1 Einleitung
Bekanntlich steckt der Fremdsprachenunterricht in einer ‚Krise‘, zumindest derjenige, der nicht das Englische zum Gegenstand hat (vgl. Caspari 2021). Daraus kann die Frage abgeleitet werden, warum das Erlernen etwa des Französischen, Spanischen oder des Italienischen noch sinnvoll oder ‚zeitgemäß‘ (vgl. Bergmann/Mayer/Plikat 2022) ist, insbesondere auch vor dem Hintergrund der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Eine bedeutende Argumentationsfigur liegt meines Erachtens in dem Verweis auf Europa und die Frage, was sprachlich-kulturelle Vielfalt in und für Europa bedeuten kann und soll (vgl. Inal 2022). Der vorliegende Beitrag geht über diese eminent europabezogene Argumentation hinaus und verdeutlicht in einem grundsätzlicheren Sinne, dass das Lehren und Lernen verschiedener Fremdsprachen gesellschaftlich betrachtet bedeutsam ist, da einerseits die Welt außerhalb des Klassenzimmers durch eine Vielfalt an Übersetzungsprozessen und -logiken gekennzeichnet ist und da sich andererseits kaum ein schulisches Fach in so zentraler und vielfältiger Hinsicht mit eben diesen Prozessen und Logiken beschäftigt wie die fremdsprachlichen Fächer. So setzt sich Fremdsprachenunterricht neben den naheliegenden sprachlichen und kulturellen Übersetzungsprozessen beispielsweise mit der Übersetzung eines Gedichts auseinandersetzen (literar-ästhetische Übersetzung), mit der ‚Übersetzung‘ eines Romans in einen Spielfilm (intersemiotische Übersetzung), bis hin zur Übersetzung im Sinne des Verstehens zielkultureller hotwords, Konzepte, Sichtweisen etc. (Übersetzung als Verstehensprozess und Übertragung in eigenkulturelle Verstehenszusammenhänge). Darüber erfahren Lernende ein ‚Über-Setzen‘ in differente Sprachkulturen und Ausdrucksweisen, sie erfahren somit sich selbst als ‚übersetzt‘, denn „Fremd- und Selbstverstehen gehören zusammen als ein- und derselbe Prozess, in dem sich beides dynamisch aus der Erfahrung der Entfremdung entwickelt“ (Bonnet/Breidbach 2007: 260).
Diese Beispiele, die sich um viele weitere ergänzen ließen, verdeutlichen, dass der vorliegende Beitrag von einem weit gefassten Übersetzungsbegriff ausgeht, womit insbesondere an die kultur- und sozialwissenschaftliche Diskussion um den translational turn angeschlossen wird. Ein weites Verständnis kann beispielsweise bis zu dem Punkt ausgedehnt werden, dass selbst der Prozess der Zeichendeutung eine Art der Übersetzung darstellt, wie es Charles Sanders Peirce (1998: 388) einmal formuliert hat: „What does it mean to speak of the ‘interpretation’ of a sign? Interpretation is merely another word for translation“. Da es sich hier jedoch um einen fremdsprachendidaktischen, und beispielsweise nicht um einen sprachphilosophisch-semiotischen Beitrag handelt, werden die Begriffe ‚translatorisch‘ bzw. ‚Übersetzung‘ insbesondere vor dem Hintergrund sprachlicher, kultureller und medialer Differenzverhältnisse gedacht. ‚Translatorisch‘ bzw. ‚translatorischer Ansatz‘ wird im Folgenden somit im Sinne des translational turn verwendet, und nicht beispielsweise im Sinne von ‚translationswissenschaftlich‘1. Was die terminologische Abgrenzung von benachbarten Begriffen anbelangt, stellt sich aus fremdsprachendidaktischer Sicht auch die Frage, wie sich Übersetzung im Sinne des translational turn zum neu konzipierten fremdsprachendidaktischen Konzept der Mediation verhält. Diese Frage wird am Ende des vorliegenden Beitrags adressiert. Die Relevanz dieser Fragestellung hängt unter anderem damit zusammen, dass fremdsprachendidaktisch zwar Mediation bzw. Sprachmittlung eine umfangreiche Auseinandersetzung und begrifflich-konzeptuelle Schärfung erfahren hat. Insbesondere in den Kultur- und Literaturwissenschaften, die wichtige Bezugswissenschaften für die Fremdsprachendidaktik darstellen, wird jedoch der Begriff der Übersetzung seit Jahren diskutiert, was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass die Frage nach einem translational turn virulent geworden ist. Die Frage nach einer ‚Wende‘ impliziert auch, dass der Begriff in zahlreichen Disziplinen aufgegriffen wird bzw. sich auf zahlreichen disziplinären Feldern als produktiv erweist. Ottmar Ette (2012: 35) spricht in diesem Zusammenhang von der „herausragende[n] Bedeutung translationaler Fragestellungen für die Entfaltung der Literatur- und Kulturwissenschaften“.
Die folgende Auseinandersetzung nimmt in diesem Zusammenhang eine Relationierung der Begriffe Übersetzung und Mediation vor, wobei zunächst ,kulturelle Übersetzung‘ in den Blick gerückt wird, um nachfolgend den translatorischen Ansatz in die fremdsprachendidaktische Diskussion einzuführen.2 Anschließend wird der fremdsprachendidaktische Begriff der Mediation, der im Companion Volume (Council of Europe 2020) entscheidend weiterentwickelt worden ist, mit dem translational turn in Beziehung gesetzt. Daran schließt das Plädoyer an, die kulturwissenschaftliche Diskussion um den translational turn fremdsprachendidaktisch stärker zu berücksichtigen und das Lernen und Lehren von Fremdsprachen entsprechend auch als ‚translatorische Praxis‘ zu verstehen, die mannigfaltige Formen der Übersetzung zum Gegenstand und zum Ziel hat, womit nicht zuletzt die gesellschaftliche Relevanz des Fremdsprachenlehrens und -lernens unterstrichen werden soll.
2 (Kulturelle) Übersetzung
In der Fremdsprachendidaktik ist insbesondere das schriftliche Übersetzen, also „einen gegebenen, in eine bestimmte Situation eingebetteten Text in einer Ausgangssprache aufzunehmen, ihn zu verstehen und zu interpretieren, um dann mit und aus ihm in der Zielsprache einen ‚neuen‘ Text zu verfassen, der in einer neuen Situation ‚Gleiches ausdrücken‘, also dem Ursprungstext gleichwertig oder ‚äquivalent‘ sein soll“ (House 2007: 10), seit geraumer Zeit in Verruf geraten. Gleichwohl ist für die universitäre fremdsprachliche Ausbildung allgemein betrachtet zu konstatieren, dass die so verstandene Übersetzung3 weiterhin eine philologische Aktivität und Realität darstellt. Im schulischen Fremdsprachenunterricht spielt die Übersetzung jedoch keine große Rolle mehr (vgl. Rössler/Reimann 2013: 12), was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass im Lexikon Fremdsprachendidaktik unter ‚Übersetzen‘ kein eigener Eintrag, sondern lediglich ein Verweis auf ‚Sprachmittlung‘ (vgl. Surkamp 2017: 356) zu finden ist. Jedoch wird der Wert des gezielten Einsatzes von Übersetzungsübungen im Fremdsprachenunterricht auch verteidigt. So sprechen Butzkamm und Caldwell (2009: 197) von einem „scandal“, den der Ausschluss des Übersetzens aus dem Fremdsprachenunterricht aus ihrer Sicht darstellt. Mehrere Publikationen plädieren entsprechend für eine ‚Neubewertung‘, an vorderster Stelle Guy Cook mit seinem Buch Translation in Language Teaching. An Argument for Reassessment (2010; vgl. darüber hinaus Witte/Harden/Oliviera 2009; Laviosa 2014; Malone/Schmenk 2016; Widdowson 2014; Huffmaster/Kramsch 2020, aber auch bereits beispielsweise Königs 1992). Darüber hinaus bekommt die maschinelle Übersetzung in jüngster Zeit über die Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz eine neue Aufmerksamkeit (vgl. exemplarisch Ducar/Schocket 2018).
Nimmt man dieses enge Verständnis von Übersetzung zum Ausgang, wonach eine Äquivalenz zwischen translandum und translatum herzustellen sei, so ist der translationswissenschaftliche Fokus auf ‚kulturelle Übersetzung‘ wichtig, um die Fachdiskussion nachzuvollziehen. Nunmehr wurde eine strikte Vorstellung von ‚Äquivalenz‘ beim Übersetzen hinterfragt, da beim Übersetzen nicht nur ‚zwei Sprachen‘, sondern ,zwei Kulturen‘ in Austausch geraten (vgl. House 2014: 3), denn Sprache ist „culturally embedded“ (ebd.). Einflussreich war in diesem Zusammenhang die sogenannte Skopostheorie (vgl. Vermeer 1978; Reiß/Vermeer 1984), die als ‚funktionalistische Konzeption von Übersetzung‘ verstanden werden kann (vgl. Koller/Henjum 2020: 247-249). Demnach steht nicht mehr die ‚Treue zum Original‘ im Fokus, sondern das, was die Übersetzung bezweckt (griech. ,skopós‘ (σκοπός) -,Zweck‘, ,Ziel‘, ,Absicht‘). Diese Perspektiven verdeutlichen, dass das Translat nicht nur hinter dem Original hervor ans Licht tritt und Eigenständigkeit beweist, sondern dass es notwendig eine „Umwandlung“ (Kogge 2017: 15) bzw. „transposition“ (Dusi 2015: 201) darstellt. Damit tritt der Akteursstatus, die agency des Übersetzens in den Blick, wie etwa Tymoczko (2007) in ihrer einschlägigen Studie für das Feld der cultural translation herausgearbeitet hat. Mit Bezug auf den Fremdsprachenunterricht lässt sich feststellen, dass die in diesem Sinne kultur-kontextuell erweiterte Zielorientierung ‚funktionale Äquivalenz‘ (vgl. House 2020: 179) bzw. „Adäquatheit, durchaus zu verstehen im Sinne von Situations- und Adressatenbezug des translatorischen Produkts“ (Wieland 2016: 110), für das fremdsprachendidaktische Konzept der Sprachmittlung wichtige Ansatzpunkte geliefert hat (vgl. Kolb 2016: 107-110).
Das folgende Zitat der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Birgit Wagner zeigt, inwiefern unter demselben Begriff cultural translation ferner eine kulturwissenschaftliche Ausdehnung über die Übersetzung von Sprachen und Texten hinaus stattgefunden hat:
When we talk about cultural translation, we mean much more than the passage from one language to another: we have to consider the travel of media-bound representations, of values, patterns of thinking and modes of behaviour from one cultural context into another, and the various transformation and intermingling processes this implies (Wagner 2010: 97).
In dem Zitat wird vom ‚Über-Setzen‘ (travel) von Verhaltensweisen, Denkmustern und Texten (einem weiten Textbegriff folgend) gesprochen. Es steht im Einklang mit der Diskussion um einen translational turn, die vor allem seit dem Ende der 2000er Jahre kulturwissenschaftlich geführt wird. Da folglich der Begriff ‚kulturelle Übersetzung‘ uneinheitlich und disziplinär mit jeweils unterschiedlicher Akzentuierung gebraucht wird, wird im Folgenden mit dem Begriff translational turn bzw. ,translatorischer Ansatz/Praxis‘ die theoretische Neudurchdringung und Ausweitung des Übersetzungsbegriffs besprochen.4
3 Translational turn
Im Zuge der Frage nach neuen Paradigmen in der kulturwissenschaftlichen Forschung (vgl. cultural turns, Bachmann-Medick 2018a, urspr. 2006) wurde mit dem wohl größten Nachdruck von Doris Bachmann-Medick das Postulat eines translational turn insbesondere in die deutschsprachige Diskussion eingebracht (vgl. Bachmann-Medick 2009; 2018a: 239–284) und in zahlreichen Publikationen theoretisch weiter untermauert (vgl. Bachmann-Medick 2008; 2014; 2017; 2019a; 2019b). Die Rede von einer ‚translatorischen Wende‘ stellt zur Diskussion, ob und inwiefern in den Geisteswissenschaften Übersetzung als eine „Analysekategorie“ (Bachmann-Medick 2017: 21) sich einerseits immer stärker ausdifferenziert und andererseits (und damit zusammenhängend) immer häufiger als erkenntnistheoretischer Horizont in unterschiedlichsten Disziplinen und Diskursen zur Anwendung kommt (vgl. Bachmann-Medick 2009: 3). Demzufolge löst sich der Übersetzungsbegriff „aus dem alleinigen Anspruch einer linguistisch konzipierten Übersetzungswissenschaft“ (Ette 2012: 31), „ohne jedoch die Text-, Sprach- und Repräsentationsdimension auszublenden“ (Bachmann-Medick 2018a: 241). Das heißt, dass ‚Wende‘ nicht im Sinne einer Umkehr zu verstehen ist, sondern vielmehr im Sinne einer schleifenförmigen, sich ausweitenden Bewegung, die, wie oben bereits deutlich geworden ist, schon lange vor der Frage um einen translational turn in den Translationswissenschaften und Translation Studies angebahnt worden ist. Ob letztlich die Frage nach einem veritablen turn zu bejahen oder zu verneinen ist, spielt für den vorliegenden Beitrag keine Rolle. Vielmehr stellt sich die Anschlussfrage, ob Übersetzung nicht nur in einem metaphorischen Sinn, sondern auch im Sinne einer „präzisierenden und kritischen Kategorie“ (Bachmann-Medick 2019b: 67) Impulse für die Fremdsprachendidaktik liefern kann.5
Um dieser Frage nachzugehen, seien nachfolgend wesentliche Punkte herausgestellt, die über die translatorische Perspektive in den Blick gelangen. Grundsätzlich ist zunächst ein perspektivisches ‚Herauszoomen‘ zu betonen. Denn im Vergleich zur langen Geschichte der Auseinandersetzung mit (kultureller) Übersetzung impliziert die Diskussion um den translational turn eine perspektivische Verschiebung, indem nicht nur einzelne (Übersetzungs-)Handlungen, sondern auch die Frage nach gesellschaftlichen Dynamiken adressiert werden. Damit ist gemeint, dass bei der (kulturellen) Übersetzung die Frage, wie ein konkreter Übersetzungsprozess – eines literarischen Textes, einer politischen Rede etc. – zu verstehen ist und inwiefern kulturelle Kontexte hierbei eine Rolle spielen, im Zentrum stand. Dabei löste sich der Blick stellenweise über den zum Beispiel betreffenden Text hinaus, um punktuell die rauschende Weite dessen, was wir Gesellschaft(en) oder Kultur(en) nennen können, mit einzubeziehen. Der ‚große Rest‘, der Gesellschaft oder Kultur konstituiert, spielte dabei keine Rolle. Translational turn bedeutet in dieser Hinsicht unter anderem eine Umkehrung der Perspektive. Hier wird nicht nur davon ausgegangen, dass Übersetzungsprozesse ohne die Berücksichtigung kultureller Kontexte zumeist kaum adäquat zu verstehen sind, mehr noch, dass Kulturen in einer erweiterten Perspektive übersetzt werden, sondern auch dass Kulturen „sich vielmehr in der Übersetzung und als Übersetzung“ konstituieren (Bachmann-Medick 2004: 162; e. H.).6 Mit den Worten von David Katan (2018: 32) wurde der Fokus von den Texten auf die Menschen umgestellt. Ich würde jedoch sagen, dass Menschen und Texte (einem weiten Textbegriff folgend) in den Blick geraten, ganz im Sinne der soziologischen Akteur-Netzwerk-Theorie, die davon ausgeht, dass Gesellschaft nicht den Hintergrund dessen bildet, was in ihr ‚passiert‘, sondern dass es gerade die „Verknüpfungen“ (Latour 2017: 409) zwischen Menschen und Dingen sind, die Gesellschaft konstituieren.7
Geht man von dieser Weitung der Perspektive unter anderem in die Bereiche des Sozialen aus, dann gelangen selbstredend unterschiedlichste Praktiken und Handlungssituationen in den Blick und dann ist die Anschlussfrage naheliegend, ob der Übersetzungsbegriff nicht überdehnt wird, so dass am Ende ‚alles Übersetzung ist‘. Tappen wir also in die „trampa de las puras metáforas“, wie es Michael Rössner (2010: 33) in seiner Auseinandersetzung mit dem Übersetzungsbegriff formuliert hat? Diese Frage kann diskutiert werden. Monika Mokre kritisiert in diesem Zusammenhang die Vorstellung, wonach metaphorisch gebrauchte Begriffe keinen analytischen Mehrwert besäßen. Sie hebt für den Übersetzungsbegriff hervor, dass die Relevanz des Konzeptes gerade in seiner metaphorischen Funktion gründet (vgl. Mokre 2018: 382–385). Kritisch rückfragen ließe sich in diesem Zusammenhang jedoch auch an die bereits erwähnte Rezension von Sinner, wann der Übersetzungsbegriff eigentlich jemals von „Eindeutigkeit und Unmissverständlichkeit“ geprägt gewesen ist, wie es Sinner (2009: 16) einfordert. Diese Debatte soll hier jedoch nicht im Zentrum stehen. Letztlich lässt sich der Vorwurf gegen beinahe sämtliche benachbarte Begriffe und Konzepte erheben, sei es Kulturtransfer oder Inter-/Transkulturalität. Entscheidend ist, dass die intensive Auseinandersetzung mit dem Übersetzungsbegriff über translationswissenschaftliche Kernbereiche hinaus – und diese Ausweitung wirft ja gerade die Frage auf, ob von einem translational turn gesprochen werden kann – auch für die Fremdsprachendidaktik wichtige Argumente und Ansätze liefert.
Im Kern kann Übersetzung gemäß dem translational turn als „kultureller und sozialer Aushandlungsprozess“ (Bachmann-Medick 2019a: 258) gefasst werden. Da diese Aushandlung in einer unter anderem durch Globalisierung, Migration und Digitalisierung geprägten Welt in wachsendem Maße zwischen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen stattfindet – zum Beispiel was Herkunft, Sprachkenntnisse, Bildung, politische Überzeugungen etc. anbelangt – geht es insbesondere auch um ein „Aushandeln von Differenzen“ (259). Indem durch Übersetzungen Differenz in den Blick genommen bis hin zu ausgehandelt wird, ergeben sich „Kontextwechsel und Anschlussfähigkeit“ (Bachmann-Medick 2017: 29) bzw. kann ,Teilhabe‘ resultieren (vgl. hierzu das Promotionskolleg PK049, das an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angesiedelt ist): „Übersetzung impliziert die Transformation von Differenzverhältnissen […], sodass verfügbar wird, was zuvor unzugänglich war, und an Kommunikation beteiligt wird, wer zuvor ausgeschlossen war“ (Dinkelaker 2023: 20). Dabei verwirft die translatorische Perspektive eine starre Fokussierung auf die binäre Logik von translandum - translatum, orientiert sich folglich nicht primär an der Frage nach Ähnlichkeit oder Äquivalenz zum Original in der Übersetzung, sondern ist mehrpolig/mehrstimmig zusammengesetzt und fungiert als Herstellungsprozess von etwas Neuem, das nicht nur eine Eigenständigkeit besitzt, sondern einen neuen Raum besetzt – hier lässt sich begrifflich an den third space als „spezifischen Handlungs‹raum› von Übersetzungsprozessen“ (Bachmann-Medick 2018a: 248, H.i.O.) anschließen.
Als Beispiel lässt sich mit Weigel der Begriff der Selbst-Übersetzung anführen. Die Frage, wie sich die Übersetzung des eigenen, zum Beispiel literarischen Textes zum Ursprungstext verhält (translandum vs. translatum), ist nicht unabhängig von der Frage nach dem Selbst-Über-Setzen des Autors bzw. der Autorin in einen neuen Sinn-, Rezeptions- und Handlungszusammenhang.
[S]elf-translation denotes the process of translating one’s own text into a different language than it was written in. But the word also implies the possibility to read it as translating the self, that is, transferring the self into another situation or condition. […] Evidently, both meanings cannot be separated, for an author who translates his or her own text into another language is necessarily personally involved in a translational process (Weigel 2018: 21).
Daran anschließend kann auch das migrantische Sprechen in der Fremd-/Landessprache der Aufnahmegesellschaft als eine Art der Selbst-Übersetzung aufgefasst werden, also als eine Übersetzung unter anderem von Muttersprache im Moment des Sprechens und dabei notwendig auch als ein Über-Setzen des Selbst in die (Sprach-)Kultur der Aufnahmegesellschaft. Translatorische Praktiken können in diesem Zusammenhang dezidiert nicht gedacht werden als Herstellung einer Äquivalenz zum Original, sondern überhaupt erst als Einbindung und Anbindung von Menschen, die andernfalls unübersetzt, d.h. unangebunden blieben.8
Das Potenzial, den Übersetzungsbegriff metaphorisch auszuweiten, ist mit dem Vorstehenden zweifelsohne deutlich geworden. Um nun konkreter zu werden, ist meines Erachtens im Vergleich zu benachbarten Begriffen und Konzepten hervorzuheben, inwiefern die translatorische Perspektive eine praxeologische Fokussierung auf konkrete Handlungspraktiken erlaubt (vgl. Langenohl 2014b: 22). Diese lassen sich beispielsweise entlang der W-Fragen konkret beleuchten. Wer oder was übersetzt (u.a. sich selbst)? Wer oder was wird (fremd-)übersetzt? Für wen wird übersetzt? Was bezweckt eine Übersetzung? Diese und andere Fragen lassen sich schwerlich zum Beispiel an benachbarte Begriffe wie Transkulturalität oder Hybridität anschließen. Für wen wird hybridisiert? Was wird transkulturalisiert und was nicht? Wer hybridisiert und warum? Diese und ähnliche Fragen würden vielmehr Verwirrung stiften, als dass sie Klärungspotenzial besäßen. Darüber hinaus denkt das translatorische Verständnis – im Gegensatz zu einem harmonistischen Interkulturalitätsverständnis (,Brückenbau‘, ,Kulturvermittlung‘)9 – stärker „Kontextwechsel, kulturelle Differenzen, Brüche, Transformation, Alterität, displacement, Diskontinuität, Missverstehen, soziale Adressierung, Konflikte und Macht“ (Bachmann-Medick 2019b: 64) mit. Von Differenzen bis hin zum „Anerkennen von Unübersetzbarkeit“ (73) wird in der Auseinandersetzung um den translational turn explizit ausgegangen (vgl. Cronin 2009: 218–219; Kogge 2017: 16). Damit unterscheidet sich der translatorische Ansatz von einem Begriff der Hybridisierung im Sinne der Verschmelzung (vgl. zu dieser Frage Wirth 2020).
Ein weiterer Aspekt, der in der Diskussion um den translational turn reflektiert wird, ist somit auch die Frage um „partial translation“ (Bachmann-Medick 2017: 33; H.i.O.).10 Fallen bestimmte Aspekte dem Übersetzungsprozess ,zum Opfer‘? Gibt es Aspekte, die unübersetzbar sind? Über den Begriff der „pre-translation“ (Bachmann-Medick 2019a: 260) gelangt in diesem Zusammenhang auch die Frage in den Fokus, welche „Bedingungen für kulturelle Übersetzbarkeit“ (268) existieren bzw. geschaffen werden müssen, damit Übersetzungsprozesse gelingen. Eine im Fremdsprachenunterricht mit deutschem Untertitel gezeigte Literaturverfilmung bedeutet noch lange nicht, dass die Voraussetzungen dafür gegeben sind, dass der Film in seiner medienspezifischen translatorischen Qualität der ‚Formbildung‘ (vgl. Meurer 2012: 38) von den Lernenden verstanden wird. Gerade wo stark differente Hintergründe aufeinandertreffen, zum Beispiel politischer oder religiöser Prägung, lässt sich fragen, inwiefern überhaupt ein gemeinsamer „Korridor“ (Bachmann-Medick 2019a: 265) existiert, der Übersetzung ermöglicht. „Immer noch stehen wir vor dem Problem, wie Übersetzungsprozesse erst einmal auf gleiche Augenhöhe zu rücken sind, noch bevor überhaupt von glatten Übersetzungskanälen oder -korridoren gesprochen werden kann“ (266). Diese Frage kann in vielfältiger Hinsicht auf das Lehren und Lernen in der Schule projiziert werden. Welche gemeinsamen Korridore braucht es, um in ‚fremde Sprachen und Kulturen einzutauchen‘ (sprachlich-kulturelles Lernen als Übersetzungsprozess), um Antisemitismusprävention umzusetzen (historische Bewusstseinsbildung als Übersetzungsprozess), um für Literatur zu begeistern (ästhetische Erfahrung als Übersetzungsprozess) etc.?
Zusätzlich zu den genannten Punkten sei der Aspekt der Macht hervorgehoben, der aus einer translatorischen Perspektive in besonderer Weise in den Blick gerät. Als schillerndes Beispiel ließe sich Malinche nennen, die indigene Übersetzerin, die die Eroberung des Aztekenreichs durch Hernán Cortés und die spanischen Konquistadoren maßgeblich mitgeprägt hat (vgl. Wrana 2023: 59-71). Doch nicht nur Malinches Akteursstatus, der durch vielfältige Ebenen und Prozesse des Übersetzens gekennzeichnet war, sondern beispielsweise auch die ,wörtliche‘ Übersetzung historisch-religiöser Texte kann nicht unabhängig von Macht und Politik betrachtet werden, genauso wenig wie das Phänomen der allenfalls partiellen ,Übersetzung‘ der Sprachen und Kulturen von Einwanderergruppen in den jeweiligen aufnehmenden Gesellschaften – historisch betrachtet etwa die Einwanderung aus der Türkei in die BRD oder aus Vietnam, Kuba und anderen ,sozialistischen Bruderstaaten‘ in die DDR betreffend. Letztgenannte Beispiele zeigen, inwiefern Übersetzung an die Herstellung von Korridoren gebunden ist, wobei unter anderem Kulturinstitutionen solche Korridore bereitstellen können (vgl. Mittelhammer 2018). Gerade aus Sicht einer individuellen Einwanderungsperspektive ist die Frage nach dem Zurechtkommen in Übersetzungsverhältnissen eine Frage von Macht und Selbst-Ermächtigung, wie mit kaum zu überbietender Eindrücklichkeit und Vielschichtigkeit Eva Hoffman in ihrem autobiographischen Roman Lost in Translation. Life in a New Language (1989) literarisch reflektiert hat. Im Detail lässt sich vor dem Hintergrund von Machtverhältnissen fragen (vgl. Lepenies 1997: 102; Cronin 2000: 94–96; Mokre 2018: 388): Was wird von welcher Sprache in welche Sprache übersetzt und was nicht? In welche Sprache lohnt es sich zu übersetzen? Wer wird gezwungen, (sich) zu übersetzen? Wer vermag sich der Übersetzung bzw. des Übersetzt-Werdens zu widersetzen?11 Was bewirkt Übersetzung? In welchen Gesellschaftsbereichen werden (von staatlicher Seite, durch Initiativen etc.) Übersetzungen angestrengt und Korridore für Übersetzung und Aushandlung etabliert?
Die Ausweitung und Ausdifferenzierung des Übersetzungsbegriffs im Sinne des translational turn, wie sie über die genannten Beispiele konkretisiert worden ist, kann auf die Orientierung am Übersetzungsparadigma in verschiedensten Disziplinen zurückgeführt werden, neben den genannten Kulturwissenschaften sei hier etwa die Soziologie genannt (vgl. Renn 2006; Wolf/Fukari 2007). Darüber hinaus lassen sich die Migration Studies anführen, wo eine Perspektive des „displacement-as-translation“ (Chakrabarty 2014: 53) fruchtbar verhandelt wird (vgl. Bachmann-Medick/Kugele 2018). Wie sich der translatorische Ansatz jedoch zur fremdsprachendidaktischen Diskussion insbesondere um den Begriff der Mediation verhält, soll im Folgenden in den Blick gerückt werden.
4 Translational turn und der fremdsprachendidaktische Mediationsbegriff
Zu Beginn dieses Beitrags wurde bereits darauf hingewiesen, dass Übersetzungsübungen im Fremdsprachenunterricht eine Randposition einnehmen, während Sprachmittlung mittlerweile als sogenannte ‚fünfte kommunikative Fertigkeit‘ u.a. in der KMK-Kompetenzmodellierung fest etabliert ist. Sprachmittlung kann mit Reimann als fremdsprachendidaktisch „differenziert entwickelte[s], spezifische[s] Konstrukt“ (Reimann 2019: 176) im deutschsprachigen Diskurs verstanden werden,12 während in jüngerer Zeit – nunmehr über den Begriff der Mediation – eine Neumodellierung vorgenommen worden ist, die Überschneidungen mit dem Übersetzungsbegriff im Sinne des translational turn aufweist. Diese (Neu-)Konzeptualisierung geht maßgeblich auf den Companion Volume zurück, der 2018 vom Europarat veröffentlicht wurde (im Folgenden wird auf die finale Version von 2020 rekurriert). Ein interessantes Detail am Rande ist, dass darin den unterrichtlichen Übersetzungsübungen wieder mehr Beachtung geschenkt wird (vgl. Reimann 2019: 167) – ganz in Entsprechung zur eingeforderten ‚Neubewertung‘, wie sie eingangs besprochen worden ist. Entscheidend ist jedoch vielmehr, dass eine Konzeptualisierung von mediation veranschlagt wird, die weit über die Sprachmittlung, wie sie in der deutschsprachigen Fachdiskussion gefasst wird, hinausgeht. In begrifflicher Nähe zum translatorischen Ansatz wird nunmehr unter mediation nicht nur „Mittlung zwischen Sprachen“, sondern auch „(Ver-)Mittlung in einem allgemeineren Sinn“ (167) verstanden. Rössler und Schädlich sprechen dabei nicht nur von einer begrifflichen „Expansion“ (Rössler/Schädlich 2019: 14), sondern auch von einer „Neuausrichtung“ (25), insbesondere da die „triadische Konstellation“ von Sprachmittlung nicht mehr „konstitutiv“ (20) sei.
Von dieser Entwicklung grenzen sich die Autorinnen dezidiert ab:
Wir betrachten die triadische Grundkonstellation […] als konstitutiv für den Sprachmittlungsprozess und fassen somit kooperative Bedeutungsaushandlungsprozesse und kollaborative Wissenskonstruktion (‚mediating concepts‘) nur dann als Sprachmittlung (inter- und intralingual), wenn mindestens eine der daran beteiligten Personen keinen direkten bzw. barrierefreien Zugang zu einem Text bzw. mündlichen Äußerungen hat und einer mittelnden Instanz bedarf. Nur so kann Mediation von Interaktion einerseits und individuellen Verstehensprozessen (‚mediating a text for oneself‘) andererseits abgegrenzt werden (21).
Während Rössler und Schädlich somit die Unterteilung von Mediation in die Bereiche mediating a text, mediating concepts und mediating communication in grundsätzlicher Hinsicht kritisch sehen, stellt Reimann insbesondere eine mangelnde begriffliche Trennschärfe zwischen den drei Bereichen und ihren Unterkategorien fest (vgl. Reimann 2019: 167). Der Autor kommt jedoch zu dem Resümee,
dass der weit greifende Ansatz im Companion interessante Anregungen zur Ausgestaltung von Sprachmittlungsaufgaben auch zwischen Sprachen im Sinne eines allgemeinen, demokratischen und auf wechselseitige Hilfe in heterogenen Gesellschaften zielenden Bildungsauftrags bietet (177).
Die Neuausrichtung des Sprachmittlungs- bzw. Mediationsbegriffs im Companion Volume wird somit in der deutschsprachigen Fachdiskussion unterschiedlich bewertet. Mittlerweile hat auch die KMK den Mediationsbegriff in Entsprechung zum Companion Volume aufgegriffen. Es entspricht vor dem Hintergrund der hier vorgelegten Argumentation geradezu einer ‚Doppeldecker-Logik‘ sich zu fragen, wie die begrifflich-konzeptuelle Übersetzungsproblematik aus dem Englischen (mediation) ins Deutsche gelöst worden ist. Das Ergebnis ist die Zusammenführung der Begriffe ‚Mediation‘ und ‚Sprachmittlung‘ in dem Sinne, dass mit Ersterem ein „interaktiver Prozess“ gemeint ist, „mit dem Kommunikation, Verständnis und Kooperation zwischen Personen ermöglicht und aufrechterhalten werden“, während mit Letzterem „die sprachlichen Prozesse der Mediation“ (KMK 2023b: 17) bezeichnet werden. In der entsprechenden Begleitbroschüre der KMK wird erläutert, dass mit dem Mediationsbegriff als einem ‚übergeordneten Konzept‘ an die Publikation des Companion Volume durch den Europarat angeschlossen wird (vgl. KMK 2023a: 16). Jedoch bleiben die beiden Begriffe unscharf und es wird nicht explizit, welche Differenzqualität der Unterscheidung von „Sprachmittlungs- bzw. Mediationssituationen“ (KMK 2023b: 17) unterliegt bzw. was unter nicht-sprachlichen Prozessen von Mediation genau zu verstehen ist.
An die Neuausrichtung des Mediationsbegriffs soll nun die Frage angeschlossen werden, welche Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten im Vergleich zum Übersetzungsbegriff gemäß dem translational turn zu konstatieren sind (s. Abb. 1). In beiden Fällen wird die Ebene der Übertragung (zum Beispiel eines Ausgangs- in einen Zieltext) transzendiert – ohne gleichsam diese Ebene auszuschließen – und werden Vermittlungsprozesse in einem allgemeineren Sinne in den Blickpunkt gerückt. Dabei kann der translatorische Ansatz als konfliktsensibler und weniger harmonistisch grundiert gelten (s. Kap. 2) als der Mediationsbegriff, wo der „user/learner acts as a social agent who creates bridges and helps to construct or convey meaning“ (Council of Europe 2020: 103). Insbesondere im Bereich von mediating communication, der die meisten Parallelen zum translatorischen Ansatz aufweist, wird deutlich, dass hier vor allen Dingen Personen konzeptuell als „cultural mediator“ (122) gefasst werden, deren Ziel darin besteht, „to expand and deepen intercultural understanding between participants in order to avoid and/or overcome any potential communication difficulties arising from contrasting cultural viewpoints“. Obgleich im Bereich mediating communication der Deskriptor ,Facilitating comunication in delicate situations and disagreement‘ enthalten ist, bleibt die Frage nach Differenz/Scheitern/Auslassung im Companion Volume insgesamt randständig bzw. werden Konfliktpotenziale harmonistisch-zielorientiert perspektiviert, indem es darum gehen soll, „to resolve a misunderstanding, delicate situation or disagreement between speakers“ (125).13
Ein weiterer Aspekt, der in der Konzeptualisierung des Mediationsbegriffs im Companion Volume wenig elaboriert ist, ist die Frage nach Selbst-Übersetzung. Diese wird vor allen Dingen in der literaturwissenschaftlichen (Was bedeutet Produktion/Übersetzung eigener Texte in eine/r andere/n Sprache?) und sozialwissenschaftlichen, insbesondere migrationsbezogenen Literatur zum Übersetzungsbegriff (Was bedeutet es, sich über die Sprache der Aufnahmegesellschaft anschlussfähig zu machen?) adressiert. Im Companion Volume bleibt sie hingegen ausgeblendet – abgesehen von einem einzelnen Hinweis, der interessanterweise den Übersetzungsbegriff und nicht den Sprachmittlungsbegriff verwendet: „Understanding the other requires an effort of translation from one’s own perspective to the other“ (Council of Europe 2020: 122). Im Sinne dieser mangelnden Zusammenführung von agency und self/other(s) bezogen auf translatorische Praktiken und Prozesse bleiben auch Machtverhältnisse im Kontext des Mediationsbegriffs unterbelichtet. Während im Kontext von Mediation primär die Frage gestellt wird, wie Sprachmittlung/Mediation gelingen kann, geht es dem translational turn lange vor der Zielebene der erfolgreichen Aushandlung zunächst einmal darum in den Blick zu rücken, wer bzw. was an dem Aushandlungsprozess beteiligt ist (bzw. nicht beteiligt ist), wer bzw. was aktiv beteiligt ist (übersetzen) bzw. zum Objekt der Übersetzung wird (übersetzt werden), was der Übersetzungsprozess hinzufügt, bewahrt bzw. fallen lässt (partial translation), inwiefern Übersetzung scheitert, in welche Sprachen bzw. aus welchen Sprachen nicht übersetzt wird, inwiefern das Übersetzungsmedium den Übersetzungsprozess präfiguriert usw.
5 Fazit
Die Verwendung des Übersetzungsbegriffs in einem erweiterten Sinne führt unumgänglich zu der kritischen Nachfrage, ob nicht jeder Prozess der Zeichendeutung eine Übersetzung darstellt (vgl. den Verweis auf Peirce weiter oben); oder ob das lesende Verstehen von (insbesondere literarischen) Texten nicht „wie eine Übersetzung [ist], fast wie eine Übersetzung in eine Fremdsprache“ (Gadamer 1999b: 283–284); oder ob Repräsentation an sich bereits eine Übersetzung darstellt, eine Auffassung, von der sich Meurer (2012: 37–39) am Beispiel filmischer Repräsentation abgrenzt.14 Die kritische Perspektive auf eine Ausdehnung des Übersetzungsbegriffs kann meines Erachtens nicht gänzlich entkräftet werden, sie muss es auch nicht. Maßgeblich für den vorliegenden Beitrag ist es vielmehr zu zeigen, dass der translatorische Ansatz nicht nur ein entgrenzendes, sondern auch ein eingrenzendes und konkretisierendes Potenzial besitzt.
Der Vergleich mit dem fremdsprachendidaktisch konzipierten Begriff der Mediation zeigt, dass sich Überschneidungen mit der translatorischen Perspektive ergeben, etwa in Hinblick auf die Adressatenorientierung und (neuerdings) die Vermittlung/Aushandlung in einem allgemeineren, gesellschaftlichen Sinne. Dabei sind jedoch auch deutliche Unterschiede zwischen beiden Begriffen zutage getreten. Diese Unterschiede können unter anderem auf die verschiedenen disziplinären Entstehungskontexte zurückgeführt werden. Der vorliegende Beitrag trägt vor diesem Hintergrund dazu bei, die vor allen Dingen kulturwissenschaftlich geführte Diskussion um den Übersetzungsbegriff an die Fremdsprachendidaktik anzuschließen. Damit soll fremdsprachendidaktisch ermöglicht werden, nicht nur mithilfe eines neu konzipierten Mediationsbegriffs – der als solcher außerhalb der Fremdsprachendidaktik nicht als bekannt vorausgesetzt werden kann –, sondern auch mithilfe eines Übersetzungsbegriffs, der in benachbarten Disziplinen eine starke Verwendung und theoretische Ausdifferenzierung erfahren hat, zugunsten der gesellschaftlichen Bedeutung des Fremdsprachenlehrens und -lernens zu argumentieren. Fremdsprachen lehren und lernen ist insgesamt betrachtet eine ‚translatorische Praxis‘ par excellence. Denn sie zeichnet sich in vielfältiger Hinsicht durch Übersetzungsprozesse und -logiken aus, wobei angesichts der Diskussion um maschinelle Übersetzung hervorzuheben ist, dass diese Prozesse und Logiken über die Frage nach (menschlicher und/oder maschineller) Sprachübersetzung weit hinausgehen.
Angesichts zunehmender Migration, internationaler Mobilität und Zusammenarbeit, aber auch angesichts von Krisen, erstarkendem Nationalismus und Xenophobie ist folglich zu fragen: Welches Schulfach ist besser geeignet, um „culture […] as a repeated ‚translation‘ of incommensurable levels of living and meaning“ (Bhabha 1994: 125) zu erschließen, zu erfahren und zu reflektieren? Die gesellschaftliche Bedeutung des Fremdsprachenlernens liegt darin, Lernende über die Auseinandersetzung mit Alterität in einem umfassenden Sinne (sprachlich, kulturell, wissens- und einstellungsbezogen) zu befähigen, in andere Sprachen, Wertvorstellungen, Denkweisen, Weltsichten und Medienkulturen ,überzusetzen‘, d.h. nicht nur (zum Beispiel für jemanden) zu vermitteln, sondern in einem „Leben in Übersetzungsverhältnissen“ (Bachmann-Medick 2019b: 63) sich selbst einbinden und das Eingebundensein anderer (kritisch) reflektieren zu können.
Dabei ist aus Sicht der fremdsprachlichen Fächer die Bedeutung der Fremdsprachen im Plural zu unterstreichen. Denn in einer Welt kultureller Differenzen und auch Konflikte kann es nur um eine möglichst ‚viel-logische‘ (vgl. Ette 2012) Auseinandersetzung mit (vor allem kulturell determinierten) Übersetzungsverhältnissen gehen. Die global-eindimensionale Logik der Kommunikation über Englisch als lingua franca wird der Analyse unserer heutigen Zeit und ihrer Herausforderungen nicht gerecht. Denn obgleich eine ins Universalistische zielende Kommunikationsbasis ein wichtiger Baustein für Aushandlung ist, müssen die inkommensurablen, in hochspezifischer Weise sprachlich-/kulturell-/identitär-partikularistischen Rahmungen in Übersetzungsprozessen und -praktiken in einem viel-logischen, und das heißt viel-sprachlichen und viel-kulturellen Sinn Berücksichtigung finden. Daraus ergibt sich die Relevanz der FremdspracheN, die eben nicht auf die eindimensionale Logik des Englischen als lingua franca reduziert werden kann.
Notes
- Was die terminologische Frage etwa nach Übersetzung, Translation oder Sprachmittlung anbelangt, kann die stark ausdifferenzierte und interdisziplinäre Diskussion hier aus Platzgründen nicht dargestellt werden. Im Folgenden wird ‚translationswissenschaftlich‘ im Sinne eines „übergeordneten Begriff[s] […], der Übersetzen und Dolmetschen konzeptuell zusammenfasst“ (Königs 2010: 1040), verwendet (vgl. auch Koller/Henjum 2020: 13). Einen konzisen Überblick über die Frage nach Übersetzung, Translationswissenschaft und Fremdsprachendidaktik liefern Sinner/Wieland (2013). Heller (2017) liefert eine kritische Auseinandersetzung mit dem translational turn aus translationswissenschaftlicher Perspektive. [^]
- Eine Verbindung zwischen dem translational turn und dem Lehren und Lernen von Fremdsprachen herzustellen ist nicht gänzlich neu. So weist von kulturwissenschaftlicher Seite Bachmann-Medick auf die translatorische Dimension in pädagogischen Kontexten hin (vgl. Bachmann-Medick 2019a: 257–258) und spricht an einer Stelle auch explizit von „Fremdsprachendidaktik als einer spezifischen Übersetzungsstrategie“ (259). Eine tiefergehende Auseinandersetzung bleibt in diesem Zusammenhang jedoch genauso aus wie von fremdsprachendidaktischer Seite, wenn etwa Kramsch (2019: 30) vom Sprachenlernen als „an act of translation“ spricht bzw. wenn Kramsch und Zhu (2019: 2) von Übersetzung sprechen „to denote not only, in a literal sense, the interlingual transfer of meaning between members of different linguistic and cultural communities, but also in a metaphorical, non-linguistic sense, the negotiation of meaning between people with different value systems and different communication cultures“. [^]
- Das an dieser Stelle behandelte Übersetzungsverständnis wird stellenweise als „philologische Übersetzung“ (Sinner/Wieland 2013: 102) bzw. als „klassische wörtliche Übersetzung“ (Reimann 2016: 8) bezeichnet; im vorliegenden Beitrag wird in diesem Sinne auch von Übersetzungsübungen gesprochen. [^]
- Die Diskussion um einen translational turn hat bisher kaum Einzug in die fremdsprachendidaktische Debatte erhalten. Nichtsdestotrotz zeigt sich bereits andeutungsweise eine uneinheitliche Begriffsverwendung: Während Kramsch (2019) bzw. Kramsch und Zhu (2019) mit dem Begriff cultural translation auf Übersetzungslogiken Bezug nehmen, die über das oben skizzierte Verständnis von kultureller Übersetzung deutlich hinaus gehen, greifen beispielsweise Vinall und Hellmich (2022: 9–11) den Begriff translational turn auf, bezeichnen damit aber primär Übersetzungsübungen im Fremdsprachenunterricht. [^]
- Für die Frage nach Präzisierung lässt sich anmerken, dass sie je nach disziplinärem Blickwinkel unterschiedlich beantwortet wird. Die ,Migration‘ des Übersetzungsbegriffs in andere Disziplinen kann einen Hinzugewinn an Präzision bedeuten, wie es zum Beispiel Wrana (2023: 46) für die Übertragung des Begriffs auf erziehungs- und sozialwissenschaftliche Bereiche beschreibt: „Dynamiken und Verstrickungen, Probleme und Perspektiven, die sich beim Übersetzen von Sprachen beobachten lassen, werden dann zu »Brillen«, die auch bei der Differenz von Kulturen oder Organisationen oder Professionen oder Tradierungsverhältnissen eine analytische Kraft entfalten und qua Analogie etwas sichtbar machen, was anderen Perspektiven entgeht.“ Für die ‚ursprünglichen‘ Diskurse wird im Zuge der begrifflichen Expansion hingegen mitunter ein Verlust an Präzision moniert, etwa wenn Sinner (2009: 16) in einer Rezension anmerkt, der Übersetzungsbegriff verkomme zu einer „catégorie poubelle“. [^]
- Diese „Hierarchisierung der Objektbereiche“ (Heller 2017: 99; H.i.O.), also beispielsweise Text/Rede vs. Gesellschaft/Kultur, wird im Beitrag von Heller (2017) aus translationswissenschaftlicher Perspektive kritisch hinterfragt. [^]
- Auf die naheliegende Anschlussfähigkeit des Übersetzungsbegriffs an die Akteur-Netzwerk-Theorie wurde bereits von Langenohl (2014a) hingewiesen. [^]
- Vgl. zu Übersetzung, Integration (bzw. Teilhabe) und Gesellschaft Renn (2006), Dinkelaker (2023) sowie überblickshaft Bachmann-Medick (2018b). [^]
- Auf ein harmonistisches Verständnis von kultureller Differenz und Übersetzung wird weiter unten in Auseinandersetzung mit dem Mediationsbegriff zurückgekommen. [^]
- Die genannten Aspekte ‚Unübersetzbarkeit‘ und ‚teilweise Übersetzbarkeit‘ können als beispielhaft dafür genannt werden, dass einige Aspekte, die in der kulturwissenschaftlichen Debatte aufgeworfen werden, translationswissenschaftlich bereits seit geraumer Zeit, wenn auch unter anderen disziplinären Vorzeichen, diskutiert werden (vgl. zu den beiden genannten Begriffen Koller/Henjum 2020: 193-196). [^]
- Diese vier Fragen verdeutlichen auch, inwiefern der Begriff des ‚Kulturtransfers‘ macht- und agency-bezogene Fragen genauso wie die Dimension des Sprachlichen weniger deutlich hervortreten lässt. Dass sich dem Konzept des Kulturtransfers nur schwerlich ein Verb zuordnen lässt (‚jemand transferiert Kultur‘(?)), lenkt darüber hinaus den Blick darauf, dass sich der Begriff stärker anbietet, vom Ende/Resultat her und weniger als prozesshaft gedacht zu werden. [^]
- Das Thema terminologische Trennschärfe betreffend: Während Reimann Sprachmittlung als ein in der deutschsprachigen Diskussion klar umrissenes Konzept versteht, hält Kolb (2016: 57) in ihrer Habilitationsschrift zu Sprachmittlung als Zwischenbilanz fest, „dass das Konzept der Sprachmittlung in Deutschland weit davon entfernt ist, eindeutig definiert zu sein.“ [^]
- Hier fühlt man sich an die deutschsprachliche Begriffsverwendung von Mediation im Sinne von Schlichtung erinnert. Vgl. hierzu Königs (2010: 1041, H. i. O.): „In den Kontext dieser begrifflichen Ungereimtheiten gehört auch, dass mancherorts der Begriff Mediation für Sprachmittlung verwendet wird; dabei ist der Terminus bereits anderwärtig besetzt und bezeichnet die Konfliktbearbeitung. Vor diesem Hintergrund scheint es dringend geraten, den Terminus Mediation nicht im Kontext der Sprachmittlung zu benutzen“. [^]
- Meurer setzt, um von Übersetzung zu sprechen, die Bedingung an, dass das (zum Beispiel filmisch) Repräsentierte/Übersetzte bereits auf eine Form (zum Beispiel einen literarischen Text im Falle einer Literaturverfilmung) zurückgreift. Realität oder Welt sei jedoch formlos, so Meurer (2012: 38), und ihre Repräsentation somit nicht als Übersetzung zu verstehen. Meines Erachtens jedoch geht die filmische Repräsentation von Welt/Realität zumeist auf zumindest subjektive Erfahrungen/Imaginationen zurück, die ihrerseits als (insbesondere verbalsprachlich) formgebunden aufgefasst werden können. Dieser Logik nach wäre eine Verfilmung von Anne Franks Tagebuch genauso als filmische Übersetzung historischer Erfahrung zu verstehen wie die Verfilmung eines gelebten Lebens, das nicht auf zum Beispiel ein Tagebuch, sondern auf sprachlich-narrativ organisierte (und somit formgebundene) Erinnerungen etwa einer Person zurückgreift, die den Holocaust überlebt hat. Das Argument von Meurer lässt sich meiner Ansicht nach noch am ehesten in Bezug auf zum Beispiel dokumentarischen Naturalismus denken. So wäre etwa bei einem Film wie Luis Buñuels Las Hurdes – Tierra sin pan zu diskutieren, ob der Film die „rohe, ›objektive Wirklichkeit‹“ (Meurer 2012: 39) in dieser Region der Extremadura im Jahre 1932 vielmehr zeigt, als dass er sie übersetzt bzw. – bezugnehmend auf Gadamer (1999a: 139–149) – vielmehr abbildet als darstellt/repräsentiert. Als Gegenposition zu Meurer ließe sich auch Mersmann (2017: 226) anführen, die „dokumentarische Migrationsfotografie als Übersetzungsleistung“ versteht. [^]
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Kurzbio
Benjamin Inal arbeitet nach abgeschlossener Promotion in hispanistischer Literaturwissenschaft sowie mehrjähriger Tätigkeit als gymnasialer Spanischlehrer als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der Fachdidaktik des Französischen und Spanischen an der Europa-Universität Flensburg.
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