese Spannbreite erlaubt Rückschlüsse auf generationsspezifische Sichtweisen sowie auf Entwicklungen im Umgang mit digitalen Medien über längere Zeiträume hinweg.
Regionale Repräsentation: Lehrkräfte aus verschiedenen Teilen des Landes wurden berücksichtigt, um unterschiedliche technische, infrastrukturelle und organisatorische Bedingungen zwischen urbanen und ländlichen Hochschulstandorten zu erfassen.
Geschlecht und Altersverteilung: Eine ausgewogene Verteilung der Geschlechter und eine Vielfalt in der Altersstruktur gewährleisten die Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven auf die Nutzung digitaler Medien im Unterricht.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Alters- und Geschlechterverteilung der befragten Personen:
Tab. 1: Verteilung der Teilnehmer*innen nach Alter und Geschlecht (eigene Darstellung basierend auf den Interviewdaten)
| Altersgruppe (Jahre) | Anzahl | Geschlecht (%) |
| 20–29 | 3 | 66 % w/33 % m |
| 30–39 | 3 | 60 % w/40 % m |
| 40–49 | 5 | 0 % w/100 % m |
| 50–59 | 1 | 0 % w/100 % m |
| 60–69 | 1 | 0 % w/100 % m |
3.3.3 Kritische Reflexion der Stichprobe
Trotz der gezielten Auswahl ist die Stichprobe mit 13 Teilnehmenden relativ klein. Dies schränkt die Generalisierbarkeit der Ergebnisse ein, ermöglicht jedoch vertiefte qualitative Einsichten in die spezifischen Herausforderungen und Potenziale, wie sie im kamerunischen Bildungskontext auftreten. Die Studie erhebt daher keinen Anspruch auf statistische Repräsentativität, sondern verfolgt das Ziel, theoretisch relevante Kategorien zu identifizieren und differenziert zu beschreiben.
Für zukünftige Forschungsvorhaben könnte eine größere Stichprobe in Kombination mit ergänzenden quantitativen Erhebungen herangezogen werden, um die Aussagekraft der Ergebnisse zu erweitern und deren Generalisierbarkeit zu überprüfen.
3.4 Durchführung der Interviews
Die Interviews dauerten jeweils zwischen 45 und 60 Minuten. Mit Zustimmung der Teilnehmenden wurden die Gespräche aufgezeichnet, um eine präzise Transkription und Analyse der Aussagen zu gewährleisten (vgl. Dresing/Pehl 2018: 20). Der Interviewleitfaden, der den Gesprächen zugrunde lag, orientierte sich an den zentralen Forschungsfragen und gliederte sich in vier Themenbereiche:
Wahrnehmung und Nutzung von OM: Fragen zur allgemeinen Einstellung gegenüber OM und deren konkretem Einsatz im Lehralltag.
Herausforderungen und Potenziale digitaler Umsetzung: Erfassung praktischer, infrastruktureller und organisatorischer Hindernisse sowie Möglichkeiten für eine verbesserte Integration.
Kulturelle Anpassung von Lehrmaterialien: Einschätzungen zur kulturellen Relevanz und Angemessenheit digitaler Inhalte im lokalen Kontext.
Einstellungen zur Akzeptanz digitaler Medien: Reflexion individueller und institutioneller Einflussfaktoren, mit Bezug auf theoretische Modelle wie TAM und TPACK.
Die offene Struktur der Interviews ermöglichte es den Lehrkräften, persönliche Erfahrungen und subjektive Wahrnehmungen differenziert darzustellen. Diese Offenheit war für die explorative Zielsetzung der Studie zentral.
3.5 Qualitative Inhaltsanalyse und Datenkodierung
Für die Auswertung der transkribierten Interviews wurde die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2016) angewendet. Die Kodierung der Daten erfolgte in mehreren Schritten: Zunächst wurden alle Interviews vollständig durchgelesen, um ein umfassendes inhaltliches Verständnis zu gewinnen. Darauf aufbauend wurden induktive und deduktive Kategorien entwickelt, die sowohl theoriebasiert als auch empirisch fundiert waren. Die strukturierte Anwendung dieser Kategorien orientierte sich am Modell von Kuckartz/Rädiker (2024) und wurde mithilfe der Software MAXQDA unterstützt. Durch die Zuordnung relevanter Textstellen zu den jeweiligen Kategorien konnte eine detaillierte Analyse spezifischer Aspekte der Integration von OM in der kamerunischen DaF-Lehrkräftebildung vorgenommen werden.
3.6 Kategoriesystem und Kodierungsprozess
Das Kategoriesystem umfasste Haupt- und Subkategorien, die sich entlang der theoretischen Modelle TAM und TPACK sowie der Forschungsziele entwickelten. Beispiele für Hauptkategorien sind:
Infrastrukturelle Herausforderungen: Unterteilt in Subkategorien wie Internetverfügbarkeit und technische Ausstattung.
Digitale Kompetenzen: Unterscheidung zwischen Basisfähigkeiten und fortgeschrittenen digitalen Fertigkeiten.
Einstellungen zur Digitalisierung: Subkategorien wie Akzeptanz und Resistenz gegenüber digitaler Transformation.
Jede Kategorie wurde nach Kodierregeln definiert, um eine konsistente Zuordnung der Interviewpassagen zu gewährleisten. Der strukturierte Kodierungsprozess ermöglichte eine differenzierte Analyse der Daten, bei der sowohl die thematische Breite als auch die inhaltliche Tiefe berücksichtigt werden konnten.
3.7 Interpretation und Berücksichtigung des kulturellen Kontexts
Ein zentraler Aspekt der Analyse bestand in der Berücksichtigung kultureller und kontextueller Besonderheiten, die im kamerunischen Bildungssystem maßgeblich für die Nutzung digitaler Lehr- und Lernmedien sind. Um diese Dimension adäquat zu erfassen, wurde das Kategoriensystem gezielt um kultur- und regionsspezifische Aspekte erweitert. Dadurch konnten Unterschiede in der Wahrnehmung, Bewertung und Anwendung von OM sichtbar gemacht werden, die auf regionale Infrastrukturausstattung, institutionelle Rahmenbedingungen sowie auf soziokulturelle Prägungen der Lehrkräfte zurückzuführen sind.
4 Ergebnisse
4.1 Infrastrukturelle Herausforderungen und regionale Unterschiede bei der OM-Integration
Die Auswertung der Interviews zeigt, dass infrastrukturelle Defizite eine zentrale Hürde für die Integration von OM in die DaF-Lehrerausbildung in Kamerun darstellen. Alle 13 befragten Lehrkräfte berichteten über erhebliche Einschränkungen durch unzureichende oder instabile Internetverbindungen sowie durch mangelnde technische Ausstattung.
Dabei traten deutliche Unterschiede zwischen den urbanen Universitäten in Douala und Yaoundé und den ländlich gelegenen Standorten Maroua und Bertoua hervor. Von den sechs Lehrkräften aus Douala und Yaoundé gaben fünf an, dass grundsätzlich Zugang zu Computern und Internet bestehe. Vier von ihnen betonten jedoch, dass häufige Netzwerkausfälle sowie eine begrenzte Verfügbarkeit der Geräte den Einsatz digitaler Medien erheblich einschränkten. Eine Lehrkraft aus Douala formulierte es so:
Obwohl wir hier in Douala grundsätzlich über bessere Ausstattung verfügen, kommt es immer wieder zu Ausfällen der Internetverbindung, was die Planung und Durchführung des digitalen Unterrichts deutlich erschwert.
An den Universitäten in Maroua und Bertoua wurde die Lage durchweg als kritisch beschrieben. Alle dort befragten Lehrkräfte schilderten die digitale Ausstattung als äußerst unzureichend. Übereinstimmend hoben sie hervor, dass die Internetverbindung entweder sehr schwach oder gar nicht vorhanden sei. Eine Lehrkraft aus Maroua erklärte:
Wir haben kaum funktionierende Computer, und die Internetverbindung ist oft so schwach, dass digitaler Unterricht nahezu unmöglich ist.
Die beschriebenen Unterschiede führen zu einer deutlichen Benachteiligung der ländlichen Regionen in Bezug auf die Integration digitaler Lehrmethoden. Während an urbanen Standorten zumindest grundlegende Voraussetzungen für den Einsatz von OM bestehen, fehlen in Maroua und Bertoua vielfach die elementaren Bedingungen. Eine Lehrkraft aus Bertoua fasste dies zusammen:
In den urbanen Gebieten ist die Ausstattung besser, aber hier in Bertoua fehlen uns oft die notwendigen Mittel, um mit digitalen Medien zu arbeiten.
Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen gaben neun der dreizehn Befragten an, im Unterricht vorwiegend auf traditionelle, analoge Methoden zurückzugreifen. Zugleich äußerten sie, dass digitale Medien grundsätzlich als sinnvolle Ergänzung zum DaF-Unterricht angesehen würden, ihre Nutzung jedoch an den strukturellen Gegebenheiten scheitere.
4.2 Digitale Kompetenzen und Generationenunterschiede
Die Interviews zeigen, dass die digitalen Kompetenzen der befragten DaF-Lehrkräfte in Kamerun stark variieren. Ein zentraler Einflussfaktor ist das Alter, das in engem Zusammenhang mit der beruflichen Sozialisation und dem Zugang zu digitalen Technologien während der Ausbildung steht.
Von den insgesamt 13 befragten Lehrkräften gehörten sechs der Altersgruppe zwischen 20 und 39 Jahren an. Diese jüngeren Lehrkräfte zeigten sich durchweg offen für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht und berichteten, regelmäßig mit digitalen Tools zu arbeiten. Fünf von ihnen gaben an, sich im Umgang mit OM sicher zu fühlen und diese aktiv in ihre Lehre zu integrieren. Eine junge Lehrkraft erläuterte:
Wir nutzen digitale Medien im Alltag, und ich sehe darin eine große Chance, den Unterricht interaktiver zu gestalten.
Besonders deutlich wurde, dass diese Lehrkräfte bereits während ihres Studiums oder zu Beginn ihrer Berufslaufbahn Erfahrungen mit digitalen Lernplattformen, sozialen Medien oder virtuellen Unterrichtsformaten gesammelt hatten. Diese Vorerfahrungen erleichtern ihnen heute die Integration digitaler Medien in den DaF-Unterricht, auch unter den Bedingungen begrenzter technischer Infrastruktur.
Demgegenüber standen sieben Lehrkräfte im Alter von 40 bis 69 Jahren, von denen sechs angaben, sich im Umgang mit digitalen Medien unsicher zu fühlen oder diese nur selten einzusetzen. Diese Lehrkräfte wurden noch in einem analogen Lehrumfeld ausgebildet und hatten im Verlauf ihrer beruflichen Tätigkeit häufig nur eingeschränkte Möglichkeiten, digitale Kompetenzen systematisch zu entwickeln. Eine ältere Lehrkraft formulierte:
Wir sind es gewohnt, mit klassischen Lehrmethoden zu arbeiten. Die Umstellung auf digitale Medien fällt vielen schwer.
Neben technischen Unsicherheiten berichteten mehrere Lehrkräfte dieser Altersgruppe auch von didaktischen Hemmnissen. Sie gaben an, sich bei der Auswahl und methodisch sinnvollen Integration digitaler Tools wenig orientieren zu können. Wiederholt wurde der Wunsch nach gezielten Fortbildungsangeboten geäußert, die auf ihren spezifischen Unterstützungsbedarf zugeschnitten sind.
4.3 Digitale Qualifizierung und lokale Anpassung zentralisierter Schulungsangebote
Zehn der dreizehn befragten Lehrkräfte schätzten ihre digitalen Kompetenzen als unzureichend ein und äußerten den Wunsch nach gezielten Fortbildungen zur didaktisch fundierten Nutzung von OM im DaF-Unterricht. Dabei wurde insbesondere das Programm Deutschonline des Goethe-Instituts genannt: Neun Lehrkräfte hatten Erfahrungen mit dem Angebot, sechs davon bewerteten die bereitgestellten Inhalte als grundsätzlich nützlich. Gleichzeitig berichteten alle neun über erhebliche Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung, insbesondere aufgrund instabiler Internetverbindungen und unzureichender technischer Ausstattung. Auch die Online-Plattform Dhoch3 des DAAD wurde von acht Lehrkräften angesprochen. Sieben von ihnen beurteilten die modularen Inhalte zur Unterrichtsplanung und zur Förderung von Medienkompetenz positiv. Kritisch hervorgehoben wurde jedoch, dass der Zugang durch infrastrukturelle Einschränkungen sowie durch eine fehlende kulturelle Anpassung erschwert werde.
Die praxisorientierte Fortbildungsreihe DLL – Deutsch Lehren Lernen des Goethe-Instituts wurde von vier Lehrkräften genannt. Drei von ihnen bezeichneten das Programm als methodisch wertvoll, wiesen jedoch darauf hin, dass die Online-Durchführung in ihrer aktuellen Form für viele Lehrkräfte in Kamerun kaum zugänglich sei.
Vor diesem Hintergrund forderten elf Lehrkräfte praxisnahe Schulungsformate, die konkrete Anwendungen – etwa Lernplattformen oder virtuelle Klassenzimmer – thematisieren und sich an den realen Bedingungen der kamerunischen Universitäten orientieren. Sieben Teilnehmende betonten zusätzlich den Bedarf an Mentoring-Programmen oder kollegialem Austausch, um digitale Kompetenzen langfristig zu stärken und den generationellen Unterschieden gezielt zu begegnen.
4.4 Digitale Unsicherheiten und informeller Kompetenzerwerb
Neun der dreizehn befragten Lehrkräfte berichteten über Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Anwendungen wie Lernplattformen, Videokonferenztools oder virtuellen Klassenzimmern. Besonders häufig wurden Probleme mit Programmen wie Zoom, Moodle und Google Classroom genannt. Eine Lehrkraft erläuterte:
Wir wissen oft nicht, wie man bestimmte Programme bedient, und es gibt kaum Schulungen dazu.
Sechs Lehrkräfte gaben an, ihre bisherigen Erfahrungen mit OM ausschließlich autodidaktisch gesammelt zu haben. Der Umgang mit digitalen Tools erfolgte dabei überwiegend im trial-and-error-Verfahren, was zu Unsicherheiten in der Unterrichtsplanung und -durchführung führte. Eine Lehrkraft aus Douala erklärte:
Ich setze digitale Anwendungen nur durch Ausprobieren ein, weil es bisher keine systematische Einführung in die Programme gibt.
Neben technischen Schwierigkeiten äußerten sieben Lehrkräfte, dass ihnen konkrete didaktische Konzepte für die Integration von OM in den Unterricht fehlen. Zwar wussten einige, wie bestimmte Tools technisch zu bedienen sind, fühlten sich jedoch unsicher darin, diese in sinnvolle methodische Abläufe zu überführen. Häufig genannte Herausforderungen betrafen die Strukturierung des Unterrichts, die Auswahl geeigneter digitaler Formate sowie die kulturelle Anpassung von Inhalten an die Lernrealitäten der Studierenden.
Diese Unsicherheiten führten dazu, dass digitale Medien meist nur eingeschränkt eingesetzt werden. Mehrere Lehrkräfte berichteten, dass sie OM vorrangig zur Verteilung von Materialien oder zur Kursorganisation nutzen, während eine didaktisch fundierte Einbindung kaum stattfindet. Eine Lehrkraft aus Yaoundé formulierte:
Wir nutzen WhatsApp, um Aufgaben zu versenden, aber wir wissen nicht, wie man den Unterricht damit wirklich digital umsetzen kann.
Vor diesem Hintergrund wünschten sich die Betroffenen gezielte Fortbildungen, die über technische Einführungen hinausgehen und konkrete didaktische Anwendungsszenarien fokussieren. Besonders betont wurde der Bedarf an niedrigschwelligen, praxisorientierten Formaten, die an die reale Infrastruktur der Universitäten angepasst sind.
4.5 Kulturelle Anpassung von OM im DaF-Unterricht
Acht der dreizehn befragten Lehrkräfte betonten, dass die kulturelle Anpassung digitaler Lerninhalte ein entscheidender Faktor für den effektiven Einsatz von OM im kamerunischen DaF-Unterricht sei. Kritisiert wurde, dass viele der verfügbaren Materialien stark europäisch geprägt seien und wenig Bezug zur Lebensrealität kamerunischer Studierender aufwiesen.
Konkret bemängelten die Lehrkräfte, dass die dargestellten Szenarien und Themen überwiegend aus westeuropäischen Kontexten stammten – etwa Weihnachtsmärkte, Fahrradtouren, U-Bahn-Fahrpläne oder städtische Alltagssituationen in Deutschland. Auch visuelle Darstellungen konzentrierten sich häufig auf hellhäutige Protagonist*innen in urbanen europäischen Umgebungen. Afrikanische Lebensrealitäten würden weder thematisch noch visuell angemessen repräsentiert.
Mehrere Lehrkräfte berichteten, dass ihre Studierenden sich mit solchen Inhalten nur schwer identifizieren könnten, was sich negativ auf die wahrgenommene Relevanz und die Motivation beim Lernen auswirke. Eine Lehrkraft äußerte:
Die Materialien sind oft nicht für unseren Kontext gemacht. Sie spiegeln nicht unsere Kultur wider.
Mit dem Wunsch, digitale Lernmaterialien sollten „unsere Kultur widerspiegeln“, verbanden die Befragten die Forderung, dass Themen wie kamerunische Familienstrukturen, lokale Feste, Märkte, das nationale Bildungssystem, Musik oder der Alltag stärker berücksichtigt werden. Sieben Lehrkräfte schlugen vor, bestehende Online-Materialien entweder gezielt durch eigene Inhalte zu ergänzen oder vollständig neue, lokal kontextualisierte digitale Lehrangebote zu entwickeln.
4.6 Empfehlungen der Lehrkräfte zur Förderung der OM-Integration
Die befragten Lehrkräfte formulierten konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Integration von OM in die DaF-Lehrerausbildung. Diese lassen sich fünf thematischen Bereichen zuordnen, wobei einzelne Aspekte unterschiedlich häufig betont wurden.
Zehn der dreizehn Lehrkräfte hoben die Verbesserung der Internetinfrastruktur als vordringlich hervor. Instabile oder nicht verfügbare Internetverbindungen wurden als zentrales Hindernis für den Einsatz digitaler Medien beschrieben. Eine Lehrkraft erklärte:
Ohne eine stabile Internetverbindung können wir digitale Medien kaum sinnvoll einsetzen.
Ebenfalls von zehn Lehrkräften wurde die Bereitstellung technischer Ausstattung wie Computer, Projektoren oder internetfähiger Endgeräte gefordert. Die mangelnde Ausstattung führe dazu, dass digitale Unterrichtsformate nicht realisiert werden könnten, selbst wenn die Lehrkräfte bereit seien, diese zu nutzen.
Neun Lehrkräfte betonten die Notwendigkeit praxisnaher Fortbildungsangebote, die sowohl technische Kompetenzen als auch didaktische Anwendungsszenarien berücksichtigen. Diese Programme sollten auf die konkreten Bedingungen kamerunischer Bildungseinrichtungen zugeschnitten sein, da bestehende Formate häufig nicht ausreichend auf lokale Herausforderungen eingehen. Sieben Lehrkräfte wiesen zudem auf den Bedarf an Mentoring-Programmen hin, die einen strukturierten Erfahrungsaustausch unter Kolleginnen und Kollegen ermöglichen. Ziel sei es, digitale Kompetenzen durch kollegiales Lernen zu stärken und die konkrete Praxisanwendung gemeinsam weiterzuentwickeln. Eine Lehrkraft bemerkte:
Ein Austausch mit Kolleginnen, die bereits Erfahrung mit OM haben, wäre sehr hilfreich.
Sechs Lehrkräfte äußerten schließlich den Wunsch nach einer lokalen Anpassung zentralisierter Programme wie Dhoch3 oder Deutschonline. Dabei wurde insbesondere die unzureichende Berücksichtigung infrastruktureller Bedingungen und kultureller Kontexte kritisiert. Solche Programme müssten, so die Einschätzung, stärker auf die realen Gegebenheiten in Kamerun abgestimmt werden, um nachhaltig wirksam zu sein.
Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die im Rahmen der Interviews geäußerten Empfehlungen und deren relative Gewichtung:
5 Diskussion
Die vorliegenden Ergebnisse bieten differenzierte Einblicke in die strukturellen, kulturellen und didaktischen Herausforderungen der Integration von OM in die kamerunische DaF-Lehrerausbildung. In der folgenden Diskussion werden diese Befunde theoriegeleitet eingeordnet und hinsichtlich ihrer Implikationen für bestehende Modelle der Medienakzeptanz (TAM) sowie der digitalen Lehrkompetenz (TPACK) analysiert. Ziel ist es, die spezifischen Bedingungen des kamerunischen Kontexts zu reflektieren und aufzuzeigen, wie theoretische Konzepte weiterentwickelt werden können, um nachhaltige, kontextsensible Digitalisierungsstrategien im dortigen Bildungsbereich zu fördern.
5.1 Infrastruktur und digitale Kompetenz als zentrale Herausforderungen
Die Interviews verdeutlichen, dass fehlende technische Ausstattung und instabile Internetverbindungen, insbesondere an ländlichen Universitäten wie Maroua und Bertoua, die didaktisch sinnvolle Nutzung digitaler Medien massiv einschränken. Auch an besser ausgestatteten Standorten wie Douala und Yaoundé berichteten vier von sechs Lehrkräften über regelmäßige Internetausfälle (vgl. Kap. 4.1). Diese strukturellen Defizite beeinflussen nicht nur die faktische Nutzung digitaler Tools, sondern auch die wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit und den subjektiven Nutzen – zwei zentrale Einflussgrößen der Technologieakzeptanz gemäß des TAM (vgl. Davis 1989; Venkatesh/Bala 2008).
Zusätzlich offenbarten die Interviews erhebliche Unsicherheiten im didaktisch-methodischen Umgang mit OM, insbesondere bei älteren Lehrkräften. Sieben der 13 Befragten gaben an, digitale Tools entweder gar nicht oder nur sehr eingeschränkt einzusetzen, da ihnen klare Konzepte und Schulungen fehlen (vgl. Kap. 4.5). Dies verweist auf Defizite im Bereich des TPACK-Modells (Mishra/Koehler 2006), das die Verzahnung technischer, pädagogischer und inhaltlicher Kompetenzen als Basis für die wirksame Integration digitaler Medien beschreibt.
Dennoch besteht unter den Lehrkräften eine grundsätzliche Offenheit gegenüber digitalen Medien – vorausgesetzt, diese sind an die vorhandene technische Ausstattung angepasst. Diese Haltung bietet Potenzial für gezielte Fortbildungsmaßnahmen, die praxisnah technische und didaktische Kompetenzen stärken. Um diese Herausforderungen im theoretischen Modell angemessen zu erfassen, schlägt die Studie eine Erweiterung des TAM vor, und zwar um die Dimensionen Technische Zugänglichkeit und Kulturelle Relevanz (vgl. Kap. 5.3.1.)
5.2 Kulturelle und generationelle Einflüsse
Neben den infrastrukturellen Bedingungen prägen auch kulturelle Normen und generationelle Unterschiede die Akzeptanz und Nutzung von OM in der kamerunischen DaF-Lehrerausbildung. Die Interviews zeigen: Ältere Lehrkräfte äußerten häufiger Unsicherheiten im Umgang mit digitalen Tools und hinterfragten deren didaktischen Nutzen. Jüngere Lehrkräfte hingegen bewerteten digitale Medien als integralen Bestandteil ihres Lehralltags und zeigten sich versierter in deren Anwendung (vgl. Kap. 4.2). Diese Unterschiede bestätigen zentrale Annahmen des TAM: Wahrgenommene Nützlichkeit und Benutzerfreundlichkeit sind nicht nur technologisch, sondern auch biografisch und kulturell geprägt.
Ein zentrales Ergebnis betrifft die kulturelle Fremdheit zentral bereitgestellter Inhalte. Acht der 13 Befragten kritisierten, dass viele Materialien – etwa aus dem Dhoch3-Programm oder Deutschonline – stark auf europäische Kontexte fokussiert seien und wenig Anschluss an die Lebenswelt kamerunischer Lernender böten (vgl. Kap. 4.5). Diese mangelnde kulturelle Relevanz beeinträchtigt nicht nur die Motivation der Studierenden, sondern auch die Bereitschaft der Lehrkräfte, OM didaktisch zu integrieren.
Hier setzt TPACK an. Die empirischen Befunde legen nahe, dass auch dieses Modell erweitert werden könnte – nämlich um eine vierte Dimension: kulturelles Wissen. Darunter wird die Fähigkeit verstanden, digitale Inhalte an lokale Kontexte anzupassen, kulturelle Ausdrucksformen einzubeziehen und soziokulturelle Codes adäquat zu adressieren (vgl. Kap. 5.3.2). Solche Anpassungen fördern nicht nur die didaktische Wirksamkeit, sondern auch die Akzeptanz digitaler Medien.
Zudem zeigte sich, dass generationelle Differenzen nicht nur durch technologische Kompetenzen bestimmt sind, sondern auch durch ungleiche Zugangsmöglichkeiten zu Fortbildungen. Jüngere Lehrkräfte hatten häufiger Gelegenheit, digitale Tools bereits in ihrer Ausbildung kennenzulernen, während ältere Lehrkräfte vielfach autodidaktisch agieren (vgl. Kap. 4.5). Dies unterstreicht die Notwendigkeit zielgruppenspezifischer Fortbildungsangebote, die sowohl technisches Know-how als auch kulturelle Sensibilität vermitteln und an den jeweiligen biografischen Kontext der Lehrkräfte anknüpfen.
5.3 Theoretische Implikationen
Die empirischen Ergebnisse dieser Studie liefern nicht nur Einblicke in die konkrete Nutzung von OM in der kamerunischen DaF-Lehrerausbildung, sondern werfen auch grundlegende Fragen zur Tragfähigkeit etablierter theoretischer Modelle auf. Sowohl TAM als auch TPACK haben sich als hilfreiche Analyserahmen erwiesen, reichen jedoch nicht aus, um die komplexen Wechselwirkungen von Infrastruktur, Kompetenzentwicklung und kultureller Relevanz in ressourcenlimitierten Kontexten wie Kamerun umfassend zu erfassen. Auf Grundlage der Interviews wird deutlich, dass klassische Determinanten von Akzeptanz – etwa wahrgenommener Nutzen und Benutzerfreundlichkeit (TAM) – stark durch technische und kulturelle Rahmenbedingungen geprägt sind. Ebenso zeigt sich, dass der didaktisch wirksame Einsatz digitaler Medien nicht allein auf technisches und pädagogisches Wissen gestützt werden kann, sondern auch die kulturelle Anschlussfähigkeit von Lerninhalten berücksichtigen muss (TPACK).
Die folgenden Abschnitte diskutieren daher, wie beide Modelle erweitert werden können, um den spezifischen Anforderungen in Kamerun und vergleichbaren Kontexten besser gerecht zu werden. Ziel ist es, theoretische Modelle an reale Bildungsbedingungen anzupassen und dadurch einen praxisrelevanten Beitrag zur internationalen Bildungsforschung zu leisten.
5.3.1 Erweiterung des TAM-Modells
TAM erklärt die Nutzung digitaler Technologien primär über zwei Faktoren: den wahrgenommenen Nutzen und die Benutzerfreundlichkeit (Davis 1989). Diese Grundannahmen wurden durch die vorliegende Studie bestätigt – zahlreiche Lehrkräfte berichteten, dass sie digitale Tools nur dann nutzen, wenn diese als nützlich und bedienbar erlebt werden. Zugleich zeigt sich, dass diese Wahrnehmungen stark durch externe Bedingungen geprägt sind, die im ursprünglichen Modell nur unzureichend berücksichtigt werden.
TAM2 (Venkatesh/Davis 2000) und TAM3 (Venkatesh/Bala 2008) ergänzen das Modell bereits um soziale Einflüsse und individuelle Einstellungen, etwa durch die Dimensionen subjektive Norm und wahrgenommene Kontrolle. Aufbauend auf diesen Erweiterungen zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass in ressourcenlimitierten Kontexten wie Kamerun zwei weitere Einflussgrößen besonders relevant sind:
-
Technische Zugänglichkeit
Sie beschreibt die objektive Verfügbarkeit von Infrastruktur – etwa stabile Internetverbindungen und funktionierende Endgeräte – und bestimmt maßgeblich, ob digitale Medien überhaupt genutzt werden können. In den Interviews nannten 10 von 13 Lehrkräften technische Hürden als zentrales Hemmnis (vgl. Kap. 4.1 und 4.3).
-
Kulturelle Relevanz
Diese Dimension bezieht sich auf die inhaltliche Passung von Lernmaterialien zu lokalen Normen, Themen und Wertvorstellungen. Acht Lehrkräfte kritisierten, dass viele zentrale OM-Angebote stark europäisch geprägt seien und eine stärkere kulturelle Anpassung erforderlich sei (vgl. Kap. 4.5). Inhalte, die kulturell als fremd wahrgenommen werden, mindern nicht nur die Identifikation der Lernenden, sondern auch die Bereitschaft der Lehrkräfte zur Integration entsprechender Medien.
Beide Dimensionen wirken nicht als isolierte Zusatzfaktoren, sondern modifizieren unmittelbar die Wahrnehmung von Nutzen und Benutzerfreundlichkeit: Sie schaffen entweder die Voraussetzungen für den Zugang zur Technologie oder beeinflussen, ob Inhalte als sinnvoll und anschlussfähig erlebt werden. Ein erweitertes TAM für Kamerun muss daher technische Zugänglichkeit und kulturelle Relevanz als eigenständige Determinanten der Akzeptanz berücksichtigen.
Die folgende Abbildung visualisiert das angepasste Modell für ressourcenbegrenzte Kontexte wie Kamerun:
Abb. 5: Erweitertes Technology Acceptance Model für Kamerun (eigene Darstellung in Anlehnung an Davis 1989; Venkatesh/Bala 2008)
5.3.2 Anpassung des TPACK-Modells
TPACK beschreibt die wirksame Integration digitaler Medien im Unterricht als Zusammenspiel von technischem Wissen (TK), pädagogischem Wissen (PK) und fachlichem Wissen (CK), die in ihrer Verbindung die Grundlage für professionelles Handeln mit digitalen Werkzeugen bilden (Mishra/Koehler 2006). Diese drei Dimensionen wurden durch die Ergebnisse der vorliegenden Studie grundsätzlich bestätigt. Gleichzeitig zeigt sich jedoch, dass für ressourcenbegrenzte und kulturell diverse Kontexte wie Kamerun eine vierte Dimension erforderlich ist: kulturelles Wissen (CKu).
In den Interviews gaben acht Lehrkräfte an, dass vorhandene digitale Lehrmaterialien häufig kulturell nicht anschlussfähig seien und ihre Studierenden sich mit den Inhalten kaum identifizieren könnten (vgl. Kap. 4.5). Diese Kluft zwischen zentral entwickelten Inhalten und der lokalen Lebensrealität wirkt sich negativ auf die Lernmotivation der Studierenden und die Bereitschaft der Lehrkräfte zur didaktischen Nutzung entsprechender Materialien aus.
CKu im Sinne eines erweiterten TPACK umfasst:
die Fähigkeit, Inhalte an lokale Kontexte anzupassen,
das Bewusstsein für kulturell geprägte Lernstile, Kommunikationsformen und Erwartungen,
die Kompetenz, kulturelle Ausdrucksformen und Themen in die didaktische Gestaltung digitaler Medien einzubeziehen.
Die Ergebnisse zeigen zudem, dass fehlendes Technological Pedagogical Knowledge (TPK) ein zentrales Hemmnis für den Einsatz digitaler Medien darstellt. Sieben Lehrkräfte berichteten, dass ihnen didaktische Konzepte für digitalen Unterricht fehlen, obwohl sie einzelne Tools technisch bedienen können (vgl. Kap. 4.5). Dies verweist auf die Notwendigkeit gezielter Fortbildungsmaßnahmen, die nicht nur technisches, sondern auch pädagogisches und kulturelles Wissen adressieren. Ein erweitertes TPACK mit der vierten Dimension kulturelles Wissen erlaubt eine differenzierte Analyse der Voraussetzungen für die Integration digitaler Medien in der DaF-Lehrerausbildung und bietet zugleich eine konzeptionelle Grundlage für Fortbildungsprogramme, die lokale Relevanz, kulturelle Sensibilität und technologische Kompetenz systematisch verbinden.
5.4 Das CITRA-Modell: Ein integrativer Ansatz für nachhaltige OM-Nutzung in Kamerun
5.4.1 Modellkonzeption und Zielsetzung
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Integration von OM in die DaF-Lehrerausbildung Kameruns durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren bestimmt wird: technische Zugänglichkeit, digitale Kompetenzentwicklung, didaktische Integration, kulturelle Relevanz und nachhaltige Kooperation. Um diese komplexen Wechselwirkungen systematisch zu erfassen und für Analyse sowie Strategieentwicklung nutzbar zu machen, wird das CITRA-Modell vorgeschlagen: Contextualized Integration of Technology, Resources, and Adaptation.
CITRA bietet ein praxisnahes, theoretisch fundiertes Instrument, das technologische, didaktische und kulturelle Dimensionen systematisch verknüpft. Es zielt darauf, OM nachhaltig und kontextsensibel in ressourcenlimitierten Bildungssystemen zu verankern. Dabei wird deutlich: Digitalisierung kann nur dann wirksam umgesetzt werden, wenn technische, kulturelle und didaktische Ressourcen synergetisch aufeinander abgestimmt sind.
5.4.2 Visualisierung und Beschreibung
Die Abbildung visualisiert das CITRA-Modell, das auf den Erweiterungen von TAM und TPACK basiert. Es fasst die fünf zentralen Dimensionen zusammen, die im kamerunischen Kontext für eine nachhaltige Integration von OM relevant sind: technische Zugänglichkeit, digitale Kompetenzen, didaktische Integration, kulturelle Relevanz und Kooperation. Diese Dimensionen sind vier Bereichen zugeordnet: Startdimensionen, Nutzungsvoraussetzungen, didaktisch-methodische Umsetzung sowie Wirkung und Zielorientierung. Die Terminologie ist deutschsprachig gehalten, um die Anschlussfähigkeit an den DaF-Fachdiskurs zu sichern.
Die technische Zugänglichkeit – insbesondere stabile Internetverbindungen und geeignete Endgeräte – bildet die Grundlage digitaler Bildungsprozesse. Wie in Kapitel 4.1 gezeigt, ist diese Voraussetzung an ländlichen Universitäten häufig nur eingeschränkt erfüllt. Darauf aufbauend ist der gezielte Aufbau digitaler Kompetenzen erforderlich, etwa durch praxisnahe, lokal angepasste Schulungsformate (vgl. Kap. 4.3). Ergänzend ist die Verfügbarkeit technologisch tragfähiger Anwendungen entscheidend – insbesondere solcher, die offline-fähig und datenarm sind (vgl. Kap. 4.6).
Diese Voraussetzungen ermöglichen eine didaktisch-methodische Integration von OM, die jedoch nur dann lernwirksam ist, wenn sie auch kulturell anschlussfähig gestaltet wird (vgl. Kap. 4.4 und 4.5). Kulturelle Relevanz erweist sich somit als integraler Bestandteil einer nachhaltigen Mediennutzung. Darüber hinaus betont CITRA die Rolle internationaler Kooperation, die über den reinen Technologietransfer hinausgeht und auf kontextuell verankerte Bildungsinnovationen zielt.
5.4.3 Theoretische Verortung
CITRA ist theoretisch in den Weiterentwicklungen von TAM und TPACK verankert. Während TAM die Nutzung digitaler Technologien über wahrgenommenen Nutzen und Benutzerfreundlichkeit erklärt, erweitert CITRA diesen Ansatz um technische Zugänglichkeit und kulturelle Relevanz als kontextspezifische Einflussgrößen. Diese Faktoren bestimmen maßgeblich, ob OM als sinnvoll und nutzbar erlebt werden – eine zentrale Voraussetzung für Akzeptanz in ressourcenlimitierten Kontexten des Globalen Südens.
Gleichzeitig integriert CITRA die Perspektiven von TPACK, indem neben technischem und didaktischem Wissen auch kulturelles Wissen als zentrale Kompetenz berücksichtigt wird. Die Fähigkeit, digitale Bildungsmedien lokal anzupassen, wird so zu einem wesentlichen Bestandteil professioneller Handlungskompetenz im digitalen Bildungsbereich.
CITRA führt diese theoretischen Perspektiven in einem praxisnahen, anwendungsorientierten Rahmen zusammen und bietet damit ein Instrument sowohl für die empirische Analyse als auch für die strategische Entwicklung nachhaltiger Digitalisierungsprozesse. Entscheidend ist dabei, dass die didaktisch-methodische Integration von OM nur dann lernwirksam ist, wenn sie auch kulturell anschlussfähig gestaltet wird (vgl. Kap. 4.4 und 4.5). Kulturelle Relevanz ist somit kein Zusatzkriterium, sondern integraler Bestandteil einer nachhaltigen digitalen Bildung.
Darüber hinaus betont CITRA die Bedeutung internationaler Kooperation, die über rein technischen Transfer hinausgeht und auf kontextuell verankerte Bildungsinnovationen zielt.
5.4.4 Modellkritik und Entwicklungsperspektiven
Wie jedes Modell abstrahiert auch CITRA von der komplexen Wirklichkeit. Soziopolitische und ökonomische Einflussfaktoren lassen sich nur begrenzt erfassen, und die auf Kamerun bezogene empirische Basis erfordert eine Validierung in anderen Kontexten. Dennoch bietet das CITRA-Modell das Potenzial, nicht nur die DaF-Lehrerausbildung in Kamerun zukunftsweisend zu gestalten, sondern als theoretisch fundiertes und praxisnahes Instrument auch in anderen Bildungsräumen des Globalen Südens digitale Transformationsprozesse strukturiert, kultursensibel und nachhaltig zu begleiten.
6 Fazit und zukünftige Forschung
Diese Studie hat gezeigt, dass die Integration von OM (OM) in die DaF-Lehrerausbildung Kameruns durch unzureichende digitale Infrastruktur, fehlende technische Ausstattung sowie kulturelle Passungsprobleme erheblich erschwert wird. Besonders Universitäten in ländlichen Regionen wie Maroua und Bertoua sind von instabilen Internetverbindungen, mangelnder Geräteverfügbarkeit und geringer digitaler Kompetenz betroffen. Gleichzeitig äußerten die befragten Lehrkräfte – standort- und generationsübergreifend – eine grundsätzliche Offenheit gegenüber digitalen Medien, sofern deren Einsatz realitätsnah und kultursensibel erfolgt.
Die theoretische Analyse auf Basis von TAM und TPACK verdeutlicht, dass klassische Einflussgrößen wie wahrgenommener Nutzen und Benutzerfreundlichkeit in ressourcenlimitierten Kontexten nicht ausreichen. Ergänzend sind technische Zugänglichkeit und kulturelle Relevanz zentrale Voraussetzungen für Akzeptanz und wirksame Integration. Diese wurden im Rahmen der Studie konzeptionell im CITRA-Modell zusammengeführt, das digitale Transformationsprozesse in fünf Schlüsselbereichen strukturiert: Connectivity, Infrastructure, Technology, Resources und Acceptance. CITRA bietet damit eine kontextadaptive Grundlage für die Analyse, Planung und Umsetzung digitaler Bildungsstrategien.
Das Modell betont einen erweiterten Kulturbegriff, der Technologie, Ausbildung und Infrastruktur als dynamisch verwoben mit kulturellen Normen und sozialen Praktiken begreift. Daraus ergibt sich: Digitale Bildungsstrategien in Kamerun – und vergleichbaren Kontexten – entfalten nur dann nachhaltige Wirkung, wenn technologische Lösungen kulturell anschlussfähig und infrastrukturell realisierbar sind. Offline-fähige Tools, datenarme Plattformen und lokal adaptierte Inhalte sind dabei keine optionalen Ergänzungen, sondern konstitutive Bestandteile nachhaltiger Digitalisierung.
Zukünftige Forschung sollte untersuchen, wie lokal angepasste Fortbildungsformate und Mentoring-Strukturen zur Entwicklung digitaler Kompetenzen beitragen – insbesondere im Hinblick auf generationelle Unterschiede. Darüber hinaus bedarf das CITRA-Modell einer empirischen Validierung in anderen Kontexten des Globalen Südens.
Die Ergebnisse dieser Studie leisten einen Beitrag zur Weiterentwicklung theoretischer Modelle und eröffnen praxisnahe Perspektiven für Bildungskooperationen im Sinne der SDGs 4 (hochwertige Bildung) und 17 (internationale Partnerschaften). Nicht universelle Standardmodelle, sondern lokal adaptierte, partizipativ entwickelte Strategien bilden den Schlüssel zu gerechter, nachhaltiger und kontextspezifischer Bildungsentwicklung.
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Anhang
Interviewleitfaden
Integration von OM in die DaF-Lehrerausbildung in Kamerun
Verfasser: Jörg Hartmann
-
Narrativer Impuls
Mein Thema lautet: „Integration von OM in Ausbildung und Praxis von DaF-Lehrkräften in Kamerun“. Was verstehen Sie unter OM? Welche Beispiele kennen Sie?
-
Aktueller Stand und Erfahrungen
Welche OM werden Ihrer Erfahrung nach in der DaF-Lehrerausbildung in Kamerun genutzt? Können Sie konkrete Beispiele nennen?
Wie werden diese OM eingesetzt? Können Sie Beispiele aus der Praxis schildern?
Haben Sie persönlich Erfahrungen mit dem Einsatz von OM in der DaF-Lehrerausbildung gemacht? Wenn ja, welche?
-
Wirkung und Akzeptanz von OM
Wie schätzen Sie die Akzeptanz von OM unter Dozierenden und Studierenden ein? Wie bewerten diese Gruppen den Einsatz in der DaF-Lehrerausbildung?
Gibt es Unterschiede in der Nutzung und Akzeptanz von OM an verschiedenen Universitäten in Kamerun? Können Sie Beispiele nennen, wo die Integration besonders gut oder besonders schlecht funktioniert? Woran liegen diese Unterschiede?
-
Ressourcen und Herausforderungen
Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten sehen Sie bei der Integration von OM in die DaF-Lehrerausbildung?
Wie könnten Lehrkräfte besser beim Einsatz von OM unterstützt werden? Welche Form der Unterstützung wäre Ihrer Meinung nach besonders hilfreich?
Welche curricularen Vorgaben bestehen derzeit? Müssen diese Ihrer Meinung nach angepasst werden?
Über welche technische Ausstattung verfügen Sie? Welche Ressourcen würden Sie zusätzlich benötigen?
-
Kulturspezifische Aspekte
Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass Auswahl und Anpassung von OM in der DaF-Lehrerausbildung kulturell spezifisch erfolgen – z. B. durch Integration lokaler Kontexte, Personen oder Beispiele in Übungen?
Können Sie positive Beispiele nennen, bei denen eine solche Anpassung gut umgesetzt wurde? Gibt es Beispiele, bei denen Sie sich eine stärkere Anpassung an lokale und kulturelle Gegebenheiten Kameruns wünschen würden?
-
Chancen und Potenziale
Welche Chancen sehen Sie durch die Integration von OM in die kamerunische DaF-Lehrerausbildung?
Inwiefern können OM zur Kompetenzentwicklung von Lehrkräften beitragen? Welche Kompetenzen können durch den Einsatz digitaler Medien bei Lehrkräften und Studierenden gefördert werden? Wie wichtig schätzen Sie es ein, dass Lehrende und Lernende digitale Kompetenzen erwerben?
Welche Empfehlungen würden Sie an Entscheidungsträger*innen richten, die die Integration von OM in die kamerunische DaF-Lehrerausbildung voranbringen wollen?
Haben Sie persönliche Erfahrungen oder Vorschläge, wie bestehende Bildungsplattformen und -technologien besser an die Bedingungen und Bedürfnisse der kamerunischen DaF-Lehrerausbildung angepasst werden könnten?
-
Offene Fragen
Gibt es aus Ihrer Sicht Aspekte zur Integration von OM in die DaF-Lehrerausbildung Kameruns, die wir noch nicht angesprochen haben?
Können Sie mir weitere Personen empfehlen, die zu diesem Thema relevante Perspektiven beisteuern könnten?
Abschluss
Vielen Dank, dass Sie Ihre Erfahrungen und Einschätzungen mit mir geteilt haben. Ihre Beiträge sind eine wertvolle Grundlage für meine Forschung.
Kurzbio
Joerg Martin Hartmann, M.A., ist seit 2024 Experte für Unterricht am Goethe-Institut Senegal. Von 2018 bis 2023 war er DAAD-Lektor an der Université de Dschang in Kamerun. Zuvor lehrte er Germanistik und Medienkulturwissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie, wo er auch als akademischer Mitarbeiter am Zentrum für Mediales Lernen tätig war (2010–2017). Er verfügt über einen Masterabschluss in Germanistik sowie einen zweiten in International Education Management. Studien- und Forschungsaufenthalt führten ihn nach Kanada, Jordanien, Ägypten, Russland und in die USA. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der digitalen Bildung, der performativen Fremdsprachendidaktik und dem interkulturellen Lernen. Er publiziert zur Integration digitaler Medien in die DaF-Lehrkräftebildung im afrikanischen Kontext.
Anschrift:
Joerg Martin Hartmann
Experte für Unterricht
Goethe-Institut Senegal, Dakar





